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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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überhaupt hergekommen, wenn Sie nicht Französisch sprechen?« Ein Gefühl der Bitterkeit begann in mir aufzusteigen.
    Schön, ich habe keine Ahnung, was die dort oben singen, sagte ich mir. Aber das soll mich nicht länger hindern, darüber zu lachen. Nach der nächsten Nummer - der Geschichte eines Nabels, der im Keller lebt und von einem Hund attackiert wird, denn Liebe gibt es überall - erhob ich mich zu voller
    Größe und brach in schallendes Gelächter aus. Die Wogen der Mißbilligung, die von allen Seiten auf mich eindrangen, waren beinahe körperlich spürbar...
    Mit dem Fortschreiten des Abends machte ich mir eine bestimmte Lachmethode zu eigen. Sie stützte sich zum Teil auf eine mathematische Analyse der Publikumsresonanz, zum Teil auf ein Grundgesetz der Pointierungskunst, welches besagt, daß jede Schlußpointe, um richtig zu landen, einen Anlauf braucht (vergleichbar der Piste, von der das startende Flugzeug abhebt). Angenommen, die »Freres Jacques« singen jetzt die »Ballade vom halbverdeckten Nabel«. Für Ignorantenohren wie die meinen klingt das ungefähr so:
    La-la-la, lo-lo-lo,
    Lo-lo-lo, la-la-la!
    Li-li-li?
    Oh-la-la!
    Pim-pim-pim,
    Pam-pam-pam!
    Instinkt und Erfahrung sagen mir, daß die Pointe im »Pam-pam-pam!« liegen muß (beim »Li-li-li?« ist bereits ein kleineres Glucksen am Platze). Ich begrüßte also jedes »Pam-pam-pam!« mit herzlichem Lachen und machte von Zeit zu Zeit meiner Begeisterung durch hörbare Ausrufe Luft:
    »Welch ein köstliches Wortspiel... Ja, so etwas gibt's eben nur auf französisch... Großartig...!«
    Damit erregte ich die Aufmerksamkeit der Umsitzenden, die mich mit scheuem Respekt betrachteten. Allmählich merkten sie, daß sich hinter meinem scheinbar alltäglichen Äußeren ein überragender Intellekt verbarg, ein Kunstverstand höchsten Grades, kurzum: eine geniale Persönlichkeit, von der sie, die Durchschnittsbürger, nur lernen konnten. Eine glückliche Phase der Freundschaft zwischen mir und Frankreich hatte begonnen...
    Aber Monsieur le Diable schläft nicht. Gerade als ich den Gipfel meines Hochgefühls erklomm - um diese Zeit schienen selbst die »Freres Jacques«, die über meine lautstarke Anteilnahme zunächst ein wenig verblüfft waren, nur mehr für mich zu singen - gerade als ich mir ausmalte, wie meine begeisterten Sitznachbarn mich nach Schluß der Vorstellung auf ihren Schultern hinaustragen würden -, gerade da passierte etwas Unvorhergesehenes:
    »Les Freres Jacques« sangen die Ballade von einem männlichen Fischnabel, der sich in einen weiblichen verliebt, aber plötzlich beginnt es zu regnen, was den Besitzer des Motels, in dessen Aquarium sich das alles abspielt, zur Verzweiflung treibt. Mitten in dieser Verzweiflung riskierte ich ein waghalsiges Gelächter - und war aufs peinlichste überrascht, als die Umsitzenden mitlachten. Sie grölten geradezu. Damit nicht genug: Auch die französischen Sprachforscher in der ersten Reihe schlössen sich meinem Heiterkeitsausbruch an. Was ging hier vor? Sollte mein unheimlicher Pointeninstinkt mich befähigt haben, an der richtigen Stelle zu lachen? Ich versuchte es während der folgenden Ballade aufs neue. Sie handelte von einer Maus, Nabel genannt, und einem eifersüchtigen Mäuserich, der sie in der Nacht immer einsperrt, aber sie bläst trotzdem Trompete, und draußen scheint der Mond, schon vor den ersten Schlußzeilen (»Lo-lo-lo, la-la-la«) begann ich zu lachen, obwohl sie allen Berechnungen und Erfahrungen zufolge unmöglich eine Pointe enthalten konnten. Und was geschah? Das ganze Publikum lachte mit mir, laute Äußerungen der Begeisterung schwirrten durch den Raum »Großartig... welch köstliches Wortspiel... echt französischer Esprit...!« - Kurzum: Es sah ganz danach aus, als ob sämtliche Anwesenden plötzlich Französisch verstünden. In Wahrheit hatten sie mir bloß meinen Einfall gestohlen. Sie äfften mich nach, das war alles.
    Moral: Man soll in Israel zu keiner französischen Vorstellung gehen. Da geht man schon besser zu einer hebräischen Vorstellung in Frankreich. Oder noch besser: Man bleibt zu Hause.
     

Des Fiedlers Fluch
     
    Und jetzt zur Abwechslung nach London.
    Im Mittelpunkt Londons, genauer: im Mittelpunkt der Welt, erhebt sich »Her Majesty's Theatre«. Dortselbst geht allabendlich, als wäre das etwas ganz Natürliches, das jüdische Musical »Fiddler on the Roof« vor sich (das in deutschsprachigen Gegenden »Anatevka« heißt). Die Hauptrolle spielt

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