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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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mir durch.
Hab Geduld, mein Herz! Ich bin zuversichtlich, dass dein stacheliger Charme sie letztendlich mürbe machen wird.
    Danke, Blödmann!
    »Nach dir, Laura.« Er trat zurück und ließ ihr den Vortritt in die Küche. Als sie uns den Rücken zukehrte, trat ich Sinclair in die rechte Kniekehle. Ich kicherte finster, als ihm ein überraschter Aufschrei entfuhr, worauf er mich durch die Küche und in die Haupthalle jagte, ehe er daran dachte, die Welpen zu holen.

13
    Meine Mom zögerte nicht mit dem
Carpe diem
. Sie ging schnurstracks zu Laura und umarmte sie. »Wir haben das Thema bisher vermieden, Schätzchen«, sagte sie, legte einen Arm um Lauras Schultern und führte sie zum Esszimmer. Der Antichrist war einige Zentimeter größer als sie, deshalb musste meine Mutter entweder den Kopf in den Nacken legen oder sich auf Zehenspitzen stellen, um ihr in die Augen zu sehen. Vermutlich da sie ihre bequemen, aber wenig Halt bietenden
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trug, tat sie Ersteres. »Aber ich wollte dir schon längst sagen, dass es mir leidtut um deine Mutter.«
    »Warum?« Zum ersten Mal an diesem Tag klang Laura ernsthaft neugierig, nicht verbittert.
    »Weil es schrecklich ist, seine Mom zu verlieren«, antwortete sie schlicht. »Egal, wer und wie sie war.«
    Jessica war den beiden gefolgt – logisch, sie waren ja auch auf dem Weg ins Esszimmer. Als sie diese Bemerkung auffing, senkte sie den Kopf.
    Ich schloss zu ihr auf und legte meinen knochigen Arm um ihre spitzen Schultern. »Es ist immer schrecklich, seine Mutter zu verlieren. Manchmal aber auch nicht.« Als Antwort erntete ich zu meiner Freude ein kleines Lächeln.
    »Schatz?« Nicht-Nicks Stimme drang von der Küche zu uns herüber. »Möchtest du Milch oder Cola oder einen Multigemüsesaft?«
    »Ja«, rief sie zurück.
    »Versprich mir, dass du aus diesen Zutaten keinen Cocktail mixt!«, bat ich sie.
    »Wir haben auch Gingerale.«
    »Ja, davon nehm ich auch ein Glas. Und eine Orange. Und ein paar Kekse. Du kannst die Soßenschüssel auch direkt auf meinen Teller stellen.
Zwei
Orangen.«
    Ich hörte Tina die Treppe herunterkommen. Das Thanksgiving-Dinner 2.0 konnte serviert werden. Wir hatten uns aus verschiedenen Gründen gegen den Bio-Truthahn entschieden. Zum einen spielte der Zeitfaktor eine Rolle (niemand wollte zuhören, wie Laura und ich stundenlang verlegen Small Talk machten). Zum anderen der Nützlichkeitsfaktor (kaum einer von uns würde den Vogel verspeisen können). Und zu guter Letzt der Feiertagsfaktor (Laura hatte sich bereit erklärt, den Truthahn als Spende zu einer Wohltätigkeitsorganisation zu bringen, und damit gleichzeitig meiner Mutter den Grund für ihre Verärgerung genommen und dafür gesorgt, dass wir früher essen konnten).
    Unser Esszimmer war riesig und unbenutzt. Das Leben in der Villa glich aufgrund unserer unterschiedlichen Bedürfnisse dem Leben in einem Studentenwohnheim. Irgendjemand schlief immer, irgendjemand war immer wach, irgendjemand war immer in der Küche auf der Suche nach einem Snack. Wenn wir uns zu einer offiziellen Mahlzeit an einen Tisch setzten, dann stets in der Küche, es sei denn, einige von uns waren auf Reisen (so wie zur Prinzessin-Diana-Ausstellung in der Mall of America), dann aßen wir in Tinas gelb-schwarz gestreiftem Minivan. (Offensichtlich hatte sie in letzter Zeit ein Faible für Bienen, doch das ging mich nichts an.)
    Davon abgesehen war das Esszimmer zu groß und zu alt und zu elegant, weshalb es uns unangenehm war, unsere alltäglichen Mahlzeiten dort einzunehmen.
    Die mit dunklem Holz verkleideten Wände und das noch dunklere Parkett (war es Walnuss? Das konnte ich mir einfach nicht merken. Jedenfalls war es ein Holz, das unsere Gründerväter mit ihrer eigenen Hände Arbeit oder, besser gesagt, mit der Hände Arbeit ihrer Sklaven gefällt hatten) ließen das Zimmer und die ganze Villa noch düsterer wirken. Die Häuser in der Summit Avenue sind alt, riesig und aufgrund ihres Lichtmangels eine Herausforderung für jeden Innenarchitekten. Vermutlich ist auch das mangelnde Licht der Grund, dass man hier in einem Umkreis von sechs Kilometern mehr Solarien als Badezimmer findet.
    In den eingebauten Regalen und Vitrinen hatte man in der guten alten Zeit haufenweise Porzellan und irgendwelchen anderen Kram aufbewahrt, den man so in Vitrinen und Regalen aufbewahrt. Jetzt standen darin zwei Teeservices, stapelweise Papierteller und Tassen und aus Gründen, auf die ich nicht näher eingehen will, ein

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