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Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Titel: Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
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Chancen waren sicher besser, wenn der Typ nur mit ihr konfrontiert war. Er würde ganz bestimmt niemanden von ihrer Größe und Statur bei hellem Tageslicht angreifen. Oder doch?
    Ihre Worte jedenfalls provozierten den Rowdy nur. » Du regelst das schon? Was laberst du da, Alte?« Er beugte sich tiefer zu ihr hinunter, so dass sein Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt war. Sie hätte seinen Atem gerochen, wenn sie es denn gewagt hätte, Luft zu holen. »Du meinst also, eine halbe Portion wie du schafft King Kevin? Ich sag dir was - das ist res-pekt-los. Ich werde dir beibringen, Respekt zu haben!«
    Christy begann zu zittern. »Hören Sie …«, begann sie, verstummte jedoch, weil ihr klarwurde, dass sie alles nur noch schlimmer machte.
    »Ich und meine Brüder werden dir beibringen, Respekt vor King Kevin zu haben!« King Kevin richtete sich auf, blickte sich suchend um und stieß dann unvermutet einen durchdringenden Pfiff aus, als würde er einen Hund rufen. Oder ein ganzes Rudel! Aus dem Schatten einer Seitengasse tauchte eine Gang auf. Zuerst war es nur einer, aber im nächsten Moment waren Christy und Toni umringt. Sechs, sieben, acht unterschiedlich große, bedrohlich wirkende Typen.

    Toni hatte sich den Teppich geschnappt und packte Christy am Arm. »Laufen«, drängte er.
    Aber King Kevin und seine Leute dachten offenbar nicht im Traum daran, die beiden vorbeizulassen. Christy wünschte, sie könnte irgendwie ihr Handy in die Finger bekommen und Hilfe herbeirufen oder mit Will reden - irgendetwas.
    Ich. Bin. Tot. Bitte, lieber Gott, lass nicht zu, dass sie auch Toni töten - er kann nichts dafür … Verzweifelt blickte Christy von einem zum anderen und dann über die Köpfe der Gang hinweg zu den vorbeigehenden New Yorkern, die zwar neugierig geschaut hatten, als sie mit dem Teppich durch die Stadt marschierten, jetzt aber so taten, als wäre Christy unsichtbar. Toni presste den Teppich an sich und drückte Christys Hand. Es gab keine Möglichkeit, das Diadem zu verstecken.
    Schließlich tauchte ein weiterer Jugendlicher auf. Er war noch größer und kräftiger als King Kevin und schob sich mitten in den Kreis, um Christy und Toni zu begutachten.
    Wir. Sind. Tot. Wir. Sind. Erledigt.
    »Hey Kumpel, wie läuft’s?«
    Hä?
    Christy öffnete die Augen und sah, wie sich Toni und der Neuankömmling mit einem komplizierten Straßenhandschlag begrüßten.
    »Oh!«, rief Christy. »Ihr seid die Jungs aus dem Zug!«
    Der Neuankömmling zwinkerte ihr zu. »And you make me snap, crackle and pop!«
    Die Szene hatte etwas Unwirkliches. Die Gang erkannte,
dass sie den Retter ihres Raps und seine reizende Assistentin umzingelte, trat kurz auseinander, um sich dann, begleitet von Schulterklopfen und Abklatschen, wieder um Toni zu scharen.
    »Hat euch Little Kevin Schwierigkeiten gemacht?«
    »Little Kevin?«, wiederholte Christy. In ihrem Kopf drehte sich alles.
    Little Kevin wirkte darüber nicht gerade glücklich. »Hey, Bruder, es heißt King Kevin, kapiert? Hör auf, mich zu verarschen!«
    Der größere Typ lachte. Die übrigen Gangmitglieder folgten seinem Beispiel. Christy war nicht sicher, ob diese Neckerei harmlos war oder nicht. Sie würde jedenfalls kein Risiko eingehen. Gewaltig erleichtert darüber, dass sie nicht im Begriff stand, auf der Straße ermordet zu werden, kehrten ihre Gedanken zu dem Problem zurück, wie sie so schnell wie möglich aus dieser Situation herauskam.
    »Alles bestens«, sagte sie mit einer Stimme, die höher als sonst war und ihre Nervosität verriet. Sie schnappte sich das vordere Ende des Teppichs, klemmte sich unbeholfen die Samtschachtel unter den Arm, zwang sich zu einem Lächeln und sah die Jungs an. »Du liebe Güte, so spät ist es schon. Wir sollten uns auf den Weg machen.«
    Als King Kevin die Samtschachtel sah, verschwand sein Lächeln. Er legte den Kopf schräg und wirkte plötzlich wieder bedrohlich. »Was habt ihr denn da drin?«
    Eine Welle der Panik durchfuhr Christy, und sie war sicher, dass die gesamte Gang es bemerkt hatte. Wie in aller Welt hatte sie nur in eine solche Situation geraten können
- sich auf der Straße überrumpeln lassen, während sie ein unbezahlbares Familienerbstück umklammert hielt?
    »Was … das?« Sie deutete mit dem Kopf auf die Schachtel, einem Nervenzusammenbruch nahe. Falls sich diese Kerle das Diadem schnappten, würde sie bis ans Ende ihrer Tage blechen. Angesichts der grenzenlosen Dummheit, mit der sie sich in diese Situation

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