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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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nichts mit deiner Mutter zu tun hätte. Oder mit dir.«
    Ich nickte, ein Lächeln brachte ich nicht zustande. Immer wieder sah ich Thomas vor mir, der in seinem Bett lag und in seinen Erinnerungen gefangen war.
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte Alex, gerade als ich das Bild von Thomas wieder verdrängt hatte.
    Wieder nickte ich. Er schien zu verstehen, dass ich nicht darüber sprechen wollte, und fragte nicht weiter. Er zog mich nur an sich und küsste mich aufs Haar.

15
    »So behandelst du also deine Mama?«, schimpfte Mrs Johnson weiter mit Key. »Mrs Williams, also die bekam einen Plasmafernseher von ihrem Marlon Junior. Und was krieg ich? Ich krieg ’n Trip in ein Stadtviertel von Mexico City, wo sich nich’ mal die Missionare hinwagen. Und jetzt isses drei Uhr morgens! Wen besuchen wir denn um drei Uhr morgens? Um drei Uhr morgens ist doch kein rechtschaffener, gottesfürchtiger Mensch wach!«
    »Mama, das hab ich dir doch alles schon erklärt! Wenn wir dort fertig sind, fährst du direkt nach Acapulco, ins Hilton. Wir haben dir das hübscheste Zimmer reserviert, das du dir vorstellen kannst, direkt vor dem Hotel rauscht das Meer, Palmen wiegen sich im Wind, Strände so weiß, dass dir die Augen tränen. Dort wird es dir gefallen!«
    »Ich sag nur, dass ich hier keine wiegenden Palmen sehe, Joe Junior. Und Plasmafernseher nämlich auch nich’«, murrte Mrs Johnson weiter vor sich hin.
    Key legte den Kopf in den Nacken und starrte ans Dach des Mietwagens, als würde er es am liebsten aufreißen und seine Mutter in den Nachthimmel feuern. Mrs Johnson, Key und ich saßen eng zusammengepresst auf dem Rücksitz, während die schmächtige Suki den Beifahrersitz ganz für sich allein hatte. Alex fuhr. Die anderen waren im Van vor uns. Demos hatte Rachel in Bills Obhut zurückgelassen. Ich hatte meine Zweifel, ob es so klug war, Rachel in Ambers Nähe zu lassen, aber offensichtlich gab Amber nicht der Einheit, sondern Demos die Schuld an Ryders Tod. Außerdem fiel mir ein, dass es mir egal sein konnte, was mit Rachel geschah – insgeheim hoffte ich sogar, Amber würde ihre Meinung noch ändern.
    Wir parkten zwei Blocks von Carlos’ kleinem Unterschlupf entfernt. Die Straßen waren genauso menschenleer wie bei unserem letzten Besuch vor ein paar Nächten.
    »Wann haben Sie eigentlich entdeckt, dass Key besondere Fähigkeiten hat?«, fragte ich. Ein wenig Konversation würde Mrs Johnson vielleicht davon abhalten, Key weiter mit Schimpftiraden zu überschütten.
    Sie drehte sich zu mir und rückte ihren Hut gerade, der etwas verrutscht war. Ihre Handtasche presste sie mit beiden Händen fest auf den Schoß. »Als er so ungefähr acht war, merkten wir, dass er alle möglichen Geheimnisse kannte, die ihn nix angingen. Da hab ich mir das Bürschchen vorgeknöpft und, naja, dann hat er’s mir eben erzählt.« Sie zupfte eine Haarsträhne zurecht.
    »Nicht freiwillig!«, knurrte Key.
    »Aber du lebst noch, oder?«, fragte Mrs Johnson schnippisch.
    »Demos will wissen, ob wir bereit sind«, meldete Suki, die Kontakt mit dem Van hielt.
    Alex warf mir im Rückspiegel einen fragenden Blick zu.
    »War Nate schon drin?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte Suki nach kurzer telepathischer Rückfrage bei Alicia. »Er sagt, es sind vier Männer im Haus. Ein dicker Mann bewacht die Tür, zwei weitere mit Pistolen und dieser Carlos. Ich kann’s kaum erwarten, ihn kennenzulernen.«
    »Klingt nach denselben Typen wie beim letzten Mal«, meinte Alex. »Hat er auch die anderen Räume überprüft?«
    Nach kurzer Pause meldete Suki: »Ja, er hat das ganze Gebäude durchsucht.«
    »Oh, mein armer Nate«, rief Mrs Johnson entsetzt. »Gefällt mir gar nich’, dass ihr ihn in solche Gefahr bringt! Wie kannst du den Jungen ganz allein zu diesen bösen Menschen schicken, Key?«
    »Dem passiert schon nichts, Mama.«
    »Mit Nate ist alles in Ordnung, Mrs Johnson«, bestätigte auch Suki. »Schauen Sie mal, er sitzt schon wieder im Van und winkt. Ich soll euch von ihm grüßen.«
    Mrs Johnson winkte so heftig zurück, dass der Wagen zu schaukeln begann. Ich musste mich unter ihrer Handtasche wegducken, die um ihr Handgelenk schwang. »Wär mir viel lieber, er würd mir vom Balkon im Hilton zuwinken – wenn du verstehst, was ich meine.«
    Alex stieg aus und öffnete die hintere Tür, sodass ich endlich aus der Quetschmühle befreit wurde. »Ihr wartet im Auto, bis wir euch rufen«, sagte er zu den anderen. Suki wollte protestieren, aber er

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