Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
bereit?«
»Nein«, murmelte er lächelnd.
»Vielleicht haben Sie so lange versucht zu beweisen, dass
Sie nicht wie Ihr Dad sind, dass Sie sich von dem entfernt haben, was Sie wirklich glücklich macht … oh, Bouvier !«
»Was ist los? Hört sich an, als würde der Hund gelyncht!« Bouviers leises Winseln im Hintergrund hatte sich in ein hysterisches Kläffen verwandelt. »Was geht da vor?«
»Gerade wurde der Teppich rausgebracht - und Bouvier kann ihn offenbar nicht ausstehen. Könnten Sie mal mit ihr reden?«
»Wie bitte? Mit dem Hund reden? Christy? Hallo?«
Er hörte ein Klicken. Christy musste das Handy zu Boden gelegt haben, denn jetzt folgten Schnaufen und deutliche Schleckgeräusche. Ganz offenbar bearbeitete Bouvier das Telefon.
»Hey, Girl«, sagte Will ein bisschen zögerlich. »Ich bin’s, dein alter Kumpel Will.«
Wie von Zauberhand schlug das wütende Bellen in ein freudiges Winseln um.
»Also, worüber würdest du gern reden? Das Wetter? Knochen? Den Superbowl? Oder ist dir dein Futter wichtiger als so ein dämliches Footballspiel? Ja?«
Will redete so leise wie möglich, um nicht die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu ziehen, die gerade ins Hotel gingen.
»Oder bist du eines dieser Trophäenhündchen aus Manhattan, das in einer Tasche lebt? Magst du Musik? Wie steht’s mit Christina Aguilera? Nein? Okay, verstanden! Wie ist es damit …«
Verstohlen senkte er seine Stimme noch mehr und begann zu murmeln: »Dontcha wish your girlfriend was hot like me, dontcha wish your girlfriend was a freak like me,
dontcha« Dazu bewegte er die Schultern im Takt, und der kleine Hund am anderen Ende der Leitung winselte vor Begeisterung.
»Will?«
Er sprang auf und wirbelte herum. Vor ihm stand Nina und starrte ihn ungläubig an. »Haben Sie gerade ein Lied von den Pussycat Dolls gesungen?«
Die peinliche Wahrheit stand Will ins Gesicht geschrieben. Hastig legte er auf und dachte, dass er es Christy schon würde erklären können - und Bouvier auch. »Natürlich. Tut das nicht jeder, wenn er mit seinem Anwalt spricht?«
»Hm.« Nina wirkte nicht überzeugt.
»Hören Sie, Nina.« Es war Will unangenehm, dass Nina die Auseinandersetzung zwischen ihm und seinem Vater miterlebt hatte. »Es tut mir leid, dass Sie schon wieder einen Streit mit meinem Dad anhören mussten. Ich hoffe, das ruiniert Ihnen nicht diesen besonderen Tag.«
Nina seufzte tief. »Danke, dass Sie das sagen. Es hat ihn tatsächlich nicht gerade verbessert. Ihr Dad ist ein prima Kerl. Es geht mich nichts an, aber es tut mir weh, wie Sie beide sich nicht die geringste Chance geben, das Gute im anderen zu sehen.«
Spontan trat Will einen Schritt vor und küsste Nina auf die Wange. »Sie sind ein lieber Mensch, Nina. Und wer weiß, vielleicht haben Sie sogar Recht, aber …« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß auch nicht, Familien halt, oder?«
Nina betrachtete Will mit ernster Miene. »Sie kennen meine Hochzeitseinladungen?«, sagte sie. »Ihr Dad hat die Verse geschrieben, als Geschenk für mich.«
Will starrte sie überrascht an. »Das war er?«
Nina nickte.
Will wandte sich ab. Ein stechendes Gefühl von Eifersucht durchfuhr ihn, und er bemühte sich, es nicht zu zeigen. Er hatte immer gedacht, sein Vater sei nur mit sich selbst beschäftigt. Wer hätte geahnt, dass er die Zeit finden würde, so etwas für Nina zu tun? Konnte es sein, dass er noch eine andere Seite hatte, eine, die Will, zeitlebens in seiner Kinderrolle verharrend, nie anerkennen wollte?
»Na ja, was soll ich sagen? Das ist … erstaunlich, Nina.«
Sie wollte gerade etwas darauf erwidern, da klingelte ihr Handy. So lächelte sie Will statt einer Antwort nur an und klappte das Handy auf.
Will wandte sich ab. Hatte Christy Recht - war es an der Zeit, seinem Vater zu vergeben?
14. Kapitel
Christy
15.30 Uhr
15.30 Uhr Mrs Ledger aus der Klinik abholen - so gerade noch geschafft!
Mrs Dallaglios Teppich abliefern - ohne dass Mrs Ledger es merkt.
Bouvier abliefern - ohne dass Mrs Ledger es merkt.
14.30 Uhr Miss Hs Sachen beim Fotoshooting abholen - eine Stunde zu spät.
E s war die reinste Freude, mit Mrs Ledgers Mercedes herumzufahren. Christy hatte ja bereits vor ein paar Monaten nach Mrs Ledgers verpfuschter Schönheitsoperation das Vergnügen gehabt. Sie liebte es, wie dieser teure deutsche Motor unter der edlen, metallicblauen Haube schnurrte. Die warme Nachmittagssonne schien durchs Wagenfenster und neben ihr saß ein geradezu
Weitere Kostenlose Bücher