Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
dessen Arbeit durchaus sehr geschätzt, wenn er auch meinte, dass Carl sich damit gelegentlich zu sehr isolierte. Vor allem Letzteres konnte Will seinem Vater aber auf keinen Fall sagen, obwohl die Versuchung groß war.
Auch wenn sie sich gegenseitig mit Wahrheiten und Offenbarungen überschütteten, wäre das keine Hilfe.
»Ich mag es nur nicht, dass man über mich lacht, Dad. Das ist alles. Ich sollte heute eigentlich in Manhattan sein.«
»Das sagtest du bereits.«
»Warum bist du hier?«
Carl Thompson zuckte mit den Schultern. »Nina hat
mich gebeten, vorbeizukommen und mir anzusehen, wie die Vorbereitungen laufen.«
»Oh.« Trotz allem hatte Will gehofft, dass sein Vater sagen würde: »Ich bin wegen dir hier, Will, weil ich dir sagen wollte, dass ich mich wie ein Idiot benommen habe … und dass es mir leidtut.«
»Sieht richtig gut aus. Kommst du nachher zu der Party?«
Will zog die Augenbrauen hoch. »Nein, dann werde ich schon wieder zu Hause sein. Ist ein ziemlich weiter Weg.«
»Das wird eine tolle Party. Du solltest kommen.«
Will atmete schwer. Er war unsicher, ob er einfach gehen oder vor Wut explodieren sollte. Warum hatte Ninas Party ihn aus seinem Arbeitszimmer locken können, wenn sein eigen Fleisch und Blut das nicht vermochte? Warum sagte sein Vater nach dieser Auseinandersetzung, die sie gerade noch gehabt hatten, er solle auf der Party vorbeischauen? War er so mit sich selbst beschäftigt, dass er Wills Frustration gar nicht wahrnahm?
In diesem Augenblick klingelte Christys Handy und ersparte ihm die Mühe zu antworten.
Amüsiert betrachtete sein Vater das Handy. »Geh schnell ran, bevor sie sauer wird.«
Will warf seinem Vater einen finsteren Blick zu, bevor er das Handy hervorholte und wieder nach draußen marschierte.
»Will?« Der Klang von Christys sanfter Stimme war beruhigend. »Ich bin jetzt bei der Reinigung.«
»Aha?« Will musste sich erst einmal sammeln und wieder
auftauchen aus dem, was sich zu einer weiteren verfehlten Begegnung mit seinem Vater entwickelt hatte.
»Alles in Ordnung, Will? Was ist los?«
Er war wieder beim Haupteingang angelangt. Um sich zu beruhigen, atmete er tief die frische Luft ein. »Alles bestens. Sagten Sie Reinigung? Ich dachte, Sie wollten die geliftete Lady abholen?«
»Wollten wir auch, aber dank Ihnen haben wir ein paar Minuten gespart. Deshalb habe ich an der Reinigung angehalten, um den Teppich abzuholen, solange wir Mrs Ledgers Wagen zur Verfügung haben. Das ist genial!«
»Gute Idee«, bestätigte Will ohne jeglichen Elan. »Und wie kann ich Ihnen jetzt behilflich sein?« Er versuchte, den Gedanken an seinen Vater zu verdrängen und sich wieder auf Christy zu konzentrieren, aber das war nicht leicht. Sein Dad hatte ihn wieder einmal total geschafft.
»Jetzt gerade?« Christy klang überrascht. »Eigentlich gar nicht. Ich sitze hier und warte darauf, dass der Typ den Teppich rausbringt. Ich dachte, ich rufe Sie mal an. Um ein bisschen zu quatschen.«
»Tatsächlich?« Will presste das Handy fester an sein Ohr. Hatte er richtig gehört? »Sie haben nur angerufen, um zu quatschen?«
»Ja … ähm, ist das okay? Oder störe ich?«
»Natürlich ist das okay! Es ist … nett.« Trotz seiner schlechten Laune musste Will lächeln. »Wirklich nett, Christy.«
Es folgte eine kurze Pause, dann sagte Christy: » Irgendetwas stimmt nicht, Will. Sagen Sie mir, was los ist.«
Will setzte sich auf dieselbe Stufe wie vorhin und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Er würde ihr gern alles erzählen, scheute aber davor zurück. Sie hatte schon genug um die Ohren. Er musste sie nicht auch noch mit seinem emotionalen Mist belasten.
»Will?« Ihre Stimme war sanft, aber hartnäckig.
»Es ist wegen meinem Dad«, gab er seufzend zu. »Ich hatte gerade wieder eine Auseinandersetzung mit ihm.«
»Oh, das tut mir leid. Möchten Sie darüber reden?«
»Ich verstehe ihn einfach nicht! Er sieht das Leben immer nur aus seiner Perspektive. Als hätte er Scheuklappen auf! Andere zählen bei ihm gar nicht.« Will merkte plötzlich, dass er auf seinem Daumennagel herumkaute, eine Angewohnheit aus Kindertagen.
»Viele Leute können alles nur aus ihrer Warte betrachten«, versuchte Christy ihn zu besänftigen.
Will lachte verbittert. »Ich weiß! Aber ich kenne niemanden, der so realitätsfern ist wie er. Manchmal glaube ich, dass er mich verachtet …«
»Das tut er sicher nicht«, fiel Christy ihm ins Wort.
»… und wissen Sie was? Ich verachte
Weitere Kostenlose Bücher