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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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gibt keinen Grund, warum deine anderen Gäste leiden sollten, nur weil wir ein …«
    »Familienproblem haben?«, schlug ich vor.
    »Unerträgliches Machtgerangel ausfechten.«
    Hmmmm.
    »Ich denke, wir können für die Dauer eines Essens höflich zueinander sein«, beschloss sie.
    Ihre Zuversicht war inspirierend, denn ich war mir da nicht so sicher. Und überhaupt: deine Gäste? Kalt, so kalt. Doch darum musste ich mir erst in gut einer halben Stunde Gedanken machen. Im Moment schwelgte ich in dem »Ha, richtig geraten!«-Gefühl, das sich ungefähr so gut anfühlte wie das »Die Testergebnisse sind negativ « - und das »Wie hoch ist meine Steuererstattung noch mal?«-Gefühl.
    In meinem Kopf hörte ich ein Lachen.
Gut gemacht, meine Liebste!
    Da hast du verdammt recht!
    Und so bescheiden wie bezaubernd.
Laut sagte er: »Wir freuen uns, dass du uns heute Gesellschaft leisten kannst, Laura.«
    »Danke. Ich wollte sowieso meinen Bruder besuchen.«
    »Hast du jetzt einen weiteren Weg? Wie ich höre, besuchst du meine Mom neuerdings öfters.«
    Kein Grund, neidisch zu sein, Liebling. Du weißt doch, dass deine Mami dich von allen am liebsten hat.
    Halt. Die. Klappe.
Und laut: »Laura ist aus ihrem Apartment in Dinkytown ausgezogen.«
    Er hob höflich die dunklen Brauen. »Ach ja?«
    »Sie sagt, es sei ein Apartment für Kinder gewesen und dass sie seit einigen Wochen kein Kind mehr sei.«
    Sinclairs Miene blieb höflich fragend, doch seine Mundwinkel zuckten, und ich brauchte erst gar keine Verbindung zu seinen Gedanken herzustellen, um zu wissen, warum. Mein Ehemann war alt. Und zwar nicht im Sinne von »Ist es nicht bezaubernd, dass ich zu der Zeit, als du geboren wurdest, schon in die Mittelstufe ging« oder »Als ich in deinem Alter war, gab es noch keine Computer«. Er hatte Jahrzehnte Vorsprung (ich vergaß absichtlich gern, wie viele). Deshalb betrachtete er die Welt mit einer Erfahrung, die Laura und ich noch nicht besaßen. Und deshalb war ihr »Vor ein paar Tagen war ich noch ein Kind, doch jetzt bin ich total erwachsen, also behandelt mich auch wie eine Erwachsene«-Gerede für meinen Gemahl lächerlich. Glücklicherweise war er kein ungehobelter Klotz wie ich. Meistens.
    »Wir würden uns freuen, dein neues Heim kennenzulernen«, sagte er.
    »Selbst wenn es die Hölle wäre?«
    Sinclair zögerte nicht mit der Antwort. »Ja, natürlich.«
    Ja, klar doch. Das konnte jemand, der noch nie dort gewesen ist, ja auch leicht sagen.
    Laura setzte ein unaufrichtiges Lächeln auf und tat seine Antwort mit einem ungläubigen Schulterzucken ab.
    »Gibt es in der Hölle auch eine Mietpreisbindung? Moment mal, wenn die Hölle eine Immobilie wäre, sind die Mieten dann dort so hoch wie in Manhattan oder wie in Memphis?« Ich bin dort gewesen (in der Hölle, nicht in Manhattan, was heißt, dass ich in gewisser Weise auch in Manhattan gewesen bin), und es war mir vorgekommen, als säße ich in einem Bienenstock fest. Dem Bienenstock …
aus der Hölle!
Viele kleine Kammern, viel Betriebsamkeit …
in der Hölle!
Meine Stiefmutter hat für Satan gearbeitet; sie war ihre Assistentin …
aus der Hölle!
    »Wann immer es dir recht ist«, verkündete meine bessere Hälfte.
    »Und welches Einzugsgeschenk bringt man in die Hölle mit? Eine Pflanze kommt ja wohl nicht infrage. Kerzen auch nicht, wette ich. Vielleicht ein Geschenkgutschein? Aber von welchem Laden … hmmm … IKEA ? Das fände ich wirklich das Allerletzte. Der Eingang erinnert mich immer an diese Viehtunnel, durch die Kühe zur Schlachtbank getrieben werden.«
    Sinclair tat immer noch beharrlich so, als wären wir zwei ein höfliches und intelligentes Paar. »Wirklich, Laura, wir besuchen dich gern, jederzeit. Und wir freuen uns, dass du heute zu uns gekommen bist.«
    »Und lass uns wissen, was du dir als Einzugsgeschenk wünschst! Willst du eine Party schmeißen oder nur beiläufig erwähnen, dass du nun dort wohnst, wo auch immer du wohnst?«
    »Es ist nicht wichtig«, murmelte sie, und ich fing die unterschwellige Bedeutung dieser Bemerkung klar und deutlich auf (normalerweise gelingt mir das nie, also versuche ich, mir solche seltenen Gelegenheiten einzuprägen):
Es ist sinnlos, auf diese Frage zu antworten, denn ich werde euch nie in meine neue Wohnung einladen, große Schwester. Und selbst wenn ich es tun würde, glaubst du wirklich, dass du mit einem läppischen Geschenkgutschein alles wiedergutmachen kannst?
    Sinclairs Mitgefühl drang laut und deutlich zu

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