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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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Barrikade ihrer Koffer.
    »Das ist aber nich’ das Hilton, Joe Junior«, schnaubte die Frau und beäugte die öde graue Betonfassade des Hotels. »Du hast mir die beste Suite im Hilton versprochen.« Theatralisch schaute sie die Straße hinauf und hinunter. »Und ich seh auch nich’ das Karibische Meer oder Palmen oder weißen Strand!«
    Key verdrehte die Augen zum Himmel. »Mama, ich hab dir gesagt, dass wir zuerst noch in der Stadt eine kleine Angelegenheit erledigen müssen, und dann kriegst du deine Ferien am Meer. Das hab ich dir doch am Telefon und jetzt grade noch mal im Taxi erklärt!«
    Die halbe Stunde im Taxi mit seiner Mutter hatte Key offenbar schwer zugesetzt – er schien ziemlich neben der Rolle zu sein. Ich war sprachlos. Es war schier unglaublich, dass diese Frau auch nur ein einziges Gen mit Key und Nate gemein haben konnte, die beide so mager wie Strichmännchen waren. Diese Frau dagegen war wie ein großes O, rund und so breit wie hoch, und dazu wollte sie auch immer das letzte Wort haben.
    »Mrs Johnson, es ist mir ein Vergnügen«, sagte Demos und schenkte ihr ein charmantes Lächeln, bei dem sogar mir klar wurde, was meine Mutter in ihm gesehen haben mochte.
    Und tatsächlich schmolz Mrs Johnson nur so dahin. Sie errötete, rückte ihren Hut zurecht und nahm huldvoll seinen Arm, während sie heftig mit den Wimpern klapperte, als hätte sie etwas im Auge. »Sie sind also ein Freund von Joe Junior?«, schnurrte sie.
    »Ich hoffe es«, antwortete Demos.
    »Hallo. Ich bin Lila«, sagte ich und streckte ihr die Hand hin.
    Mrs Johnson betrachtete mich mit einer Miene, die klar ausdrückte, dass ich mir erst mal ein bisschen Fett auf die Knochen essen müsste, bevor sie sich mit mir abgab.
    »Und ich heiße Alicia. Danke, dass Sie gekommen sind, Mrs Johnson«, sagte Alicia schnell und befreite mich von ihrem abschätzigen Blick.
    Alicias höflicher Ton kam viel besser an. Mrs Johnson strahlte.
    »Mama, hier geht’s lang«, mischte sich Key wieder ein und fasste sie am Ellbogen. »Nate wartet schon auf dich.«
    »Oooh, mein lieber Enkel – wo ist er denn nur? Ich hab mir solche Sorgen gemacht – du könntest doch wenigstens ab und zu deine alte Mama anrufen! Glaubst du denn, ich bin Telepathin oder was? Kannst du dir nich’ wenigstens eine Sekunde lang Zeit nehmen, mir zu sagen, wo ihr euch herumtreibt?«
    Damit gingen sie ins Hotel; Demos, Alicia und ich starrten ihnen sprachlos nach.
    »Nathaniel, was haben sie dir bloß zu essen gegeben?«, kreischte Mrs Johnson, als sie Nate sah. Vorwurfsvoll wandte sie sich an Key. »Was gibst du dem Jungen zu essen? Wasser und Abführmittel oder was?«
    Sie riss Nate so heftig an ihren voluminösen Busen, dass ich Angst hatte, er könne ersticken. »Du bist ja so mager, mein Junge, du wirst in zwei Stücke zerbrechen, wenn du nich’ aufpasst. Und was soll denn das lächerliche Stirnband? Dass du dich bloß nich’ mit irgendwelchen Straßengangs einlässt, hast du verstanden?«
    Hinter ihrem Rücken hüpfte Suki ungeduldig auf und ab, während Nate verzweifelt mit den Armen ruderte, um aus der Umarmung zu fliehen. Sie tänzelte in Mrs Johnsons Blickfeld. »Hi, Nates Omi. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Mrs Johnson gab Nate frei und riss dafür Suki an ihren Busen. Suki verschwand fast völlig darin, nur ihre weißen Sneakers und ihre schwarze Bobfrisur waren noch zu sehen.
    »Du bist also das Mädchen, das sich um meinen Nate so gut kümmert? Na, danke, mein Engelchen, das ist wirklich lieb von dir. Nate hat mir alles über das nette Mädchen Suki erzählt.« Dabei blinzelte sie uns über Sukis Kopf hinweg zu. Eins stand fest: Diese Frau war keine Telepathin.
    Sie schob Suki an den Schultern auf Armlänge von sich und betrachtete sie genauer. »Leg du dich aber auch bloß nich’ mit irgendwelchen Straßenbanden an!«
    Nate und Suki stimmten ein Protestgeheul an, aber ich wurde abgelenkt: Alex schob seine Hand in meine.
    »Wie ging es mit Amber?«, flüsterte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie kommt nicht mit.«
    Er zog mich von den anderen weg. »Was ist passiert?«
    »Sie meint, der Kampf ginge nur Demos etwas an. Und mich. Und dass wir alle wie Thomas enden würden, wenn wir weitermachten.« Ich zögerte. »Denkst du, sie hat Recht?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Nein, Lila. Und es ist nicht nur dein Kampf, es ist unser Kampf. Es geht nicht um Rache, sondern um eine größere Sache. Ich würde mitkämpfen, auch wenn es

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