Kein Bisschen ohne dich
würde.
Tatsächlich ist das Lokal aber spezialisiert auf einen feinen dunkelroten Merlot, der nicht direkt aus Trauben gewonnen wird, wenn ihr versteht, was ich meine.
Dort, mitten in einem Haufen bunt zusammenge-würfelter Gäste, sitzt Magnus, wie erwartet flankiert von Rachel und Charity, seinen beiden Spenderbräuten. Rayne nickt mir zu und drängelt sich vorwärts, dann verschmilzt sie mit der Menge - angeblich, um Jareth zu finden. Als ich an den Tisch trete, erkennt Charity mich sofort wieder und stößt ein entzücktes Kreischen aus, bevor sie auf mich zugelaufen kommt, um mich zu umarmen.
»Wie geht es dir?«, fragt sie und drückt mich überschwänglich an sich. »Du bist gestern Abend so schnell verschwunden, dass ich dir nicht mal Auf Wiedersehen sagen konnte. Ist alles in Ordnung?« Sie mustert mich mit besorgten Augen. »Du hast doch nicht etwa deine Meinung geändert, oder? Ich meine, wegen der Sache mit der Blutsgefährtin. Denn Magnus braucht wirklich eine zuverlässige Frau an seiner Seite.«
Dabei schaut sie mit Zuneigung in den Augen zu Magnus hinüber. »Er war irgendwie einsam, weißt du? Rachel und ich haben in den letzten Jahren versucht, ihm Gesellschaft zu leisten.
Aber mehr können wir nicht tun. Er braucht nun mal diese Blutsverbindung zu einem anderen Vampir. Und du scheinst ein richtig nettes Mädchen zu sein. Ich denke, du wärst perfekt für ihn.« Sie lächelt mich besorgt an. »Also, mach keinen Rückzieher, okay? Brich ihm nicht das Herz.«
Ich schaue zu Magnus hinüber und mein eigenes Herz fühlt sich plötzlich ein bisschen gebrochen an. In der Nacht, als er mich gebissen hat, hatte ich keine Ahnung, wie sehr er sich darauf gefreut hatte, eine eigene Blutsgefährtin zu haben. Und dann gehe ich hin, weise ihn schroff zurück und verlange, dass ich in einen Menschen zurückverwandelt werde. Noch dazu habe ich ihn wie ein abscheuliches Monster behandelt, das versucht hat, mir die Seele zu stehlen. Obwohl er die ganze Zeit über doch nur mein Herz wollte.
Charity führt mich zu dem Tisch, an dem Magnus die Flüssigkeit in einem Weinkelch kreisen lässt.
Er schaut zu mir hoch und seine schönen saphirblauen Augen leuchten auf, als sein Blick auf mir haften bleibt.
»Da bist du ja wieder«, sagt er in überraschtem Ton. »Ich dachte, als du gestern Abend gegangen bist... bevor wir üben konnten ... «
»Ich weiß, es tut mir leid«, erwidere ich und ziehe mir einen Stuhl heran. »Ich wollte dich nicht im Stich lassen. Ich musste mir nur über etwas klar werden.«
»Ich hoffe, du hattest Erfolg?«
Ich setze mich auf den Stuhl und hole tief Luft.
»Hör mal, können wir reden?« Ich schaue zu Rachel und Charity, die uns mit verzückten Augen beobachten. »Allein?«
Magnus nickt, dann bedeutet er den Spenderbräuten, dass sie sich verziehen sollen.
Charity zwinkert mir verstohlen zu, während Rachel mich mit einem argwöhnischen Blick bedenkt. Ich seufze und drehe mich wieder zu Magnus um.
»Also«, sage ich, unsicher, wo ich anfangen soll.
»Ich
wollte...«
Magnus hebt die Hand, um mich zum Verstummen zu
bringen. »Ist schon in Ordnung«, erklärt er. »Ich weiß, was du sagen willst, und ich verstehe es.«
»Ähm, ich denke nicht, dass du . . .«
»Ich habe in der Kirche schon gespürt, wie du gezögert hast. Und dann bist du kurz vor dem Übungsbiss weggelaufen.« Er lächelt mich traurig an. »Ich weiß, dass du kein Vampir werden willst. Kein wirklicher jedenfalls. Und du sollst wissen, dass das für mich in Ordnung ist.
Ich meine, nicht dass ich dich nicht wollen würde.
Ich warte ja nun schon seit einiger Zeit auf eine Blutsgefährtin. Aber ich will nicht, dass du etwas tust, was du später bereust. Wir reden hier schließlich über die Ewigkeit.« Er legt seine Hand auf die meine und ein Schauer läuft mir über den Rücken. »Ich werde die Verantwortlichen über deine Entscheidung informieren und sie werden dir per Post ein Widerrufformular schicken. Es dürfte ein bis drei Tage dauern, bis du es bekommst...«
»Warte, warte, warte!«, rufe ich. »Das ist überhaupt nicht das, was ich sagen wollte!«
Magnus lässt meine Hand los. Er sieht mich an mit einer Hoffnung in den Augen, die mich fast umbringt. »Ach nein?«, fragt er mit heiserer Stimme, als könnte er sein Glück kaum fassen.
Ach. Es ist einfach schrecklich. Ich will ihm keine falschen Hoffnungen machen. Aber zugleich haben wir viel wichtigere Dinge zu besprechen, bevor wir dieses ganze
Weitere Kostenlose Bücher