Kein Augenblick zu früh (German Edition)
seufzte Suki und ließ sich neben Nate auf das Bett fallen. Nates Zimmer grenzte direkt an das von mir und Alex. Die anderen saßen noch draußen unter den Palmen. Durch die offene Tür konnte ich sie sehen, aber über dem Rauschen der Wellen und dem Summen des Ventilators war nicht zu hören, worüber sie sich unterhielten.
Schläfrig rollte sich Nate auf den Rücken. Als er mich sah, begann er zu strahlen.
»Hi!« Er rieb sich die Augen. »Was geht?«
»Ach, nur Alex – halb nackt.« Suki grinste genüsslich.
Nate setzte sich ruckartig auf. »Und so was verpasse ich?« Er seufzte und ließ sich wieder zurücksinken. »Aber egal – ich hab ihn ja auch schon völlig nackt gesehen.«
Ich fuhr in die Höhe. »Du willst damit aber hoffentlich nicht sagen, dass du uns die ganze Zeit beschnüffelt hast, Nate?«, flehte ich ihn an. Oh mein Gott – was hatte er mitbekommen? Ich rief mir ein paar Szenen in Erinnerung, bei denen mir Nates Anwesenheit mehr als nur unangenehm gewesen wäre. Und spürte, wie mein Gesicht knallrot anlief.
Suki schnappte hörbar nach Luft. Ich hielt mir die Ohren zu und schloss die Augen. Nicht gerade die beste Methode, um sie von meinen lebhaften Erinnerungen fernzuhalten.
»Lalalalala«, sang ich laut und versuchte, mir eine völlig weiße Wand vorzustellen, um Alex in seiner ganzen nackten Herrlichkeit aus meinen Gedanken zu verdrängen.
»Nate ist euch überallhin gefolgt«, verkündete Suki schadenfroh. Damit brachte sie mein Lalala abrupt zum Verstummen. »Und falls du es wissen willst: Ja, er hat alles beobachtet. Alles. Und mir dann brühwarm erzählt. Ich bin also absolut auf dem Laufenden.«
Ich riss die Augen auf und suchte im Raum nach Gegenständen, die ich ihr an den Kopf schleudern konnte.
»Gute Arbeit, Lila«, fuhr Suki fort. »Nur schade, dass du ihn nicht dazu kriegen kannst, dich zu … äh, du weißt schon …«
»Ich kann’s nicht fassen!«, schrie ich, außer mir vor Wut. Das ging nun wirklich zu weit!
»Alles nur im Interesse unserer Mission«, sagte Nate strahlend. »Jemand musste schließlich dafür sorgen, dass wir euch nicht aus den Augen verlieren. Wenn ich euch nicht gefolgt wäre, hätten wir auch nicht gewusst, wohin ihr geflohen seid. Was wäre dann aus euch geworden? Und überhaupt – wer kommt schon auf die bescheuerte Idee, sich in einem romantischen Strandhotel zu verstecken?«
Ich starrte ihn wütend an. Und dann auch Suki. Sobald ich mich beruhigt hatte, war ein ernsthaftes Gespräch mit den beiden über den Respekt von Privatsphäre fällig.
»Es tut uns leid, bitte verzeih«, sagte Suki schnell und boxte Nate in die Seite. Nate nickte nur und brachte mühsam seine Mundwinkel unter Kontrolle, was wohl so etwas wie Zerknirschung andeuten sollte.
»Okay, aber das war das absolut letzte Mal, haben wir uns verstanden?«, zischte ich. »Ihr habt uns gefunden, ab sofort ist Spionage tabu, ist das klar?«
Sie gaben keine Antwort, aber ich sah den schnellen Blick, den sie sich zuwarfen.
»Ist. Das. Klar?«, bellte ich noch lauter.
Nate wollte offenbar widersprechen, aber Suki stupste ihn erneut, deshalb klappte er den Mund wieder zu und nickte widerwillig.
»Und du«, sagte ich scharf zu Suki, »wirst dich in Zukunft nicht mehr in meine Gedanken einloggen! Das geht mir nämlich gewaltig auf den Geist!«
»Leichter gesagt als getan, aber ich werd’s versuchen.«
Ich starrte sie an und stellte mir in allen Einzelheiten vor, mit Blutspritzern und Knochensplittern und so, was ich mit ihr und Nate anstellen würde, wenn sie mich oder Alex noch weiter ausspionierten. Oder uns beide zusammen.
»Okay, ich hab’s geschnallt!«, rief Suki und hob abwehrend beide Hände. Dann klopfte sie neben sich auf das Bett. Nach kurzem Zögern gab ich nach und setzte mich neben sie.
»Was ist eigentlich aus dem Wohnmobil geworden?«, erkundigte ich mich. Demos und seine Gruppe waren immer in einem riesigen Wohnmobil unterwegs gewesen.
»Wir mussten es loswerden, es war eben doch zu auffällig. Harvey war ziemlich traurig, aber Demos hat ihm zum Trost einen BMW gekauft. Äh, naja, nicht direkt gekauft, sondern geklaut. Und einen Van gleich dazu, den brauchten wir, um Rachel zu transportieren. Wenn wir mit einer gefesselten und geknebelten Frau auf dem Beifahrersitz im Land herumkurven, denken alle, wir hätten sie gekidnappt.«
»Wir haben sie auch gekidnappt, Suki«, sagte ich. »Also – wo ist sie?« Ich gab mir Mühe, so zu klingen, als sei mir
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