Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
zu halten, doch die Worte perlten einfach an ihr ab. Sie war hin- und hergerissen zwischen der Neugier, zu hören, was Duncan ihr zu sagen hatte, und einer vagen Befürchtung, was es sein würde.
Will war hier! War er wegen ihr gekommen oder aus einem anderen Grund? Vielleicht hatte es eine Verwechslung bei der Übergabe der Papiere gegeben? Womöglich musste er deshalb mit ihrer Mutter reden … und das war alles.
»Ah, eine Rede.« Duncan lächelte und blickte zu Nina und Antonio hinüber, die Arm in Arm vor der Menge standen. »Der perfekte Abend für die zwei. Und wie romantisch es hier drin ist! Wirklich gelungen.« Er zögerte eine Sekunde. »Je romantischer, desto besser … weil, Christy, ich …«
»Duncan …«
»Bitte.« Er legte seine Hände auf ihre. »Lass mich. Du musst einfach.«
Dann sah er ihr tief in die Augen. Christys Nerven waren zum Zerreißen gespannt, was zum einen an Wills Anwesenheit und zum anderen an der Befürchtung lag, was sie jetzt gleich zu hören bekommen würde. Aber sie sah ihn ebenfalls an und begann sich umgehend zu entspannen. Jahre unbeschwerter Vertrautheit lagen in diesem Blick, den sie miteinander wechselten. Kindheitsspiele und -träume, Teenagerliebe, die aufregende Zeit, als sie
zusammengezogen waren und das Erwachsenenleben ausprobiert hatten - all das hatten sie und Duncan miteinander geteilt. Mit ihm zusammen zu sein war auf gewisse Weise so, als würde man in ein paar alte bequeme Hausschuhe schlüpfen. Es gab nichts, wovor man sich fürchten musste.
»Nennt dich immer noch jeder Shorey, Duncan Jefferson Shore?«, fragte sie leise.
»Christy …« Er ignorierte die Frage. »Was wir miteinander hatten, war etwas ganz Besonderes.«
Sie sah weg, dann wieder zu ihm und nickte. »Ja, das war es.«
»Aber ich habe es vermasselt. Das weiß ich.«
»Nein, Duncan, hast du nicht.«
»Doch, Christy, das habe ich. Wenn ich zurückschaue, bedaure ich sehr, wie ich damals gewesen bin. Ich hatte mir vorgenommen, dir heute Abend zu sagen, dass ich mich verändert habe und ein anderer Mensch geworden bin. Aber weißt du was? Ich bin kein anderer Mensch. Ich bin immer noch derselbe, nur dass es in meinem Leben besser läuft, und das verdanke ich dir. Du hast mir immer gesagt, ich müsse mehr tun und mehr aus mir machen. Ich dachte die ganze Zeit, alles wäre prima, und habe mir eingebildet, du würdest es lieben, alles zu tun und mich zu organisieren. Aber mir ist klargeworden, dass wir in unserer Beziehung in bestimmte Rollen verfallen sind.«
»Da hast du vermutlich Recht.«
»Meinst du?«
Christy nickte. Sie spürte Tränen aufsteigen und blinzelte sie rasch weg. Ihr war nicht klar gewesen, wie viel es
ihr bedeutete, dass Duncan zugab, woran ihre Beziehung gescheitert war.
»Weißt du, Christy, Rollen sind nur etwas, das wir einstudieren . Und seit du mich verlassen hast, habe ich daran gearbeitet, diese Rolle wieder abzulegen, die ich in unserer Beziehung übernommen habe. Schluss mit dem passiven Typen, den Wegen des geringsten Widerstands, dem tatenlosen Herumsitzen. Siehst du das hier?«
Er breitete die Arme aus.
Christy lächelte. »Es ist wunderschön, Duncan. Ich bin so stolz auf dich.«
»Ehrlich?« Seine Augen strahlten. »Ich auch. Ich wusste, wenn ich noch einmal eine Chance bei dir bekommen will …«
»Duncan …«
»Okay, nicht nur bei dir, sondern überhaupt im Leben, dann musste ich zu dem Menschen werden, zu dem du mich immer ermutigt hast. Das ist dein Werk, Christy. Du hast mich dazu gebracht, Nägel mit Köpfen zu machen und mich anzustrengen, ein besserer Mensch zu werden. Kein anderer Mensch, sondern ein besserer.«
»Du warst schon immer ein guter Mensch«, flüsterte Christy. »Ein sehr guter sogar.«
»Christy?«
Die Spannung wurde schier unerträglich.
»Ja?«
»Können wir es noch einmal miteinander versuchen? Du und ich? Dieselben Menschen, andere Rollen?«
Seine Hände umklammerten ihre. Christy zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. Sie waren voller Liebe und
Hoffnung. In dem Moment wusste Christy, dass alles, was er gesagt hatte, aufrichtig gemeint war. Er würde beim nächsten Mal anders sein, wenn sie ihm eine Chance gab. Derselbe Mann, aber ihre Rollen sähen anders aus. Er hatte es im Leben zu etwas gebracht und musste nichts mehr beweisen. Christy wusste, dass er den Rest seines Lebens damit verbringen würde, sie stolz darauf zu machen, mit ihm zusammen zu sein.
»Duncan, du warst meine erste Liebe«, sagte sie und
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