Kein Bisschen ohne dich
sondern seine Blutsgefährtin für die Ewigkeit.
Das Mädchen, auf das er tausend Jahre lang gewartet hat.
Und währenddessen habe ich eine Verschwörung gegen seine Bosse vorange-trieben. Die Vampire, mit denen er seit Jahrhun-derten Umgang hat. Natürlich vertraut er ihnen mehr als mir. Für ihn haben wir uns erst vor wenigen Tagen kennengelernt. Und ich habe ihn seitdem nur getäuscht.
Doch alle logischen Überlegungen lindern nicht den Schmerz in meinem Herzen, als mir bewusst wird, dass ich ihn wahrscheinlich für immer verloren habe. Die Chance auf ein Happy End in dieser neuen Realität ist für immer dahin.
Ach ja und mein Leben könnte ebenfalls kürzer ausfallen als gedacht.
Nachdem sie mich mehrere Stunden lang in eine Art Arrestzelle gesperrt haben, kommen die Wachen endlich wieder, fesseln mir abermals die Hände und führen mich in einen privaten Aufzug, der uns fünfzig Stockwerke in die Höhe befördert.
Wir gelangen in ein luxuriöses Penthouse - so fantastisch, wie man es sich nur vorstellen kann -
mit deckenhohen Glasfenstern und mit einem Blick auf den hell erleuchteten Strip von Vegas.
Verglichen mit diesem Penthouse sieht die Suite in Hangover aus wie ein billiges Motel, trotzdem ist hier alles fast genauso schlimm verwüstet, wie es dort war. Pyrus liebt es offensichtlich, in der sündigen Stadt ausschweifende Partys zu feiern.
Ja, wir befinden uns in der Suite des Vorsitzenden, wo ich besagten Mann sehe, wie er in einem seidenen gold-schwarzen Morgenrock auf einem eleganten Sofa lümmelt und aus einem Martiniglas Blut nippt. Ihm gegenüber sitzt Lucifent, der ziemlich lächerlich wirkt in dieser üppigen, erwachsen Umgebung.
Ein kleiner Junge, dessen Beine zu kurz sind und nicht bis zum Boden reichen und der einen Smoking trägt und Blutdrinks kippt. Es ist gelinde gesagt surreal.
»Pyrus, haben Sie die Flasche Louis XVI.
gesehen, die wir entkorkt haben, damit sie atmen kann?«, ertönt eine Stimme links von mir. Als ich herumfahre, sehe ich keinen anderen als Magnus in den Raum treten, zwei Weingläser in den Händen. Er ist lässiger gekleidet als die beiden anderen und trägt eine schwarze Jeans und ein enges schwarzes T-Shirt, das seine Muskeln betont. (Es ist nicht so, dass ich hinschauen würde …) Aber am meisten fallen mir seine Augen auf – die normalerweise glänzenden blauen Pupillen sind stumpf, eingesunken und umschattet. Als würde ihm eine Menge Schlaf fehlen. Als er mich sieht, bleibt er wie angewurzelt stehen und ein schuldbewusster Ausdruck huscht über seine Züge. Aber er fängt sich schnell, dreht sich weg und konzentriert sich stattdessen auf seinen Meister und den Sprecher des Konsortiums.
»Ist sie das?«, fragt Pyrus, erhebt sich vom Sofa und unterzieht mich einer kritischen Musterung.
»Das ist doch nur ein kleines Mädchen.« Er kommt auf mich zu und hebt mein Kinn an. »Bist du das große böse Monster, vor dem der ganze Blutzirkel zittert?«
»Wir zittern wohl kaum«, verbessert Lucifent ihn gekränkt.
Pyrus dreht sich auf dem Absatz um, seine Miene voller Geringschätzung. »Nun, vielleicht solltet ihr das lieber«, sagt er honigsüß. »Wenn man bedenkt, dass dieses kleine menschliche Mädchen es irgendwie geschafft hat, eure ganze Organisation zu überlisten. Sie hat euer Blutsgefährtenprogramm durchlaufen und hat sich in den inneren Zirkel eingeschleust. Zur Hölle!«, er deutet auf Magnus, der momentan auf seine Füße hinunterstarrt, als enthielten sie das Geheimnis des Universums. »Der hier war bereit, sie tatsächlich in einen Vampir zu verwandeln.«
Er verdreht die Augen. »Man stelle sich nur vor: eine Vampirjägerin als Mitglied des Blutzirkels.«
Er lacht, als wäre die das Lächerlichste auf der Welt. Wenn er nur von meiner Schwester wüsste...
»Ich bin keine Jägerin«, drängt es mich einzuwerfen. Ihr wisst schon, da wir jetzt ja ehrlich sind.
Pyrus konzentriert sich wieder auf mich, geht auf mich zu und kommt mir unangenehm nah. Er ist ein gut aussehender Typ - aber sein Atem stinkt nach verfaultem Fisch. Ich erinnere mich, dass in dem Film The Lost Boys, den Rayne und ich ausgeliehen haben, Mundgeruch angeblich ein verräterisches Zeichen für einen Vampir war. Als hätten seine beeindruckenden Reißzähne mir diesbezüglich nicht schon die Augen geöffnet.
»Nun, dann arbeitest du eben für Slayer Inc.«
Ich recke das Kinn vor. »Nein. Tue ich nicht.«
KLATSCH! Mein Kopf fliegt durch die Wucht seines unerwarteten
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