Kein Augenblick zu früh (German Edition)
Mexico City verschwinden, die Einheit hatte uns aufgespürt. Sie hatten Alex einen Peilsender in den Arm gepflanzt.«
»Wissen wir. Nate war in der Kathedrale. Er nervt uns immer noch damit, vor allem mit der Szene, als Alex das T-Shirt auszog.«
Ich starrte sie mit offenem Mund an. Nate war mit uns in der Kathedrale gewesen?
»Er ist euch hierher gefolgt«, erzählte Suki ohne Pause weiter. Dieses Mädchen musste offenbar nie Luft holen. »Aber bis er zu uns zurückkam, hattet ihr schon einen großen Vorsprung und natürlich mussten wir dann auch noch ein wenig in Mexico City bleiben.« Sie verzog das Gesicht.
»Wie geht es Amber?«, fragte ich.
»Nicht gut.« Suki seufzte. »Sie ist wütend. Sehr, sehr wütend. Auf Demos. Auf die Einheit. Eigentlich auf jeden. Sie will nicht mehr bei uns bleiben.« Suki war den Tränen nahe und ich wechselte das Thema.
»Wie habt ihr die Einheit abgeschüttelt?«
»Sie sind uns gar nicht gefolgt. Wir sind nach Norden, aber sie fuhren fast sofort nach Süden. Von Anfang an hatten sie euch beide im Visier. Als wir das merkten, drehten wir um und versuchten, euch vor ihnen zu finden, aber das war nicht so leicht. Wir wurden dreimal von der Polizei kontrolliert und an der Grenze gab es auch Probleme.«
»Aber wie seid ihr dann durchgekommen?«
» Demos ließ sie einfach erstarren und wir konnten vorbeifahren.«
Nicht zum ersten Mal empfand ich so etwas wie Neid über Demos’ mentale Kräfte. Sie machten einem das Leben doch viel leichter. Er hätte es gar nicht nötig, sich mit einem psychotischen Mafiaboss anzufreunden und sich von seinen Gorillas misshandeln zu lassen, nur um an einen Pass zu kommen.
»Ein psychotischer … was war das?«, platzte Suki neugierig heraus. »Was quasselst du da von einem Mafiaboss und warum hat er deinen Gorilla misshandelt?«
Ich blickte sie gereizt an. »Ich hab nichts gesagt.«
Aber eigentlich fragte ich mich, warum wir uns mit den Pässen so viel Mühe gemacht hatten. Wir hätten nur einfach auf Demos warten müssen, dann hätten wir mit ihm über die Grenze spazieren können.
»Wovon redest du denn ständig?«, wollte Suki wissen.
»Ist nicht wichtig«, sagte ich nur. »Komm, bring mich zu Nate. Ich will ihm Hallo sagen.«
Sie sprang so schnell auf, dass ihre schwarze Bobfrisur flatterte. »Der wird ganz schön sauer sein, dass er Alex in den Boxershorts verpasst hat.«
»Hey, warte mal«, sagte ich und hielt sie am Arm fest. »Was ist eigentlich aus Rachel geworden?«
Plötzlich wurde es still. Alex hob gespannt den Kopf. Als wir Rachel zuletzt gesehen hatten, hatte sie sich mit Zähnen und Klauen dagegen gewehrt, in Demos’ Wohnmobil eingesperrt zu werden.
»Oh, äh, würg«, stöhnte Suki. »Diese Nervensäge! Wir schleppen sie immer noch mit uns herum. Eine totale víbora! « Sie grinste mich an. »Ich lerne nämlich Spanisch. Víbora heißt Viper!«
»Danke, das Wort kann ich gut brauchen«, sagte ich. »Aber habt ihr noch etwas aus ihr herausholen können?« Hoffnungsvoll blickte ich Demos und die anderen an.
»Nichts Wichtiges«, antwortete Suki. »Wenn Alicia oder ich versuchen, uns in ihre Gedanken einzuloggen, singt sie einfach Kinderlieder im Kopf. Ständig. Und wenn ich mir noch einmal Old MacDonald had a Farm anhören muss, werde ich sie umlegen.«
Erst komm ich dran , dachte ich.
»Aber wir wissen jetzt, wo deine Mutter gefangen gehalten wird«, sagte Demos. »Sie ist immer noch im Camp Pendleton – unten in den Zellen.« Er wandte sich an Alex. »Wir hatten gehofft, dass du uns einen Plan der Gebäude zeichnen kannst. Und dass du die Codes für die Eingänge kennst.«
Alex schüttelte grimmig den Kopf. »Die Codes haben sie längst geändert, damit ich nicht mehr hineinkomme. Und wir brauchen genauere Informationen als nur einen Lageplan. Zuerst müssen wir überlegen, wie wir überhaupt auf das Campgelände kommen. Ich kann mich wahrscheinlich nicht mal in die Nähe wagen. Und du auch nicht – das Gelände wird durch eine ganze Menge Alarmanlagen geschützt.« Er dachte kurz nach. »Ich sollte mal mit Rachel reden, vielleicht kann ich ihr was Nützliches entlocken.«
Und wenn du es nicht schaffst, übernehme ich , dachte ich. Lass mich nur mal an sie ran. Im Joshua-Tree-Park hatte ich einen gepanzerten Humvee von der Straße geschleudert – das war harmlos im Vergleich zu dem, was ich am liebsten mit Rachel machen würde.
7
»Nate, du drehst durch, wenn du erfährst, was ich grade gesehen habe!«,
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