Kein Alibi: Roman (German Edition)
ganze Insel entlanggefahren, bis nach Harbour Town, bin herumspaziert und habe die Musik aus den Freiluftbars genossen. Habe dem jungen Mann zugehört, der unter der großen Eiche die Kinder unterhielt. Ich bin hauptsächlich um den Jachthafen und raus auf die Mole gelaufen.«
»Haben Sie mit jemandem gesprochen?«
»Nein.«
»In einem Lokal gegessen?«
»Nein.«
»Sie hatten keinen Hunger?«
»Offensichtlich nicht.«
»Das ist lächerlich!«, protestierte Frank Perkins. »Dr. Ladd gibt zu, dass sie am Samstag im Hotel war, aber das waren hundert andere Leute auch. Sie ist eine attraktive Dame, die einem Mann wahrscheinlich selbst in einer Menschenmenge auffällt. Und dieser Daniels macht da keine Ausnahme.«
Hammond beobachtete sie noch immer. Als ihre Augen zu ihm wanderten, wiederholte sich jener erste Blick quer durch den Pavillon. Sofort war da eine Verbindung, er spürte es, etwas zerrte an seinem Innersten.
Perkins argumentierte noch immer: »Alex sagt, sie sei nirgendwo auch nur in die Nähe von Pettijohns Suite gekommen. Sie haben nichts, was ihre Anwesenheit dort bestätigt. Das Ganze ist nur ein Herumstochern im Nebel, weil Sie sonst nichts haben. Obwohl ich vollstes Verständnis für Ihr Bestreben habe, einen schlüssigen Verdächtigen zu präsentieren, werde ich nicht zulassen, dass meine Mandantin darunter leidet.«
»Frank, nur noch ein paar Fragen«, sagte Smilow. »Haben Sie Nachsicht mit mir.«
»Machen Sie’s kurz«, meinte der Anwalt barsch.
Smilow starrte die Psychologin unverwandt an. »Ich wüsste gerne, wo Dr. Ladd die Nacht verbracht hat.«
»Daheim.«
Ihre Antwort schien ihn zu überraschen. »Bei Ihnen zu Hause?«
»Ich war sauer, weil ich auf Hilton Head nicht reserviert hatte. Sobald ich dort war, wäre ich gern über Nacht geblieben, aber ich habe in mehreren Hotels angerufen, es war alles ausgebucht. Also bin ich nach Charleston zurückgefahren und habe in meinem eigenen Bett geschlafen.«
»Allein?«
»Ich habe keine Angst, im Dunkeln Auto zu fahren.«
»Haben Sie allein geschlafen , Dr. Ladd?«
Sie starrte ihn kalt an.
Frank Perkins sagte: »Alex, sag ihm, er soll sich verpissen. Wenn du’s nicht tust, mach ich es.«
»Detective, Sie haben den Rat meines Anwalts gehört.«
Smilow verzog die Mundwinkel nach oben, was man als Lächeln hätte deuten können. »Haben Sie sich während Ihres Aufenthalts in Harbour Town mit irgendjemandem unterhalten?«
»Ich bin durch eine der Kunstgalerien geschlendert, allerdings ohne mit jemandem zu reden. Außerdem habe ich mir am Leuchtturm ein Eis gekauft, aber das ist eine offene Eisdiele, die viel Betrieb hatte. Ich würde die junge Frau, die mich bedient hat, nicht wiedererkennen und bezweifle auch, dass sie es umgekehrt könnte. Sie hatte viele Kunden an dem Abend.«
»Also gibt es niemanden, der bestätigen kann, dass Sie dort waren?«
»Schätzungsweise nicht. Nein.«
»Und von dort sind Sie nach Hause gefahren. Ohne anzuhalten?«
»Ja.«
»Wann sind Sie daheim gewesen?«
»In den frühen Morgenstunden. Ich habe nicht darauf geachtet. Ich war sehr müde.«
»Meine Geduld ist jetzt zu Ende.« Frank Perkins half ihr höflich, aber so bestimmt vom Stuhl auf, dass weder sie noch Smilow zu widersprechen wagten. »Dafür kann Dr. Ladd eine Entschuldigung erwarten. Und wenn Sie im Zusammenhang mit diesem Fall den Medien gegenüber ihren Namen auch nur andeutungsweise fallen lassen, werden Sie nicht nur mit einem ungelösten Mord zu kämpfen haben, sondern auch mit einem Prozess, bei dem Ihnen Hören und Sehen vergeht.«
Er schob Alex Richtung Tür, aber noch ehe irgendeiner sich bewegen und ihnen Platz machen konnte, öffnete ein anderer Detective die Tür. Er hielt einen Aktendeckel in der erhobenen Hand. »Das wollten Sie doch haben, so schnell es ging.«
»Danke«, sagte Smilow und griff nach der Akte. »Wie ist’s gelaufen?«
»Madison’sche Korinthenkackerei. Meint, er entschuldigt sich, weil’s so lange gedauert hat.«
»Solange er gründlich war.«
»Steht alles da drin.«
Der Detective verschwand wieder. Zur Information der Anwesenden meinte Smilow: »Dieser Detective war bei der Autopsie als Augenzeuge dabei. Hier ist Madisons Bericht.«
Steffi drängte sich an Smilow, während er die Dokumente aus dem Umschlag zog, und überflog sie mit ihm.
Ohne den Blick vom Bericht zu heben, fragte Smilow: »Dr. Ladd, besitzen Sie eine Waffe?«
»Man könnte vieles als Waffe benützen, nicht wahr?« »Der Grund
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