Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
Gäste, die die Gastgeberin so gut gelaunt sahen, brachen ihre Gespräche ab und hörten zu.
Will blieb stehen und zog sich langsam wieder in die Ecke zurück. Nina hatte Christys Arm ergriffen und versuchte ihre Schwester ans andere Ende des Saals zu ziehen. Immer mehr Menschen umringten die beiden.
»Ist sie das?«
Will zuckte erschrocken zusammen. Er war so damit beschäftigt gewesen, Christy zu beobachten, dass er nicht gemerkt hatte, wie sich sein Vater genähert hatte.
»Die in dem roten Kleid? Das Mädchen, das dir den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gegangen ist?«
Will nickte und starrte Christy dabei unentwegt an. Und dann sank sein Mut. Nina hatte es geschafft, Christy dorthin zu schleppen, wo Shorey stand. Es sah aus, als wolle Nina die beiden zusammenbringen - oder waren Christy und Shorey alte Freunde? Sie kannten sich gut, das konnte man an ihrer Körpersprache ablesen. Moment mal, was hatte Shorey da vorhin noch gesagt, dass er was übrighätte für … die Brautjungfer ?
»O-kay«, sagte er leise zu sich selbst, als sich das letzte Puzzlestück einfügte. Natürlich - sie ist Krabbe. Christy ist die erste Brautjungfer, und die Frau, mit der Shorey wieder zusammen sein will.
Christy sah zu Shorey hoch und schenkte ihm ein überwältigendes Lächeln. Will hielt den Atem an. Er hatte sie noch nie lächeln gesehen. Warum zur Hölle musste es dieser Typ sein? Warum nicht er?
»Das wird schon, Sohn«, sagte Carl Thompson leise.
»Meinst du?«, fragte Will mit ausdrucksloser Stimme und wandte sich seinem Vater zu.
»Ich denke doch.« Er schenkte Will ein vielsagendes
Lächeln. Dann klopfte er ihm auf die Schulter, drehte sich um und ging davon.
Will drehte sich wieder um, um Christy zu beobachten.
Sie hatte ihn gesehen.
Sie stand immer noch neben Shorey, wie eine Statue, die Lippen leicht geöffnet, die Hand auf halbem Weg zum Mund - und Will realisierte, dass er das Atmen eingestellt hatte.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, während sie einander ansahen. Shorey sagte etwas zu ihr, aber sie antwortete nicht. Will nahm undeutlich wahr, dass sich sein Blickfeld immer weiter verengte, weil mehr und mehr Partygäste auf die Tanzfläche strömten.
»Eine Rede! Eine Rede!« Die Menge schaute nach vorn. Vermutlich standen dort Nina und Antonio. Will wusste es nicht genau und es war ihm auch egal.
»Eine Rede! Eine Rede!« Das Rufen hatte sich jetzt in langsames Händeklatschen verwandelt.
Und dann hatte er Christy aus den Augen verloren, hatte die Menge sie verschluckt.
Christy
21.15 Uhr
Feierabend - endlich!
»Duncan!« Christy lächelte übers ganze Gesicht, als Nina sie quer durch den Raum zu ihrem Ex geschleppt hatte und die beiden dann allein ließ. »Vielen Dank, dass du
heute früh mit dieser Fischlieferung die Situation gerettet hast!« Sie verstummte, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah - Zuneigung, vielleicht sogar Hoffnung, gefolgt von Enttäuschung, nachdem sie gesprochen hatte. Was sollte das denn?
»Gern geschehen, Christy. Für dich immer«, antwortete Duncan. »Du hattest vermutlich einen harten Tag, aber können wir trotzdem kurz reden? Ich meine, wirklich reden?« Er sah sie bittend an, und Christy wurde beklommen zumute. Er wollte etwas Wichtiges sagen, und sie war nicht sicher, ob sie es hören wollte. Glücklicherweise begannen die Gäste lautstark nach einer Rede zu verlangen. Das lieferte ihr einen Vorwand, so zu tun, als sei sie abgelenkt.
Doch etwas auf der anderen Seite des Raums hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Es kam ihr so vor, als würde jemand sie ansehen. Sie blickte sich im Raum um und erstarrte dann, hatte das Gefühl, sämtliche Luft würde aus ihrem Körper entweichen. Sie stand da und sah hinüber zu -
Will.
Er war es zweifellos - dieses wunderschöne Haar, das attraktive, besorgte Gesicht - er war auf die Party gekommen! Sie stand da wie angewurzelt und konnte den Blick nicht von ihm wenden. Duncan sagte etwas, aber sie hörte nicht, was. Immer mehr Menschen strömten zusammen, und dann konnte sie Will nicht mehr sehen.
»Christy?«, sagte Duncan noch einmal. »Komm rüber, hier ist ein ruhiger Tisch.«
»Die Rede …« Christy stockte, aber sie wusste, dass sie Duncan dieses Gespräch schuldig war.
Sie setzten sich. So beharrlich Duncan gerade noch gewesen war, jetzt zögerte er plötzlich.
Sekunden verwandelten sich in Minuten, während sie einander verlegen gegenübersaßen. Irgendwer - ein Mann - hatte angefangen, eine Rede
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