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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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erkennen?«
    »Nein.«
    »Hm. Warum, glauben Sie, hat er das getan?«
    »Was getan?«
    »In der Garage zu parken.«
    »Keine Ahnung. Vielleicht damit niemand seinen Wagen sehen sollte.«
    »Ja, okay. Das passt zusammen.«
    Charlaine griff wieder nach der Hand ihres Mannes. Sie erinnerte sich daran, wann sie sich zum letzten Mal an den Händen gehalten hatten. Das war vor zwei Monaten gewesen, als sie sich eine Liebeskomödie mit Meg Ryan angesehen hatten. Seltsamerweise liebte Mike solche Schnulzen. Bei tragischen Romanzen kamen ihm auch schon mal die Tränen. An jenem Abend hatte er nach ihrer Hand gegriffen, und was Charlaine vordergründig im Gedächtnis geblieben war – und was sie jetzt bedrückte –, war, dass es sie kalt gelassen hatte. Mike hatte seine Finger mit den
ihren verschränken wollen, aber sie hatte ihm ihre Hand so weit entzogen, dass das unmöglich gewesen war. So wenig, wenn nicht sogar gar nichts, hatte es Charlaine bedeutet, dass dieser übergewichtige Mann, der sein Haar sorgfältig über die kahleren Stellen auf seinem Kopf kämmte, nach ihrer Hand gesucht hatte.
    »Würden Sie jetzt bitte gehen?«, bat sie Perlmutter.
    »Sie wissen, dass das unmöglich ist.«
    Sie schloss die Augen.
    »Ich weiß von Ihrem Steuerproblem.«
    Sie stand regungslos da.
    »Sie haben heute Morgen deswegen bei H&R Block angerufen. Richtig? Und dort arbeitet Mr. Sykes.«
    Sie wollte die Hand nicht loslassen, doch sie hatte das Gefühl, als entzöge Mike ihr jetzt seine Hand.
    »Mrs. Swain?«
    »Nicht hier«, sagte Charlaine zu Perlmutter. Sie ließ Mikes Hand los und stand auf. »Nicht in Gegenwart meines Mannes.«

22
    Die Bewohner von Seniorenheimen sind immer zu Hause und freuen sich über Besuch. Grace rief die Nummer an. Eine lebhafte Frauenstimme meldete sich. » Sunrise  – Betreutes Wohnen!«
    »Ich möchte Ihre Besuchszeiten erfragen«, begann Grace.
    »Haben wir nicht!«, kam es mit Nachdruck.
    »Wie bitte?«
    »Besuchszeiten. Sie können jederzeit kommen. Rund um die Uhr.«
    »Ach so. Ich möchte Mr. Robert Dodd besuchen.«
    »Bobby? Augenblick, ich verbinde Sie mit seinem Zimmer. Nein, warten Sie! Es ist acht Uhr. Da ist er beim Fitness-Training. Bobby hält sich in Form.«

    »Wie kann ich eine Verabredung treffen?«
    »Für einen Besuch?«
    »Ja.«
    »Brauchen Sie nicht. Kommen Sie einfach vorbei.«
    Die Fahrt würde knapp zwei Stunden dauern. Dennoch zog sie ein persönliches Gespräch einem Telefonat vor. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass sie noch nicht recht wusste, was sie ihn fragen wollte.
    »Meinen Sie, er ist heute Vormittag zu Hause?«
    »Sicher. Bobby hat vor zwei Jahren seinen Führerschein abgegeben. Er ist hier.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    Am Frühstückstisch steckte Max seine Hand tief in die neue Crunchy-Packung. Der Anblick – wie ihr Kind eifrig nach dem Werbegeschenk fischte – ließ sie innehalten. Es war alles so normal. Kinder waren sehr feinfühlig. Aber manchmal, nun manchmal waren sie auch wunderbar mit sich beschäftigt. Im Augenblick war sie dafür dankbar.
    »Du hast dir das Spielzeug schon geholt«, sagte sie.
    Max hielt inne. »Wirklich?«
    »So viele Packungen und so lausige Spielsachen.«
    »Was?«
    In Wahrheit hatte sie als Kind das Gleiche getan – sie hatte nach wertlosen Geschenken gefischt. Und das auch noch bei denselben Frühstücksflocken. »Ach, nichts.«
    Sie schnitt eine Banane in die Knusperflocken. Grace versuchte stets, mehr Banane und weniger Flocken zu mixen. Eine Weile hatte sie auch ungezuckerte Flocken untergemischt, aber Max war ihr schnell auf die Schliche gekommen.
    »Emma! Du musst jetzt aufstehen!«
    Ein Stöhnen. Ihre Tochter war zu jung für dieses »Lass-michnoch-schlafen-Theater«. Grace hatte damit erst in der Highschool
angefangen. Sie dachte an ihre so früh verstorbenen Eltern. Gelegentlich erinnerten die Kinder sie an Mutter oder Vater. Emma spitzte die Lippen manchmal so exakt wie ihre Mutter, dass Grace beinahe erstarrte. Max lächelte wie ihr Vater. Man sah die genetischen Anlagen deutlich, und Grace vermochte nie zu sagen, ob sie das tröstlich oder schmerzlich berührte.
    »Emma! Jetzt sofort!«
    Ein Geräusch. Konnte bedeuten, dass ein Kind aus dem Bett gesprungen war.
    Grace bereitete das Lunchpaket vor. Max kaufte sich das Mittagessen lieber in der Schule, und Grace war damit einverstanden. Bedeutete es doch für sie eine Erleichterung. Morgens das Mittagessen vorzubereiten, war ein stetiger Grund zum

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