Kein Blick zurueck
verschiedene Eimer und mischte eineAnzahl von Schattierungen, die an verschiedenen Wänden Verwendung finden sollten, »je nach Lichteinfall«, erklärte er dem Stukkateur, der den Mischvorgang argwöhnisch beobachtet hatte.
»Wie sollen wir wieder denselben Farbton hinbekommen, wenn Sie nichts abmessen und aufschreiben?«, fragte der Mann. »Sie haben hier sechs verschiedene Mischungen.« »Ich muss nicht in einen Farbtopf fallen, um zu wissen, was Farbe ist«, sagte Frank. »Ich kann mir den Ton an der Wand ansehen und ihn nachmischen.«
Der Stukkateur zog beeindruckt die Brauen hoch.
Mamah verbrachte den Rest des Tages damit zu helfen, ihre Kisten in den Schuppen zu bringen, wo sie gelagert werden sollten, dann putzte sie unentwegt in dem Versuch, Staub und Müll aus dem Zimmer loszuwerden, in dem sie schlafen wollten. Dort gab es noch keine Fenster. »Wirklich natürlich«, neckte Frank sie, als sie das Bett zurechtmachte.
Als sie sich in dieser Nacht hinlegten, streckte Frank die Arme aus, um sie zu halten. Durch die Öffnung in der Wand zeigte er ihr den Gürtel des Orion und schlief dann unvermittelt ein. In der Nacht stand sie auf, um den Eimer zu benutzen, den sie auf ihrer Bettseite bereitgestellt hatte. Als sie ihr Nachthemd hob und sich niederhockte, flatterte nur wenige Zentimeter neben ihrer Schulter eine Fledermaus vorbei. Sie sprang mit einem Satz wieder ins Bett und steckte den Kopf unter die Decke.
Frank rührte sich im Schlaf, murmelte »Heigh-ho« und schnarchte weiter.
Kapitel 35
»Scheiße. Wenn das nicht alles in den Schatten stellt.«
»Das hat er gesagt. Sie ist die Verantwortliche, wenn er nicht da ist.«
»Er ist oft nicht da.«
»Er wird öfter da sein, jetzt wo sie hier ist. Sie sieht prima aus.«
»Scheiße, Murphy, du solltest besser nicht hingucken.«
Mamah hörte, wie die Männer im Wohnzimmer hin und her gingen. Etwas wurde über den Holzfußboden geschleift. »Gott, ich habe verschlafen.« Frank richtete sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. »Sie wissen nicht, dass wir hier sind«, sagte er, als er nach seiner Hose griff.
Sie griff nach seinem Arm. »Pssst, es ist gut«, flüsterte sie. »Sag ihnen kein Wort.« Sie erkannte Billys Stimme, hatte jedoch keine Gesichter zu den anderen beiden.
»Ich brauche keine Frau, die mir sagt, wie ich so einen verdammten Nagel reinschlagen soll.«
Ihre Stimmen wurden vom Geräusch der Säge übertönt, ehe sie von Neuem hörbar wurden.
»Du solltest nicht sägen, wenn du dich ärgerst, Billy. Du wirst dir noch einen Finger absägen.«
»Oh, das hat er schon seit einem Monat nicht mehr getan.« Gelächter.
»Zumindest hat es nicht meinen Pimmel erwischt, wie bei ein paar anderen, die ich kenne.«
»Inzwischen sind es sechsunddreißig«, sagte Jennie Porter. »Das ändert sich, mal sind es mehr, mal weniger, je nachdem, woran Frank gerade arbeitet. Unter der Woche schlafen sie hier in der Nähe in irgendwelchen Unterkünften, und an den Wochenenden fahren sie nach Hause.«
Die beiden Frauen standen zwischen Küchentisch und Herd. Jennie und ihr Sohn Frankie wendeten Rindfleischstücke in Mehl und warfen sie dann in das in einer Eisenpfanne siedende Öl. »Frank hat eine Frau aus dem Dorf eingestellt, die für sie kocht, aber es ist zu viel für eine Person«, sagte Jennie. »Jemand muss die Sachen teilweise für sie vorbereiten, damit gegen ein Uhr die Hauptmahlzeit stattfinden kann.«
»Frankie«, sagte sie, »zeige Miss Borthwick, wo die Karotten sind, ja?«
Dieser eine Satz bestätigte Mamahs Verdacht. Sie sollte von Jennie die Verantwortung für das Essen übernehmen.
Das war auch nur angemessen. Schließlich war es nicht Jennies Haus, das gerade gebaut wurde, dachte Mamah, als sie in dem großen Garten neben dem Haus der Porters Karotten und Kartoffeln aus der Erde zog. Der Gedanke, die ganze Operation zu beaufsichtigen, machte ihr nichts aus, doch sie hatte so gut wie keine Ahnung vom Kochen.
»Ich habe alles aufgeschrieben«, versicherte ihr Jennie. »Alle meine Rezepte reichen jetzt für vierzig Personen.«
Als sie als Zehnjährige zu Besuch nach Boone zurückgekehrt war, hatte Mamah ihre Cousine und ihre Tante während der Ernte aufs Feld begleitet. Sie waren mit einem Karren aufs Feld gefahren, der mit Schüsseln, bedeckt mit Geschirrhandtüchern, beladen gewesen war. Als sie bei den Männern angekommen waren, hatten sie die Töpfe und Krüge hinten auf dem Karren aufgereiht, damit die Landarbeiter sich ihre
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