Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
bei der Bar versuchte sich sogar im Line Dance.
Es war beinahe so, als spürte Will sie näher kommen. Langsam drehte er sich ihr zu und hob den Kopf. Dann lächelte er sie an, und Christy glaubte dahinzuschmelzen.
In diesem Augenblick schob sich jedoch eine Wolke aus hochtoupiertem Haar und Parfüm in den Weg.
»Na Jungs, ist es nicht noch ein bisschen früh für Konfetti?«
Christys Mutter, ganz aufgedreht vor Freude und Champagner, stand plötzlich neben Will. Sie hakte sich erst bei Carl und dann bei Will ein und strahlte die beiden an. »Ich hoffe doch sehr, dass das nicht Ihr Gedicht ist, was da in Fetzen auf dem Boden liegt, Carl?«
»Nein, das ist nicht das Gedicht.« Wills Vater lächelte. »Nur die letzte Ruhestätte eines Stücks Thompsonscher Familiengeschichte.«
»Wirklich?« Laura sah ihn fragend an. »Erzählen Sie!«
»Ähm … hallo …«
Christy spürte, dass sie rot wurde. Will hatte sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen, nicht einmal, als sich ihre Mutter bei ihm einhakte.
»Christy«, sagte Will und streckte die freie Hand aus. Sie fühlte sich warm und stark an. Christy betete, dass er auch den Stromschlag gespürt hatte, der sie durchfuhr, als sie sich berührten, und wünschte, er hätte sie einfach in den Arm genommen und geküsst.
Laura Davies hatte nicht vor, sich mit einer derart oberflächlichen Erklärung der Papierfetzen abspeisen zu lassen.
»Kommt schon, Jungs, da müsst ihr euch schon ein bisschen mehr anstrengen - das ist teures Papier! Sieht sehr offiziell aus.«
Christy beäugte ihre Mutter misstrauisch. Sie wusste, dass Laura auch nicht halb so beschwipst oder albern war wie sie tat. Was hatte sie vor?
»Es geht um etwas Geschäftliches«, gab Carl Thompson schulterzuckend zu. »Will und ich haben eine Vereinbarung getroffen.«
»Ach ja? Sagen Sie, meine Herren, ist die Verlobungsparty meiner Tochter der richtige Ort, um Geschäfte abzuschließen?«
Carl überlegte eine Sekunde lang und nickte dann. »In dem Fall vielleicht schon, ja, sogar unbedingt, Mrs Davies.«
Laura Davies verengte die Augen und wartete.
»Ich muss erst mit Nina reden, bevor wir alles unter Dach und Fach bringen können«, fuhr er fort. »Es betrifft nämlich sie.«
»Ich kann nicht gerade behaupten, dass Nina jemand ist, mit dem man etwas unter Dach und Fach bringt.« Laura lachte.
»Vielleicht überrascht sie dich aber auch, Mom«, ergriff Christy Partei für ihre Schwester. Mittlerweile hatte sie nämlich verstanden, dass sie nicht ganz unschuldig war an Annies mangelnder Organisiertheit.
»Ich sollte jetzt zu ihr gehen und mit ihr reden«, sagte Carl Thompson. »Während Antonio dabei ist.«
»Ihn betrifft es auch?«, fragte Laura.
»Und ob.«
Christy konnte förmlich sehen, wie es im Kopf ihrer Mutter arbeitete, wie ihr besorgter, scharfsinniger Verstand, getarnt durch die Partyfrisur und die Rolle der perfekten Gastgeberin, auf Hochtouren lief. Hinter einer glitzernden Maske guter Laune war alles da: die Liebe zu ihren Töchtern und ihr Beschützerinstinkt.
»Nun, es sieht so aus, als sei heute die Nacht der Geschäfte - und der Liebe, Gentlemen. Carl, sollen wir die notwendigen Beteiligten suchen gehen?«
»Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen.« Carl lächelte. Er küsste Christy auf die Wange, zwinkerte seinem Sohn zu und ließ sich dann über die Tanzfläche zu Nina und Antonio führen. Die beiden standen immer noch eng umschlungen da und schenkten den heißen Salsa-Rhythmen keine Beachtung.
Sobald sie mit Will allein war, spürte Christy ein aufgeregtes Kribbeln am ganzen Körper. Es war ein köstliches Gefühl, das sie nie zuvor erlebt hatte.
»Hallo, du.«
»Hallo.«
Sie sahen sich in die Augen und lächelten. Christy spürte, wie sie sich entspannte. Es gab nichts, wovor sie sich fürchten musste.
»Will, ich … vielen Dank. «
Er wollte abwinken, aber Christy streckte die Hand aus und hielt seinen Arm fest.
»Doch, wirklich, Will. Ich bin dir so dankbar für deine Hilfe. Ohne dich hätte ich diesen Tag nicht überstanden.«
»Doch, hättest du.«
»Nie im Leben.«
»Oh, doch. Sollen wir deshalb streiten?«
Christy kicherte. »Ich weiß nicht, sollen wir?«
»Nö, lieber nicht.«
»Okay.«
Es war unmöglich, sich vorzustellen, dass dies derselbe Mann war, der ihr an diesem Morgen in dem überfüllten Zug gegenübergesessen hatte. Natürlich war er ihr aufgefallen - welcher Frau wäre er das nicht -, aber jetzt war er
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