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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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übergeht. Der Todesengel küßt irrtümlich die Hand König Ludwigs, was den Hofnarren zu einem Luftsprung und die noch verbliebenen Zuschauer zu donnernden Hochrufen veranlaßt.
    Seelig läßt den Vorhang nur zur Hälfte fallen und sofort wieder hochgehen. Fünfte Runde. Rhythmischer Wechsel in den Paarungen soll rhythmischen Applaus anregen: Hofnarr - Recamier, Regisseur - Todesengel, Bernadette - Robespierre, Komponist - König. Der Applaus wird rhythmisch und zugleich schwächer. Auch die Soli - Todesengel, Regisseur, Recamier, Ludwig XX., Komponist - können nichts mehr daran ändern. Die Zuschauer wollen nach Hause. Als Mme. Recamier erscheint, klatschen nur noch die Verwandten. Es geht unweigerlich zu Ende. Der Vorhang fällt zum letztenmal.
    Seelig hat getan, was er konnte. Es war, alles in allem, nicht schlecht.
     

Glückwunschologie
     
    Schon wieder so ein neumodischer Unsinn.
    Was soll's?
    Es handelt sich um folgendes:
    Während die Vorstellung andauert, kann der Premierenbesucher machen, was er will. Er kann mit ausgestreckten Beinen in seinem Sitz lümmeln, kann vor sich hindösen, kann sogar ein kleines Nickerchen einlegen oder Pläne für den morgigen Tag entwerfen. Aber wenn die Vorstellung zu Ende ist und die Darsteller sich verbeugen, muß er applaudieren wie alle anderen Freikartenbesitzer, die sich heimlich beobachtet wissen; und dann, es hilft nichts, muß er nach hinten gehen und gratulieren.
    Wenn es ein halbwegs gutes Stück und eine halbwegs passable Aufführung war, ergeben sich keine besonderen Probleme. Ich weiß aus langjähriger Erfahrung, wie einfach es ist, sich von der nach hinten flutenden Menge mitschwemmen zu lassen, auf den Autor zuzutreten und ihm ungehemmt die Wahrheit ins Gesicht zu sagen:
    »Ein Markstein in der Geschichte des zeitgenössischen Dramas! Bravo!«
    Daraufhin entringen sich den blutleeren Lippen des Autors die zittrigen Worte:
    »Erzähl mir nichts, die Sache ist komplett danebengegangen.«
    Und daraufhin läßt man den Autor stehen, reißt die nächstbeste Garderobentür auf, entschuldigt sich (»Pardon, ich dachte, es wäre eine Herrengarderobe!«) und umarmt auf dem Korridor den Schauspieler Jarden Podmanitzki:
    »Eine unvergeßliche Leistung! Ich danke Ihnen!«
    Auch dieser Glückwunsch kommt nicht so recht an:
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, erwidert Jarden Podmanitzki, »ich habe hohes Fieber und bin im letzten Akt beinahe ohnmächtig geworden.«
    Natürlich widerspreche ich:
    »Fieber? Ohnmacht? Davon hat man im Zuschauerraum nichts gemerkt. Sie waren hinreißend, Herr Podmanitzki!«
    Und so geht es weiter, so schwebt man von einer Blüte des Ensembles zur nächsten, tränkt sie mit Superlativen und mischt sich dann beim Bühnenausgang unter die übrigen Gratulanten, um sich dem allgemeinen Urteil anzuschließen:
    »Eine Katastrophe... «
    Das gilt, wie gesagt, für ein mäßiges Stück in einer durchschnittlichen Aufführung.
    Erst wenn's wirklich schlecht war, indiskutabel schlecht, beginnen die wahren Probleme. Natürlich muß man auch da nach hinten gehen, sonst kommen die Schauspieler und der Regisseur vielleicht auf den absurden Gedanken, daß es einem nicht gefallen hat. Also geht man nach hinten und hofft verzweifelt auf einen Einfall. Bei Gastspielen ausländischer Ensembles kann man sich ja noch helfen. Man ergreift die Hand irgendeines der fremdsprachigen Akteure, schüttelt sie kräftig und sagt in fließendem Hebräisch:
    »So einen monumentalen Abstinker hat es in diesem Land seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Ich mußte mich kolossal anstrengen, um wach zu bleiben!«
    Der Gast aus dem Ausland versteht nur die Worte »monumental« und »kolossal«, murmelt dankbar »Merci, merci«, und die Sache ist erledigt.
    Aber was macht man nach einer einheimischen Premiere, an der lauter gute Freunde mitgewirkt haben? Hier einige Anleitungen.
    Hypnose
    Als erstes empfehlen wir dem geneigten Leser den sogenannten »Blick Nr.9«. Wenn der Vorhang zum letztenmal gefallen ist, lassen Sie die anderen hinter die Bühne eilen und folgen der Kavalkade erst nach zehn Minuten. Um diese Zeit sind die Schauspieler von der Menge der empfangenen Glückwünsche und geschüttelten Hände schon ein wenig groggy und wissen nicht mehr ganz genau, was ringsherum vorgeht. Das machen Sie sich zunutze, indem Sie festen Schritts auf einen nach dem anderen zutreten, mit ausgestreckter Hand und einem kleinen Aufleuchten im Gesicht, ganz so, als wären Sie nur seinetwegen nach

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