Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
okay?«
»Das werden wir nicht.«
Sie umarmten sich, und als sie wieder losließen, spürte Christy, dass Will irgendwo in der Nähe sein musste. Beobachtete er sie? Sie sah sich um, konnte ihn aber nicht entdecken. Aber sie hatte gespürt , dass er da war, und dieser Gedanke jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
Sie sah, wie sich Duncan aufrichtete und zielstrebig davonmarschierte, um sich des Problems mit dem Gast anzunehmen. Christy lächelte. Er sah aus wie ein Mann, der sein Leben im Griff hat. Einen kurzen Moment lang überkam sie der starke Drang, ihm hinterherzulaufen und es ihm zu sagen. Sie unterdrückte den Wunsch jedoch. Duncan Shore brauchte sie nicht, um zu wissen, was er konnte. Nicht mehr jedenfalls. Es war für sie beide an der Zeit weiterzuziehen.
Die Damentoilette war wie ausgestorben. Sämtliche Gäste standen auf der Tanzfläche und hörten sich die Rede von Wills Vater an. Christy betrachtete sich im Spiegel und runzelte die Stirn. Ihre Wangen waren rosig, ihr Haar zerzaust und unfrisiert. Ihr war vor der Party nicht viel Zeit geblieben, sich herzurichten. Sie hatte nur Annies
Kleid und Schuhe übergestreift und ein bisschen Mascara und Lipgloss aufgelegt.
»Du lässt dich nicht unterkriegen, Christy Davies«, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu.
Es war höchste Zeit - nein, es war schon fast zu spät, rauszugehen und Will zu suchen, bevor er womöglich verschwand. Es musste genügen, wie sie jetzt aussah. Wenigstens strahlten ihre Augen und das Kleid sah toll aus. Außerdem musste sie sich ja nur bei ihm bedanken und dann wieder gehen - oder? Welche Rolle spielte es da, wie gut sie aussah? Nervös mischte sie sich wieder unter die anderen Partygäste. Wills Vater hatte seine Rede beendet und alle hatten ihre Gespräche wieder aufgenommen. Christy suchte mit den Augen den Raum ab. Ihr Herz pochte laut. Wenn er nun gegangen war?
Sie konnte ihre Schwester sehen. Antonio und Annie hielten sich eng umschlungen und badeten in ihrem Glück. Freunde drängten sich um die beiden, wollten das Paar umarmen und küssen. Aber von Will keine Spur.
Dann sah sie ihn. Er stand ein wenig abseits von der Menge und unterhielt sich mit seinem Vater. Christy holte tief Luft, lächelte und marschierte auf ihn zu.
Aber dann verlangsamte sie ihren Schritt und blieb stehen. Was auch immer Will mit seinem Vater zu besprechen hatte, es schien wichtig zu sein. Vorsichtig wich sie wieder zurück. Nein, das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
Will
21.45 Uhr
»Dass ich diesen Vertrag mit Ronald Reagan unterschrieben habe«, sagte Carl Thompson leise, »darauf bin ich nicht stolz, Sohn.«
»Vergiss es, Dad.«
»Nein, ich möchte es nicht vergessen - wenn du gestattest. Es tut mir leid, dass ich dir damit so viel Umstände gemacht habe.«
»Ach weißt du, Dad«, Will zuckte mit den Schultern, »dann wäre all das hier nicht passiert.« Er machte eine kurze Pause und dachte an Christy. Was sie betraf, wäre es vielleicht besser gewesen. Mit seinem Auftauchen hier hatte er sich ohne Frage zum Idioten gemacht.
»Ich glaube, ich habe unbewusst an deiner Leine gezogen«, fuhr sein Vater fort.
»Meine Leine? Ich habe eine Leine?«
»Hat die nicht jeder?«
»Das höre ich zum ersten Mal.«
Sein Vater lächelte. »Ich dachte, ich hätte dich schon vor langer Zeit verloren, Will.«
»Wie meinst du das?«
»Ich bin nicht sicher. Ich kann deinen Wunsch verstehen, in der Wirtschaft Erfolg zu haben. Ich lebe ja nicht völlig in meiner Seifenblase. Ich wusste nur immer, dass das nichts für mich ist und ich dich nicht davon überzeugen kann, dass mein Weg genauso gerechtfertigt ist. Weiß Gott, ich habe es auch nie geschafft, deinen Großvater davon zu überzeugen.«
»Vielleicht musste er nicht überzeugt werden, Dad.«
»Doch, das glaube ich schon.«
Will war etwas eingefallen. »Weißt du, ich habe viel Zeit mit ihm verbracht …«
»Mehr als mit mir«, unterbrach ihn sein Vater.
»Ja, aber …«
»Ist schon gut. Ich war nicht da. Es war nicht deine Schuld. Was wolltest du sagen?«
»Ich habe versucht, mich daran zu erinnern, was Grandpa gesagt hat, wenn er von dir gesprochen hat.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich das hören will, Sohn.«
»Genau das ist der Punkt! Er hat von dir immer nur voller Liebe und Respekt gesprochen.«
»Bist du sicher?« Urplötzlich wirkte Carl wie ein kleiner Junge, der die Versicherung haben wollte, dass sein Vater ihn liebte. Genau wie Will.
Will nickte. »Ja, das
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