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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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sich bei der Ultimate Fighting Federation. Sie erinnern sich vielleicht an die Grudge
Matches im achteckigen Ring. Eine Weile waren sie der letzte Schrei im verschlüsselten digitalen Fernsehen – realistische, blutige Schlägereien, bei denen alles erlaubt war. Und Rocky war gut. Er war groß und stark, eine Kämpfernatur. Er hatte unglaubliche Ausdauer und wusste, wie man einen Gegner nach Strich und Faden fertig machte.
    Irgendwann hatten die Zuschauer diese rohe Gewalt jedoch satt. In einzelnen Bundesstaaten wurde Ultimate Fighting als illegal verboten. Einige der Protagonisten gingen nach Japan, wo diese Kämpfe noch erlaubt waren – Rocky vermutete, dass die Leute dort weniger sensibel reagierten. Trotzdem blieb er zu Hause. Rocky hatte den Glauben, eines Tages den Sprung in die NFL zu schaffen, noch nicht aufgegeben. Dazu musste er nur härter an sich arbeiten. Noch mehr Masse ansetzen, stärker werden, schneller.
    Jack Lawsons Minivan bog zur Route 17 ab. Rocky hatte klare Anweisungen bekommen. Er sollte Lawson folgen. Notieren, wohin er fuhr, mit wem er redete, alle Details seiner Fahrt aufzeichnen. Jeder Kontakt mit ihm sollte unter allen Umständen vermieden werden. Er sollte ihn beobachten. Mehr nicht.
    Gutes, leicht verdientes Geld.
    Zwei Jahre zuvor war Rocky in einer Bar in eine Schlägerei verwickelt worden. Es war der übliche Anlass gewesen. Ein Kerl hatte Lorraine zu lange angeglotzt. Rocky, voll gepumpt mit Steroiden und dadurch hochgradig aggressiv, hatte den Typen auseinander genommen – ihm ein paar Wochen im Streckverband beschert – und sich eine Strafe wegen schwerer Körperverletzung eingehandelt. Er hatte drei Monate gesessen und war mittlerweile auf Bewährung freigekommen. Für Lorraine hatte es das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie hatte ihn als Versager beschimpft und verlassen.
    Also bemühte er sich jetzt bei Lorraine um Wiedergutmachung.

    Rocky hatte die Aufputschmittel abgesetzt. Träume sterben langsam, aber mittlerweile war ihm klar, dass die NFL unerreichbar war. Was Rockys Talenten keinen Abbruch tat. Einen guten Coach würde er durchaus abgeben. Er konnte motivieren. Einer seiner Freunde hatte Beziehungen zu seiner alten Alma Mater, Westfield High. Wenn Rockys Vorstrafe gestrichen wurde, wollte man ihn zum Abwehr-Trainer der Collegemannschaft machen. Lorraine konnte dort einen Job als Studienberaterin kriegen. Damit würden sie wieder auf der Überholspur landen.
    Sie brauchten nur etwas Anfangskapital.
    Rocky hielt den Celica auf Sicherheitsabstand hinter dem Minivan. Er rechnete nicht damit, entdeckt zu werden. Jack Lawson war ein Amateur. Er würde kaum auf einen Verfolger achten. Jedenfalls hatte der Boss ihm das gesagt.
    Lawson überquerte die Stadtgrenze von New York und nahm die Schnellstraße in Richtung Norden. Es war zehn Uhr abends. Rocky fragte sich, ob er einen Zwischenbericht durchgeben sollte, entschied sich jedoch dagegen. Es gab nichts zu melden. Der Mann unternahm eine Spritztour. Rocky folgte ihm. So lautete schließlich sein Auftrag.
    Rocky spürte die ersten Anzeichen eines Wadenkrampfs und wünschte, die Konservenbüchse würde mehr Beinfreiheit bieten.
    Eine halbe Stunde später bog Lawson zur Woodbury Commons ein, einem der riesigen Einkaufszentren auf dem platten Land, in dem alle Geschäfte angeblich »Outlets« ihrer wesentlich teureren Mutterfirmen waren. Das Einkaufszentrum hatte geschlossen. Der Minivan nahm eine ruhige Straße entlang der Flanke des Geländes. Rocky ließ sich zurückfallen. Wenn er jetzt zu dicht folgte, würde er sicher auffliegen.
    Rocky fand rechts einen Parkplatz, stellte die Automatik auf »Parken«, löschte die Scheinwerfer und griff nach seinem Fernglas.
    Jack Lawson hielt mit dem Minivan an. Rocky beobachtete,
wie er ausstieg. Unweit des Minivans stand ein zweiter Wagen. Vermutlich Lawsons Freundin. Komischer Ort für ein Schäferstündchen, aber die Geschmäcker waren verschieden. Jack sah sich nach allen Seiten um und ging dann auf das Wäldchen zu. Verdammt. Rocky blieb nichts anderes übrig, als ihm zu Fuß zu folgen.
    Er senkte das Fernglas und schälte sich aus dem Auto. Die Entfernung zu Lawson betrug noch immer siebzig, achtzig Meter. Rocky hatte nicht vor, diesen Abstand zu verringern. Er kauerte nieder und spähte erneut durch das Fernglas. Lawson war stehen geblieben. Er drehte sich um und …
    Was sollte das denn?
    Rocky schwenkte mit dem Fernglas nach rechts. Links von Lawson stand plötzlich ein

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