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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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auf den Tisch. »Bis morgen.«
    Erst als er sich umdrehte und durch die Menge zum Ausgang steuerte, ließ er Smilow aus den Augen. Er hörte, wie Steffi Smilow bat, er solle ihr noch etwas zu trinken bestellen, sie käme gleich wieder. Dann kam sie auch schon hinter ihm her. Eigentlich wollte er nicht mit ihr reden, aber kaum waren sie draußen, packte sie ihn am Arm und drehte ihn herum.
    »Möchtest du Gesellschaft?«
    »Nein«, sagte er barscher als beabsichtigt. Dann schob er sich die Finger durchs Haar, holte tief Luft und atmete langsam aus. »Entschuldige, Steffi, aber das war wieder einer von diesen Montagen. Heute Morgen kam mein Dad vorbei. Dieser Fall wird zur Schlangengrube. Und Smilow ist ein Mistkerl.«
    »Bist du sicher, dass es das ist, was dir im Magen liegt?«
    Er senkte die Hand und schaute sie näher an. Er befürchtete, sich verraten zu haben, aber in ihren Augen standen weder Argwohn noch Anklage. Ihr Blick war weich, sanft und einladend. Er entspannte sich. »Ja, bin ich.«
    »Ich dachte nur, vielleicht…« Sie hielt inne und zuckte ganz leicht mit den Schultern. »Vielleicht wäre es dir doch lieber gewesen,
wenn wir über alles geredet hätten, bevor du das Ende unserer Beziehung beschlossen hast.« Sie berührte seine Hemdbrust. »Falls du etwas Dampf ablassen möchtest, wüsste ich etwas, was dabei immer geholfen hat.«
    »Ich weiß es auch noch.« Er lächelte sie freundlich an und hoffte, damit ihr Ego zu beschwichtigen. Trotzdem schob er ihre Hand weg und ließ sie nach einem sanften Händedruck los. »Du gehst jetzt besser wieder rein. Smilow wartet mit deinem Drink.«
    »Der soll zur Hölle fahren.«
    »Daraus könnte was werden. Ich seh dich dann morgen.«
    Er drehte sich um und ging los, aber sie rief hinter ihm her: »Hammond?« Als er sie wieder anschaute, fragte sie: »Wie fandest du sie?«
    »Wen? Dr. Ladd?« Sein nachdenkliches Stirnrunzeln war gespielt. »Kann sich gut ausdrücken. Wirkt unter Druck kühl. Aber im Gegensatz zu Smilow bin ich nicht bereit –«
    »Ich meine sie . Wie fandest du sie?«
    »Was soll ich an ihr finden?«, witzelte er mit gezwungenem Lachen. »Sie sieht klasse aus und ist offensichtlich hochintelligent.«
    Dann drehte er sich mit einem jovialen Winken um.
    Da er nicht Alex Ladds Fähigkeit zum Lügen hatte, hielt er es für sicherer, bei der Wahrheit zu bleiben.

17
    Die Zitadelle – eine der herausragendsten Einrichtungen für höhere Bildung in Amerika – befand sich nur wenige Straßenzüge von der Shady Rest Lounge entfernt. Trotz dieser räumlichen Nähe lagen in jeder Hinsicht Welten zwischen der Kneipe und der Militärakademie.
    Anders als die berühmte Akademie mit ihrer Torwache und den mustergültig gepflegten Anlagen konnte sich das Shady Rest keiner eindrucksvollen Fassade rühmen. An Stelle der ehemaligen Fenster gähnten lediglich verkohlte Löcher. Der Eingang bestand
aus einer Metalltür, in die ein Vandale ein obszönes Wort geritzt hatte. Anschließend hatte man den schlampigen Versuch unternommen, die Schmiererei mit einer dünnen Schicht schlechter Farbe zu übermalen, die leider weder zum Originalton passte noch die Kerben ausfüllte. Dadurch zog der Kraftausdruck inzwischen mehr Aufmerksamkeit auf sich als vorher. Über der Tür verkündete eine Leuchtschrift den Namen der Kneipe, der einzige Hinweis auf das, was einen hinter den Mauern erwartete. Aber selbst die Neonbuchstaben funktionierten nur sporadisch; meist flackerten und zischten sie bloß.
    Trotz ihres vornehmen Nachbarn und der eigenen Mängel passte die Shady Rest Lounge wie angegossen in ihre Umgebung, ein Stadtviertel, wo Armut und Kriminalität die Straßen beherrschten, wo die Fenster verbarrikadiert waren und jedes sichtbare Zeichen von Wohlstand wie ein Signal zum Überfall wirkte.
    Zum Selbstschutz hatte Hammond seinen Anzug gegen Jeans, T-Shirt, Baseballkappe und Turnschuhe vertauscht, die alle schon bessere Tage gesehen hatten. Trotzdem genügte ein Kleiderwechsel allein nicht. In diesem Teil der Stadt musste man zum Überleben ein gewisses Verhalten annehmen.
    Als er beim Betreten der Kneipe die entstellte Tür aufzog, trat er nicht höflich beiseite, um zwei Kerlen Platz zum Gehen zu machen. Stattdessen drängelte er sich zwischen ihnen durch, in der Hoffnung, Manns genug für die Umgebung zu wirken, aber hoffentlich nicht so aggressiv, dass er damit einen Streit vom Zaun brach, den er mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit verlieren würde. Er kam mit

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