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Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Titel: Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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Muskelmanns und grinste Christy schief an.
    Sie hoben den Teppich hoch und begannen vorsichtig zu traben. Sie probierten verschiedene Geschwindigkeiten aus, bis sie einen Rhythmus fanden. Christy taten die Füße weh. Sie musste bei jedem Schritt darauf achten, nicht umzuknicken. Ihre Absätze waren zum Gehen gedacht - vorzugsweise nicht sonderlich weit -, aber ganz bestimmt nicht dazu, um auf ihnen durch die Straßen zu joggen und dabei einen schweren Teppich zu schleppen.
    Laufend war es noch viel schwieriger, sich durch die Menge zu lavieren. Man musste schneller entscheiden und agieren - und das war nicht immer von Erfolg gekrönt. »Entschuldigen Sie bitte! Ups! Sorry! Vielen Dank! Entschuldigung!« Sie mussten sich durch die immer dichtere Menschenmenge schlängeln. Es war Feierabendzeit, und alle wollten nach Hause. Manche waren zuvorkommender als andere. Ein Mann, der sich stur weigerte, zur Seite zu gehen, rempelte sie sogar an, als sie an ihm vorbeiwollten. Er stieß Toni an, und der taumelte zur Seite. Christy warf einen wütenden Blick über die Schulter. Das musste Absicht gewesen sein, doch Toni folgte ihr einfach
und bemühte sich, sein Tempo dem ihren so gut wie möglich anzupassen.
    Ein oder zwei Blocks weiter lichtete sich der Passantenstrom, und sie kamen richtig gut voran. Die Reinigung war nun bereits in erreichbarer Nähe, und die Fußgänger schienen auseinanderzustieben, um ihnen Platz zu machen. Sie waren jetzt in einer ruhigeren Gegend mit breiterem Bürgersteig und hatten mehr Platz, um zwischen den Leuten hindurchzuschlüpfen.
    Fast da , keuchte Christy sich selbst zu. Immer schön weiter, Mädchen. Du schaffst das.
    Direkt vor ihnen blockierte ein massiger Teenager den Weg. Er trug eine Baseballkappe, eine Jeans, die kaum an seinem Hintern hielt, und ein verwaschenes schwarzes Kapuzensweatshirt. Völlig versunken tanzte er vor sich hin, drehte und schlängelte sich zu einem mysteriösen Rhythmus, den außer ihm niemand hören konnte.
    »Entschuldigen Sie bitte!«, rief Christy ihm zu. »Könnten wir bitte vorbei?«
    Er reagierte nicht. Christy konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und prallte gegen ihn. Der Junge geriet ins Straucheln und wäre um ein Haar auf die dicht befahrene Straße geraten. Er fiel auf die Knie und die Baseballkappe flog ihm vom Kopf.
    »Hey!«, brüllte er. »Was zur Hölle …?«
    »Oh!« Erst jetzt sah Christy, dass er Ohrstöpsel trug. Er konnte sie gar nicht gehört haben. Sie war erschrocken über sich selbst. »Das tut mir so leid.« Sie lief rot an. »Sind Sie okay?«
    »Du solltest lieber aufpassen, wo du lang läufst, Alte«,
tobte er, drückte sich auf die Füße und kam auf Christy zugestapft. Nur Zentimeter von ihr entfernt blieb er stehen, plusterte sich auf und starrte sie mit vor verletztem Stolz verzerrtem Gesicht wütend an.
    »Es … war ein Unfall … ich konnte nicht mehr anhalten …«, stammelte sie und bekam plötzlich Angst. Wenn er nun ein Messer dabeihatte?
    »Ach ja? Du hättest aber anhalten müssen!«, blaffte er zurück.
    Toni hatte den Teppich aus Christys Umklammerung gelöst und lehnte ihn eilig außerhalb der Gefahrenzone an die Hauswand. Währenddessen versuchte sich Christy erfolglos an einen der Sätze aus ihren unzähligen Selbstverteidigungskursen zu erinnern. Aber das hier war leider keine Übung, sondern Realität. Sie hatte einen über 1,80 Meter großen Schlägertypen vor sich stehen und trug ein unbezahlbares Diamantdiadem unterm Arm. Nie zuvor hatte sie sich so verletzlich gefühlt. Passanten bemerkten die Szene und sahen schnell wieder weg. Wenn es nicht so beängstigend wäre, hätte das Ganze etwas Komisches haben können. Die ganze Stadt ließ Christy im Stich.
    »Ich … was soll ich sagen? Es tut mir leid … äh … Sir. Haben Sie sich verletzt?«
    »Ob ich mich verletzt habe?«, brüllte er sie an. »Das war res-pekt-los! Niemand geht respektlos mit mir um, Alte!«
    »Hey, hey!« Toni kam jetzt herüber, um Christy beizustehen. Er war zwar genauso groß wie der Schlägertyp, wog aber höchstens die Hälfte. Christy war dankbar für seine hilfsbereite Geste, befürchtete aber, dass sich der
Rowdy bedroht fühlen würde, wenn er plötzlich zahlenmäßig unterlegen war. Und Toni war zwar loyal, aber vermutlich kein Straßenkämpfer.
    »Toni, ich regle das schon«, zischte sie ihm zu und versuchte ihn wegzuschieben. Gleichzeitig stellte sie sich so, dass der Schläger die Samtschachtel nicht sehen konnte. Ihre

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