Kein Bisschen ohne dich
herausgekommen?«
»Aber dieses Mal wird es anders kommen«, sagt meine Schwester leidenschaftlich, ein seltsames Leuchten in den Augen.
»Und woher wissen wir das?«
Sunny lächelt. »Weil wir dieses Mal die Zukunft kennen.«
8 Sunny
Hat man die Entscheidung, die Weh zu retten (noch einmal mit Gefühl), erst einmal getroffen, kommt es einem wirklich hart vor, den ganzen nächsten Tag in einer langweiligen alten Highschool eingesperrt zu sein. Aber leider können wir Mom nicht in unsere heldenhaften Pläne einweihen und sie sieht keinen Grund, warum wir es nicht pünktlich zum Bus schaffen sollten. Aber ich nehme an, wir können tagsüber sowieso nicht viel ausrichten, wenn man bedenkt, dass alle guten Vampire während der Schulstunden tief und fest in ihren Särgen schlafen.
Und außerdem kann man, wie Rayne so treffend feststellt, »die Rettung der Welt vor einer Vampirapokalypse« nicht als außerschulische Aktivität in seiner Collegebewerbung anführen.
Und jetzt, da sie kein unsterblicher Vampir mit unermesslichen Reichtümern mehr ist, wird sie das eine oder andere Stipendium brauchen.
Und so bin ich gezwungen, endlose Kurse und nervige Gespräche beim Mittagessen über mich ergehen zu lassen und in den passenden Gesprächspausen ein höfliches »Mmhm« zu murmeln. Aber fragt mich bloß nicht, wovon meine Freunde und die Lehrer die ganze Zeit geredet haben! Denn ich habe keinen blassen Schimmer. Ich kann mich nur auf unseren Masterplan konzentrieren und darauf, wie ich Magnus dazu bringe mitzumachen, ohne die Einzelheiten über unsere Zeitreise zu verraten.
Rayne und ich haben den größten Teil der vergangenen Nacht damit verbracht, unsere Strategie zu planen. Die Idee ist eigentlich ganz simpel: Ich werde Magnus warnen, dass Slayer Inc. Lucifents Leben bedroht, und mir dadurch seinen Respekt und den des ganzen Blutzirkels verschaffen. Danach, sobald sie uns vertrauen, können wir zu den größeren Fischen übergehen, die wir zu rösten hoffen - oder zu pfählen in diesem Fall. Pyrus selbst.
Endlich ist der Tag zu Ende, die Sonne geht unter und Rayne und ich machen uns auf den Weg in den Club Fang, an den Tatort sozusagen.
Als wir auf dem hinteren Parkplatz aus dem Auto steigen, wandert mein Blick zu dem schlichten Holzpfosten, an dem Magnus mich vor langer Zeit (oder nächsten Monat, in diesem Fall) versehentlich gebissen und meine Transformation zum Vampir in Gang gesetzt hat.
Damals war ich mordsmäßig sauer und total am Boden. Sich eine Woche vor dem Schulball in einen Vampir verwandeln? So was von uncool.
Aber wenn ich jetzt zurückblicke, nach all den Abenteuern, die Magnus und ich im vergangenen Jahr erlebt haben, dann wird diese Nacht zweifellos eine der romantischsten in meinem ganzen Leben bleiben. Ich erinnere mich, wie ich an diesem Pfosten gelehnt habe, meinen Körper an seinen gepresst , während seine Lippen meinen Hals streiften – und seine Reißzähne meine Haut aufkratzten. Es war die Nacht, in der ich meinen Seelenverwandten kennengelernt habe. Eine Nacht, die mein Leben für immer verändert hat.
Ich frage mich manchmal immer noch, was passiert wäre, wenn wir den Fluch nicht rechtzeitig hätten umkehren können. Wie wäre es gewesen, für immer ein Vampir zu bleiben?
Für alle Ewigkeit als Magnus' Blutsgefährtin zu leben, untrennbar mit ihm verbunden. Vielleicht hätten die Dinge sich anders entwickelt. Vielleicht wäre Bertha nicht in der Lage gewesen, mich zu töten. Vielleicht hätten Magnus und ich gegen Pyrus kämpfen und den Blutzirkel retten können.
Vielleicht wären wir glücklich gewesen bis ans ferne Ende unserer Tage.
Aber ich darf jetzt nicht daran denken. Es nützt nichts. Ich muss mich auf unsere derzeitige Mission konzentrieren, die Geschichte zum Besseren zu wenden, und das Beste hoffen.
Rayne und ich bezahlen unseren Eintritt und gehen nach oben in den Club, vorbei an all den schrägen Stammgästen aus der Gothic-Szene, die tanzen, ohne dabei auch nur einen Fuß zu bewegen. Zu Gothic-Musik zu tanzen, scheint mir sowieso das Dümmste überhaupt zu sein.
Meistens ist sie nämlich ätzend langsam. Und wie bitte schön kann man ordentlich ins Schwitzen kommen, wenn man nur ein bisschen mit den Armen schlenkert?
Wir lassen die Tanzfläche hinter uns und treten durch eine Holztür in eine kleine Caféstube, die sich im hinteren Teil des Clubs befindet.
Zumindest auf den ersten Blick sieht es hier so aus, als ob Kaffee serviert werden
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