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Kein Bisschen ohne dich

Kein Bisschen ohne dich

Titel: Kein Bisschen ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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ist. Bertha steht auf, setzt sich rittlings auf den am Boden liegenden Magnus, mit dem Rücken zu mir.
    »Zeit zu sterben«, knurrt sie und greift nach dem Messer.
    Zorn wallt in mir auf. Wieder einmal ist die Jägerin zu weit gegangen. Mit Braveheart-mäßigem Gebrüll greife ich an und ramme ihr den Pflock in den Rücken. Zwar weiß ich, dass er wahrscheinlich keinen dauerhaften Schaden anrichten wird, aber ein Stück Holz, das einem im Rücken steckt, bleibt ein Stück Holz.
    Sie schreit schmerzerfüllt auf und fährt zu mir herum und ihre Knopfaugen treten aus den Höhlen vor Wut. »Oh, tut mir leid«, sagt sie.
    »Wolltest du lieber den Anfang machen.« Sie stapft auf mich zu und ihre Schritte fressen den Raum mit erschreckender Geschwindigkeit. Ich weiche zurück, jetzt ohne Waffe, bis ich direkt an der Wand stehe. Ich werfe einen verstohlenen Blick auf Magnus und hoffe auf eine Re'
    tung in letzter Minute, aber irgendetwas sagt mir, dass von ihm nichts zu erwarten ist, solange er sich vor Schmerzen auf dem Boden windet.
    Bertha hat mich jetzt erreicht. Ich versuche, sie wegzustoßen, aber sie ist zu stark. Sie legt ihre fleischigen Hände um meinen Hals, drückt fest zu und schnürt mir dadurch die Luft ab.
    Verzweifelt versuche ich, ihre Hände wegzuziehen, während ich nach Atem ringe. Aber ich kann sie irgendwie nicht abschütteln, auch wenn ich mich noch so sehr bemühe. Meine Sicht wird verschwommen. Meine Lungen sind leer. War's das? Ist das Spiel für mich schon wieder aus?
    »Warte!«, dröhnt eine Männerstimme. Als Bertha überrascht ihren Griff lockert, schaue ich zur Tür.
    Die Metallwand hat sich gehoben und in der Tür steht, im Bademantel und in Häschenpantoffeln, kein anderer als Vizepräsident Teifert selbst.
    Haben die heute bei Slayer Inc. etwa eine Pyjamaparty
    veranstaltet oder was?
    Teifert tritt gelassen in den Raum, als wäre nicht gerade die Hölle los. Er drückt auf den Alarmknopf an der Wand und die Sirenen verstummen. Der Raum ist jetzt unheimlich still, während der Vizepräsident die Szene betrachtet.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragt er schließlich und klingt dabei ein bisschen erschöpft.
    »Dieses Mädchen«, zischt Bertha und funkelt mich an. »Sie behauptet, sie ist eine Vampirjägerin. Aber ich habe sie und ihren kleinen Vampirfreund erwischt, wie sie in Ihr Büro eingebrochen sind. Ich hielt es für meine Pflicht, sie aufzuhalten.« Sie sieht Teifert an, eine verzweifelte Bitte um Anerkennung in ihrem pockennarbigen Gesicht. Für eine Topvampirjägerin lässt ihre Selbstsicherheit ein wenig zu wünschen übrig.
    Teifert geht zu Magnus hinüber, der immer noch blutend auf dem Boden liegt. Er zieht ihm das Messer aus der Seite und Magnus stöhnt qualvoll. »Ich hätte wirklich mehr von Ihnen erwartet, Magnus«, sagt er mit leiser Stimme.
    »Und ich hätte mehr von Ihnen erwartet«, knurrt Magnus zurück. »Aber das Papier hier sagt etwas anderes.« Mit zitternder Hand deutet er auf den Ordner mit dem Mordbefehl gegen Lucifent, dessen Inhalt auf dem Boden verstreut ist. »Sie sollten eigentlich beschützen und dienen«, fügt er hinzu. »Aber ich sehe nur die Absicht zu töten.«
    »Dafür haben wir unsere Gründe«, entgegnet der Vizepräsident steif und sein Gesicht wird so rot wie eine Tomate. Er packt den Ordner und stopft die Papiere wieder hinein. »Das geht Sie gar nichts an.«
    »Er ist mein Schöpfer«, schnaubt Magnus. Ich kann erkennen, wie viel Anstrengung es ihn kostet zu reden. Ich frage mich, warum seine Wunde nicht heilt. Vielleicht durch das viele Silber in seinem Blut? Wenn ich ihn doch nur hier, herausbekommen und zu seinen Blutspenderinnen schaffen könnte, damit er eine richtige Transfusion ...
    »Ihr Schöpfer, ja. Und Ihr momentaner Meister.
    Aber hinter Lucifent steckt mehr, als Sie wissen.
    Er muss der Gerechtigkeit zugeführt werden, bevor es zu spät ist.«
    »Ich werde nicht zulassen, dass Sie ihn ermorden«, beharrt Magnus. »Töten Sie mich an seiner Stelle.«
    Teifert seufzt. »Verstehen Sie doch«, sagt er.
    »Wir tun das, um Ihren Zirkel zu retten. Mit Lucifent an der Spitze sind Sie alle in Gefahr.« Er hält inne, dann fügt er hinzu: »Zusammen mit der ganzen menschlichen Gattung.«
    »Was?«, rufe ich, bevor ich es verhindern kann.
    »Aber ich dachte, Sie hätten Lucifent getötet -
    ähm, ich meine, Sie wollen Lucifent töten - , weil er ein Kindvampir ist, und das verstößt gegen Ihre Gesetze.« Oh Gott, war da noch etwas anderes?

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