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Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Titel: Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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italienische Typ wäre, der mit Christy herumzog.
    Wills Magen zog sich zusammen, wenn er daran dachte, dass dieses Supermodel genau dort war, wo er eigentlich sein wollte. Auf dem Beifahrersitz der Frau, an die er schon den ganzen Morgen dachte. Aber von dem Supermodel mal ganz abgesehen, er hatte ganz vergessen gehabt, wie es sich anfühlte, jemandem zu helfen. Er hatte sich nicht mehr so zufrieden gefühlt, seit er vor ewigen Zeiten Carlos mit Mrs Gordon zusammengebracht hatte, was ihre Gartenprobleme gelöst und seine Karriere begründet hatte.
    Es sind nicht die großen Dinge , sagte er sich. Es sind die kleinen Dinge, auf die es ankommt.
    Christy wusste das. Sie war ein Mädchen, das wirklich etwas im Leben anderer bewirkte. Und dabei ging es ihr um mehr, als nur Aufträge auszuführen. Sie war fürsorglich .
Es war verdammt lange her, dass ihm jemand Fragen über sein Leben gestellt hatte und sich ehrlich für die Antworten zu interessieren schien. Seit Ewigkeiten hatte er nicht mehr darüber nachdenken müssen, was ihn bewegte.
    Aber bildete er sich denn nicht viel darauf ein, ebenfalls fürsorglich zu sein? Die Personalberatung war seine Leidenschaft, sein Beruf! Er hatte nie etwas anderes tun wollen, als Menschen dabei zu helfen, ihr Potenzial zu maximieren …
    Und doch begann sich ein sonderbar leeres Gefühl in ihm auszubreiten. Er blieb stehen und erhaschte in dem großen, kunstvoll vergoldeten Spiegel einen Blick auf sich.
    »Ich habe nachgelassen«, sagte er zu seinem besorgten Spiegelbild.
    »Da sind Sie ja! Wo haben Sie denn gesteckt?«, tönte Ninas aufgekratzte Stimme quer über die Tanzfläche zu ihm herüber. Will wandte den Kopf in ihre Richtung - und musste zweimal hinschauen.
    Neben ihr stand sein Vater. Lächelnd und höchst entspannt wirkend neigte er sich zu Nina und setzte seine Unterhaltung mit ihr fort.
    Wie in aller Welt war er hierhergekommen? Und - noch wichtiger - warum ?
    »Hallo Dad«, sagte Will und blieb wie angewurzelt stehen.
    War er etwa hergekommen, um seinen Sohn zu finden? Der Gedanke war nahezu unglaublich. Aber dann sahen Nina und sein Vater zu ihm rüber, wechselten ein paar Worte und brachen in schallendes Gelächter aus, das eindeutig
auf seine Kosten ging. Will wurde so wütend, dass er am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht hätte und aus dem Raum marschiert wäre. Stattdessen blieb er stehen und durchbohrte seinen Vater mit Blicken.
    »Sag mal«, begann Carl Thompson gedehnt und kam über die Tanzfläche auf ihn zu. »Wie ich höre, gibt es da eine Frau, die dich heute an der kurzen Leine hält?«
    »Wie bitte?«
    »Habe ich gerade von Nina erfahren«, gluckste sein Vater. »Du musst ja schwer an ihr interessiert sein - ich hätte jedenfalls nicht gedacht, dass ich jemals den Tag erlebe, an dem dir mal jemand sagt, wo’s langgeht. Ist sie hübsch?«
    Will befürchtete, dass sein Kopf jeden Moment explodierte. »Ich dachte, das wäre heute deine Rolle, Dad - sagen, wo’s langgeht.«
    Sein Vater lachte. Es war ein spöttisches Kichern. »Wohl kaum, Will. Du bist derjenige, der aus jeder Mücke einen Elefanten macht.«
    »Ich?« Will fühlte sich plötzlich unglaublich erschöpft. »Na, schön, wenn du es sagst.« Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. Das war zwar nicht seine Absicht gewesen, aber momentan waren ihm die klugen Antworten offenbar ausgegangen. »Ist vielleicht … Gewohnheit geworden. Was wir uns aneignen, wenn wir noch jung sind, können wir nur schwer wieder ablegen.«
    »Soll heißen?« In der Stimme seines Vaters schwang ein Hauch von Drohung.
    »Schließlich musste ich sagen, wo’s langgeht, als ich noch ein Kind war.«

    Das war gemein, erkannte er, kaum dass er es ausgesprochen hatte. Aber sein Vater trieb ihn zur Weißglut!
    Wie zwei Kampfhähne standen sich die beiden Männer gegenüber. Sie ähnelten einander in Körperbau und Größe. Will fiel sogar das markante, vorstehende Kinn seines Vaters auf, und er wusste, das er sein eigenes auf die gleiche Weise vorreckte.
    Sein Vater rümpfte die Nase. »Dein Ton gefällt mir nicht, Will. Mein Leben lang musste ich mir das herablassende Gerede meines Vater gefallen lassen - übernimmst du jetzt sein Amt?«
    Will sah ihn an. »Ich rede nicht herablassend mit dir, Dad. Warum sollte ich das tun?«
    »Dein Grandpa hat es immer getan, Sohn, und du bist wie er.«
    Will öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen. Doch dann schloss er ihn wieder. Sein Großvater, das wusste er, hatte seinen Vater und

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