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Kein Blick zurueck

Kein Blick zurueck

Titel: Kein Blick zurueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Horan
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einem dunkleren Grau. Im Mittelgrund grasten Pferde auf Weiden mit bleichem Gras. Von Zeit zu Zeit verschwand die ganze Aussicht hinter hoch aufragenden Felsformationen, die durch die Schößlinge der Silberkiefern, die in ihren Spalten wurzelten, ganz zottelig wirkten.
    Der Südwesten Wisconsins mit seinen vielen, nie von Gletschern abgeschliffenen Hügeln erschien ihr wie die Materie in Franks Gehirn. Dieses Land war in seinem Denken allgegenwärtig, eine wogende Leinwand, die darauf wartete, dass er das passende Haus zwischen ihre Höhenlinien setzte. Im Grau des Augustregens ging von diesen Hügeln jedoch etwas Düsteres aus.
    Ganz anders als in Deutschland, dachte sie. In Berlin hatte ihr Blick nie weiter gereicht als bis zu der gegenüberliegenden Laden- oder Häuserfront irgendeiner beliebigen Straße. Die Natur schien sich irgendwo außerhalb der Stadtgrenzen zu befinden. Doch es hatte keine Rolle gespielt. Selbst der Staub, der von Ziegeln und Gestein bröselte, war belebend gewesen. »Hast du Angst?«
    »Ein wenig.«
    »Wirklich?«
    »Keine Angst davor, mit dir zusammenzuleben. Aber wenn du die Frage darauf beziehst, in der Nähe deiner Mutter und deiner Schwestern und Cousinen zu leben, dann ja. Es macht mich nervös.«
    »Du wirst sie für dich gewinnen.« Frank griff über den Sitz und drückte ihre Hand. »Sei einfach die, die du bist, und alles andere ergibt sich von selbst.«
    »Du vergisst, dass ich deine Mutter kenne. Aus dem Club des 19. Jahrhunderts. Sie ist…«
    »Resolut?«
    Mamah dachte an die wenigen Male, die sie Anna Wright in Aktion gesehen hatte. Sie war klug, einflussreich und hart im Nehmen. »Nun… furchteinflößend«, sagte sie. Als sie ihn von der Seite her ansah, sah sie in seinem Gesicht ein schalkhaftes Lächeln. »Dir scheint zu gefallen, dass sie resolut ist.«
    »Es ist kein Fehler, jemanden auf seiner Seite zu haben, der resolut ist. Sie zeigt in vielen Dingen heftige Gefühle, besonders wenn es um Loyalität geht. Sie war gezwungen, Partei zu ergreifen. Und wenn es hart auf hart geht, stellt sie sich auf die Seite ihrer Leute und ihres Landes. Lass ihr Zeit. Sie wird sich an dich gewöhnen.«
    »Und was ist mit deinen Tanten, die die Schule führen?«
    »Oh, sie sind wundervoll. Haben ein großes Herz. Aber im Augenblick winden sie sich wahrscheinlich.«
    »Haben sie Angst um den guten Ruf ihrer Schule, weil wir in die Nachbarschaft ziehen?«
    »Lass dir davon keine Angst einjagen. Die Farmer können zwar frömmlerisch sein, sind aber anständig. Wir werden uns an ihren Keksen ergötzen, ehe du’s dich versiehst.«
    In diesem Moment fiel Mamahs Blick auf ein ausladendes Dach, Kalksteinmauern und sandgolden verputzte Quader. Das Haus schmiegte sich an den Hügel und verband sich unmittelbar unterhalb der Kuppe mit dem Land. Frank fuhr den Wagen auf den Seitenstreifen. Er ging um das Auto herum, um ihr die Tür zu öffnen, und als sie zusammen im hohen Gras standen, spürte Mamah, wie ihre Haut sich mit einer Gänsehaut überzog.
    »Ich würde es gerne Taliesin nennen, wenn dir das recht ist. Kennst du Richard Hoveys Theaterstück Taliesin ? Über einen walisischen Barden, der zu König Arthurs Hofstaat gehörte? Er war ein Wahrheitssuchender und Prophet, dieser Taliesin.Sein Name bedeutet ›schimmernde Braue‹. Ich finde es ganz passend.«
    »Taliesin.« Sie versuchte, das Wort in ihrem Mund zu formen, während sie in der Ferne das Haus betrachtete.
    Tatsächlich leuchtete das Gebäude, trotz des grauen Lichts. Es stand in schockierendem Kontrast zu den kleinen Farmgebäuden, die sie auf dem Weg nach Spring Green hinauf gesehen hatte. Dieses Haus – das Wort schien irgendwie falsch – war mit nichts zu vergleichen, was sie je gesehen hatte. Es wirkte so modern, so architektonisch. Und doch verband es sich harmonisch mit den Hügeln, und sein vorstehendes Dach wirkte wie ein Echo auf das Gefälle der Hügelkuppe. Hoch oben für sich allein stehend, abgeschieden von anderen Häusern und inmitten dieser großartigen, goldenen Aussicht, glich Taliesin mehr den Villen in der Umgebung Fiesoles als alles, was Frank in Oak Park je gebaut hatte.
    »Es ist wunderbar«, flüsterte sie. Sie nahm ihre Brille ab, blinzelte und setzte sie wieder auf.
    »Es ist für dich«, sagte er.
    Als sie wieder im Auto saßen und vorsichtig den steilen Hügel hinauffuhren, der zum Tor führte, wurde Frank furchtbar nervös.
    »Romeo und Julia«, sagte er und zeigte in der Ferne auf eine

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