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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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meinem Stuhl an den Tisch. »Na gut. Und wie war es eigentlich, als Sie mit Demos und seinen Freunden zusammen waren? Hat es Ihnen gefallen?«
    Jetzt setzte mein Herzschlag buchstäblich aus. Ahnte er etwas?
    »Vermutlich war es ein traumatisches Erlebnis für Sie.«
    Ich nickte langsam, unfähig, den Blick von seinem Gesicht zu wenden. »Dann werden Sie ja wohl einsehen, dass es absolut notwendig ist, Demos und überhaupt alle Leute seiner Art in Sicherheitsverwahrung zu bringen, bevor die Situation unkontrollierbar wird.«
    Wieder wartete er auf ein Zeichen der Zustimmung. Ich nickte noch einmal. Er lächelte und setzte sich auf den Tisch, so dicht, dass sein Bein meinen Schenkel berührte. Ich starrte auf die sauber manikürten Hände, die auf seinen Knien lagen. »Weil«, fuhr er fort, »wir nämlich nicht wollen, dass noch jemand aus Ihrer Familie zu Schaden kommt, nicht wahr.«
    War das eine Drohung? Aber er hob nur die Augenbrauen und zuckte kaum merklich die Schultern. Und ich rutschte unruhig auf der Stuhlkante herum, während ich erneut den Drang niederkämpfte, ihn durch die getönten Panzerglasscheiben zu schleudern. Es würde mich kaum mehr als einen Seitenblick kosten. Aber dann stand er auf und wandte sich ab, und die nächste Frage brachte mich fast aus der Fassung.
    »Sicherlich hat Ihnen Ihr Vater erklärt, welche Mission die Einheit verfolgt. Oder vielmehr – Sie wussten doch schon längst Bescheid, bevor er es Ihnen sagte, nicht wahr?«
    Das verschlug mir die Sprache. Welche Mission meinte er? Die vorgebliche Mission, an die mein Vater glaubte, nämlich ein »Heilmittel« für uns Psy zu finden, oder die wahre Mission, neue Massenvernichtungswaffen zu schaffen?
    Er lächelte, als verstünde er meine Verwirrung. »Es ist noch früh am Tag. Wir sind nicht ganz so weit, wie ich es gerne hätte, aber wir machen Fortschritte. Gute Fortschritte. Mithilfe Ihres Vaters werden wir das Problem sehr bald knacken.«
    Es. Das Problem.
    »Wir sind schon dabei, die Geheimnisse zu entschlüsseln, die hinter dem telepathischen Gen stecken.«
    Oh mein Gott. Das war vermutlich der »Durchbruch«, von dem Jonas erzählt hatte. Mein Blick irrte fieberhaft durch den Raum, auf der Suche nach etwas, das solide genug war, nicht durch die Luft geschleudert zu werden.
    »Wenn wir erst einmal ihre Gedanken hören können, werden wir viel stärker sein als bisher. Daran arbeiten wir und es gibt aufregende Neuigkeiten. Wir konnten unsere eigenen Forschungen mit den Forschungsergebnissen kombinieren, die Ihr Vater mitgebracht hat, und haben damit einen Durchbruch geschafft.« Er wartete, bis er sicher war, dass ich ihm ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. »Wir haben eine Möglichkeit entdeckt, Telepathen auszublocken. Ist das nicht großartig?«
    Ich starrte ihn ausdruckslos an.
    »Sie wissen doch, dass Telepathen uns schon von Weitem kommen hören? Jetzt können wir ihnen sozusagen den Ton abdrehen. Stummschaltung, wie am Fernsehgerät. Sie werden es nicht mehr so früh erfahren, wenn wir anrücken. Sehr nützlich. Und bald werden wir auch ihre Gedanken hören können.«
    Mir kam es vor, als würde sich der Boden unter meinem Stuhl drehen.
    »Wirklich erstaunlich, welche Fortschritte wir mit unserer Forschung erzielt haben«, fuhr er fort. »Aber natürlich hat es uns sehr geholfen, dass uns zwei Telepathen zur Verfügung standen. Na gut, jetzt nur noch ein Telepath, weil Alicia von Ihrem Bruder und Alex befreit wurde.«
    Mum … meine Mutter … Ich schaute ihm in die Augen. Und mein Herz blieb stehen. Er wusste es. Er wusste, dass ich über meine Mutter Bescheid wusste. Das war nur allzu deutlich an seinem fiesen Grinsen abzulesen.
    »Obwohl wir natürlich aus nahe liegenden Gründen Ihren Vater nicht wissen lassen können, dass wir über … Laborratten verfügen. Wenn er erst einmal bei uns zu arbeiten anfängt, werden wir auch den telekinetischen Gen-Code sehr bald knacken.« Sein Blick bohrte sich in meine Augen. Er blinzelte kein einziges Mal. »Nur müsste uns dafür ein Telekinetiker in die Hände fallen.«
    Ich zuckte unwillkürlich auf meinem Stuhl zurück.
    Er lächelte über meine Reaktion. »Aber natürlich dient das alles einem guten Zweck, wie Sie wissen. Demos zu fangen« – Pause – »und auch seine Leute.«
    Seine Leute. Damit war ich gemeint.
    Der Tisch neigte sich um mindestens 45 Grad zur Seite. Nein, nicht der Tisch. Mein Kopf lag plötzlich auf meinem Arm. Mir war, als würde ich von einer

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