Kein Bisschen ohne dich
Passwort gibt. Vielleicht gibt es ja auch gar keins. Vielleicht versucht Bertha, mich auffliegen zu lassen oder so was.
»Also bitte. Es gibt kein Passwort«, versuche ich es. Denn selbst wenn es eines geben sollte, habe ich keinen Schimmer, wie es lauten könnte.
»Jetzt verzieh dich , bevor ich dich Teifert melde, weil du die Ausführung von Befehlen von Slayer Inc. behinderst.«
Bertha streckt gelassen den Arm nach einem Knopf an der Wand aus. Als sie ihn drückt, kracht eine Stahltür über den einzigen Ausgang und ein Alarm fängt an zu dröhnen. Huch, oh. Ich schätze, ich habe mich verschätzt, was das Passwort betrifft.
Eine computerisierte Frauenstimme dringt mit ihrer Ansage anscheinend durch das ganze Gebäude. »Alarm: Eindringlinge. Alarm.
Eindringlinge.«
Ich schaue zu Magnus hin. So viel dazu, uns mit einem Trick hier herauszukriegen. Jetzt besteht unsere einzige Chance darin zu kämpfen. Als Bertha auf mich losgeht, mache ich einen Satz zur Seite und weiche ihrem Angriff aus, während ich mich verzweifelt nach irgendeiner Waffe umsehe, um ihren Vorteil auszugleichen. Aber für das Büro des Vizepräsidenten einer Vampirjägerorganisation scheint Teifert, was die Ausstattung mit Waffen betrifft, entschieden unterversorgt zu sein, denn nicht einmal ein übriger Pflock ist zu sehen.
Bertha fährt wütend herum, als sie sich für Runde zwei hochschraubt. Aber diesmal ist Magnus vorbereitet. Er springt vor mich hin und seine Reißzähne klicken aus dem Gaumen, während er Bertha grob an den Schultern packt.
»Oh, du willst auch spielen, Vampir?«, knurrt sie.
Schnell wie der Blitz befreit sie sich aus Magnus'
Griff und springt auf die andere Seite des Büros.
Für jemanden, der so übergewichtig ist, kann das Mädchen sich wirklich bewegen, wenn sie will.
Sobald Bertha außer Reichweite der Reißzähne ist, zieht sie ihren Pflock heraus und wirft sich mit einem kreischenden Kampfschrei auf Magnus.
Ich schaue entsetzt zu, wie sie auf ihn losgeht, und das Dejá-vu trifft mich mit Wucht. Genau so hat sie Lucifent umgebracht. Schnell und entschieden und ohne einen einzigen Buffy-mäßigen Spruch auf den Lippen. Nur angreifen, pfählen und puff! Kein Blutzirkelmeister mehr.
Ich kann nicht zulassen, dass mit Magnus das Gleiche passiert.
Ich greife ein und stoße den Vampir aus dem Weg, genau als Bertha ihren Pflock wieder heruntersausen lässt. Das scharfe Holz bohrt sich stattdessen in meinen Unterarm und ich quieke vor Schmerz. Ich bin vielleicht kein Vampir, der durch einen Pflock im Herzen zu Staub zerfällt, aber trotzdem fühlt es sich nicht wie ein Tag am Strand an, wenn einem ein Stück Holz ins Fleisch gerammt wird, ganz zu schweigen von den Splittern.
Bertha, die ganz offensichtlich erschrocken ist über meine plötzliche Heldentat (welche Vampirjägerin greift schon ein, um einen Vampir zu retten?), starrt auf den Pflock, der in meinem Arm steckt. Bevor sie ihn herausziehen kann, mache ich mir die Situation zunutze und ramme ihr die Faust ins Gesicht, so fest ich kann. Leider bin ich kein Profiboxer, darum bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob meine tapferen Bemühungen auch nur einen blauen Fleck hinterlassen werden. Aber trotzdem fühle ich mich ziemlich cool, weil ich meinen ersten Hieb gelandet habe. Wenn Rayne mich jetzt sehen könnte!
Bertha taumelt rückwärts und fasst sich mit der Hand ans Gesicht. Magnus bewegt sich so schnell, dass meine Augen kaum folgen können.
Man muss diese Vampirsupergeschwindigkeit einfach lieben. Blitzschnell wirft er Berta zu Boden und hält sie mit seinem Gewicht unten.
Ich ziehe den Pflock aus meinem Arm und versuche, den Schwall Blut zu ignorieren, der aus der offenen Wunde spritzt.
»Lauf.«, ruft Magnus, während er sich müht, die sich windende Jägerin unter sich festzuhalten.
»Lauf weg! Verschwinde von hier!«
Ich muss zugeben, das ist ein guter Rat. Aber ich werde auf keinen Fall meinen Freund einer Jägerin überlassen. Sicher, er scheint jetzt die Oberhand zu haben. Aber ich weiß wie geschickt Bertha sein kann. Und wenn ich das sinkende Schiff verlasse und ihm am Ende etwas zustößt?
Das würde ich mir nie verzeihen.
Und tatsächlich, einen Moment später schreit Magnus auf vor Schmerz, zuckt zurück und lässt Bertha los. Zuerst kann ich nicht erkennen, was passiert ist, doch dann sehe ich das Messer, das in seinem Bauch steckt. Ein Messer, das, da bin ich mir wegen seiner Reaktion ziemlich sicher, aus reinem Silber
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