Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Titel: Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Hepburn
Vom Netzwerk:
wirklich auf die Palme treiben!
    »Nein, Christy, ist es nicht. Wann hast du mich das letzte Mal angerufen?«
    »Ich rufe dich fast jeden Tag an, um dir bei deinen Hochzeitsvorbereitungen zu helfen …«
    »Nein, ich meine, wann hast du das letzte Mal angerufen, um einfach nur mit mir zu plaudern?«
    Wütend durchforstete Christy ihr Gedächtnis und wünschte sehnlichst, sie könnte ihrer Schwester all die Zeit entgegenhalten, die sie im Laufe der Jahre damit verbracht hatte, mit ihr zu plaudern. Sie grübelte und grübelte …
    »Du hast es nie getan, Christy. Wenn ich von dir höre, geht es immer um organisatorisches Zeug.«
    »Annie«, sagte Christy und fühlte sich den Tränen gefährlich nahe. »Du kapierst es einfach nicht, oder? Ich musste den Überblick behalten, weil du dich geweigert hast!«

    »Nein, nein und nochmals nein!« Annie hob jetzt ebenfalls die Stimme. »Mom und ich mussten dich alles tun lassen, weil du uns außen vor gelassen hast! Du wusstest es immer besser, alles musste auf deine Art gemacht werden, sogar Weihnachten. Manchmal habe ich gedacht, sie müssten es in Christ-y-mas umbenennen. Du hast dich ums Essen gekümmert, alles dekoriert, hast uns gesagt, wo wir die Servietten hinlegen sollen …«
    »Du hast nie geholfen!«
    »Aber wenn ich es getan habe, dann hast du alles wieder neu gemacht. Manchmal gelange ich an den Punkt, einfach aufzugeben und dich den Laden schmeißen zu lassen. Das heißt aber nicht, dass ich damit glücklich bin!«
    Im Kopf ging Christy die Weihnachtsfeiern mit der Familie durch. Sie erinnerte sich daran, wie sie Annies Dekoration überarbeiten und ihre Geschenke neu verpacken musste - sogar die für sie bestimmten. Aber alle sagten ständig, wie viel besser sie das konnte. Sie wollte doch nur helfen … Doch vielleicht war das nicht der Punkt. »Du suchst nur Entschuldigungen«, versuchte sie sich zu verteidigen.
    »Tue ich nicht!«, beharrte Annie. »Für dich ist alles ein Job. Mom und ich sind lediglich Posten, die du in deinem Terminplan unterbringen musst!«
    Christy kämpfte gegen die Tränen. »Der einzige Grund«, stammelte sie, »dass ich heute in einem solchen Chaos stecke, besteht darin, dass ich mir ein Bein ausreiße, um alle glücklich zu machen - einschließlich dir.«
    »Wieder nein«, entgegnete Annie mit ruhiger, fester Stimme. »Der einzige Grund, warum du heute in Schwierigkeiten
steckst, besteht darin, dass du niemanden seine Angelegenheiten selbst erledigen lässt.«
    Mittlerweile wurde Christy von allen im Salon geflissentlich ignoriert, um sie herum wurde möglichst normal miteinander geplaudert. Allerdings waren die Stimmen einen Tick zu schrill, das Verhalten einen Tick zu aufgesetzt. Jeder, einschließlich ihrer Mom, bemühte sich, die laute, aufgeregte junge Frau am Eingang nicht wahrzunehmen.
    Sogar Toni hatte sich ein Stück entfernt. Allerdings hatte ihn der einzige freie Stuhl vor einem Spiegel magisch angezogen, und er hatte sich davorgesetzt, den Kopf von einer Seite auf die andere gedreht und mit den Händen sein fast schwarzes Haar in Ordnung gebracht. Binnen weniger Sekunden hatte sich eine junge, attraktive Stylistin zu ihm gesellt, dann eine zweite und schließlich eine dritte. Sie fuhren ihm durchs Haar, flirteten, lachten und machten ihm Vorschläge, wie er seine Frisur verändern könne.
    »Nachdem ich rausgefunden hatte, dass Will die ganze Zeit mit dir telefoniert, habe ich ihn überredet, mir das Handy zu überlassen. Ich wollte dich dazu bringen, dass du bei Mom vorbeigehst. Du warst sowieso in der Gegend. Und das wäre zumindest ein Besuch, den du nicht würdest absagen oder im letzten Moment verschieben können - oder abbrechen, weil du einen Anruf von einem Kunden bekommst. Weil dein Telefon nämlich hier ist - in meiner Hand!«
    »So etwas tue ich Mom niemals an!« Christy war außer sich.
    »Doch Christy, das tust du.«

    »Vielleicht ein oder zweimal in letzter Zeit, aber das waren Ausnahmen. Ich habe nun mal immer mehr zu tun.«
    Das klang zugegebenermaßen ziemlich lahm. Aber sie war nicht bereit einzulenken. Noch nicht.
    »Christy, es ist höchste Zeit, dass du den Tatsachen ins Auge siehst.«
    »Annie«, feuerte sie zurück. »Kannst du dir vorstellen, wie oft ich genau das zu dir sagen wollte? Du schwebst doch ständig nur in deiner eigenen …«
    »Mom war letzte Woche im Krankenhaus, wusstest du das?«
    »Wie bitte?«, fragte Christy mit bebender Stimme und glaubte, sich verhört zu haben. Krankenhaus?

Weitere Kostenlose Bücher