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Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Titel: Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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wollte ihn. Wenn er doch nur hier wäre. Nach diesem Tag, den sie miteinander verbracht hatten, wäre das irgendwie passend.
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte den Gedanken zu vertreiben. Ein netter Kerl … ein kurzer Augenblick … eine flüchtige Begegnung … vielleicht würde sie ihm eine Karte schicken oder etwas in der Art. Aber wenn alles gesagt und getan war, gab es praktisch keinen Grund, warum sie sich jemals wiedersehen sollten.
    Und wieder überkam sie dieser nagende Schmerz.

23. Kapitel

    Will
21.10 Uhr
     
     
    C arl hatte sich verkrümelt. Das war typisch für ihn. Nachdem Will und er mit Antonio und dessen Eltern im Brunswick Park Hotel angekommen waren, hatte Carl irgendetwas gemurmelt von wegen, er müsse etwas nachsehen. Dann hatte er seine zerschlissene Lederaktentasche aus dem Kofferraum gezogen und war verschwunden. Das Gebäude hatte er jedoch nicht verlassen. Von der ruhigen Ecke aus, in die sich Will mit einem Drink zurückgezogen hatte und alles beobachtete, konnte er sehen, dass der Wagen seines Vaters noch da war.
    Vielleicht hätte er doch den Zug nach Hause nehmen sollen.
    Nur wenige Minuten zuvor waren er und sein Vater von begeisterten Partygästen umringt worden, die sich alle dafür bedankten, dass die beiden Antonio und seine Familie sicher vom Flughafen hergebracht hatten. Will hatte versucht, das Lob abzutun oder zumindest auf seinen Vater zu lenken. Schließlich war es Carl gewesen, der das Transportmittel zur Verfügung gestellt hatte, und
Will - nun ja, er hatte andere Gründe, warum er mit auf diese Party kam. Und jetzt kam er sich vor wie ein Betrüger.
    Sobald er sich höflich zurückziehen konnte, nahm er die Chance wahr. Verlegen und nervös stand er jetzt halb verdeckt hinter jener Pflanze, die er vor ein paar Stunden aus ihrem Topf gezerrt hatte.
    So habe ich mich seit der Highschool nicht mehr gefühlt , dachte er und erhaschte einen Blick auf sein Spiegelbild in dem abgedunkelten Fenster. Er sah genauso aus, wie er sich fühlte: müde, abgekämpft, allein, und er bildete sich ein, dass ihn eine Aura der Verzweiflung umhüllte wie ein alter Mantel. Was hatte er sich dabei gedacht, wieder hierherzukommen? Wenn Christy Interesse daran gehabt hätte, ihn wiederzusehen, dann wäre sie persönlich zum Flughafen gekommen und hätte nicht ihre Mutter geschickt.
    »Alles nur Hirngespinste«, flüsterte er und schüttelte den Kopf. Er nahm noch einen großen Schluck und überlegte, ob er unbemerkt durch den Hinterausgang verschwinden sollte. Der Saal war mit Luftballons, Luftschlangen, Schleifen und bunten Lichtern festlich dekoriert, der Champagner steckte in Eiskühlern, die Tische waren für das Dinner gedeckt. Die Glitzerkugel drehte sich über den Köpfen der Gäste und lockte sie auf die Tanzfläche, um sich im Takt der Musik zu bewegen.
    Und was für Musik! In diesem Moment liefen die Gypsy Kings. Seit Will den Raum betreten hatte, erklangen ununterbrochen lateinamerikanische Rhythmen. In der einen Minute war es Gloria Estefan, in der nächsten irgendein Salsa-Stück, das sogar Wills zögerlichen Fuß
dazu brachte, den Takt mitzuwippen. Das hier war keine Party, auf die man ohne Tanzpartner ging.
    Und dann plötzlich - war sie da. Will musste zweimal hinsehen und dann noch ein drittes Mal, um sicherzugehen, dass er keine Wahnvorstellungen hatte.
    Nein, das war eindeutig Christy. Und sie sah hundert-, nein tausendmal hübscher aus als in seiner Erinnerung. Dieses rote Kleid - wow!
    Er trat einen Schritt aus dem Schatten heraus, hielt dann jedoch inne. Obwohl das eigentlich kaum möglich war, fühlte er sich noch unbehaglicher als zuvor. Was sollte er tun? Zu ihr zu gehen hieße, die gesamte Tanzfläche zu überqueren. Es sei denn, er quetschte sich wie ein Spion an der Wand entlang.
    Nein, das wäre albern.
    Ein weiterer Schluck von seinem Drink verschaffte ihm wertvolle Zeit zum Nachdenken. Meine Herren, was für eine Wahnsinnsfrau! Sie wirkte ein bisschen erhitzt und hatte gerötete Wangen, wie jemand, der einen hektischen Tag hinter sich hat. Aber - so - wunderschön !
    Okay, er musste zu ihr gehen. Jetzt - warum war er sonst hergekommen? Nur Mut!
    Er stürzte den Drink hinunter, drückte das Kreuz durch, stellte das Glas auf den Boden neben die Pflanze und marschierte zielstrebig auf sie zu.
    In diesem Augenblick stürmte jedoch Nina mit einem Aufschrei auf ihre Schwester zu und rief, sie solle das Kleid am Ende der Party besser wieder zurückgeben. Andere

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