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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Ride‹-Parkplatz an der Route 17?«
    Perlmutter nahm seine Lesebrille ab. »Der am unteren Ende der Straße?«
    Daley nickte. »Ich weiß schon. Ist eigentlich nicht wirklich logisch. Wir wissen, dass er die Interstate verlassen hat, stimmt’s?«
    »Wer hat ihn gefunden?«

    »Pepe und Pashaian.«
    »Sag ihnen, sie sollen den Parkplatz weiträumig absperren«, befahl er und erhob sich. »Das Auto nehmen wir uns eigenhändig vor.«

23
    Grace legte für die Fahrt eine CD von Coldplay ein und hoffte auf Ablenkung. Es funktionierte nur bedingt. Einerseits wusste sie genau, was mit ihr geschah, ohne Zweifel. Doch andererseits war die Wahrheit einfach zu heftig. Sich ihr kompromisslos zu stellen, würde sie lähmen. Für diesen Zustand von Unwirklichkeit war vermutlich ihr Selbsterhaltungstrieb verantwortlich, das Bedürfnis, sich zu schonen und alles Wahrgenommene zu filtern. Dieser Zustand von Unwirklichkeit verlieh ihr die Kraft weiterzumachen, die Wahrheit zu suchen, ihren Mann zu finden, während sie sich in Wirklichkeit nackt, bloß und allein gelassen vorkam, sich am liebsten eingeigelt oder vielleicht geschrien hätte, bis der Arzt kommt.
    Ihr Handy klingelte. Instinktiv warf sie einen Blick auf das Display, bevor sie den Anruf annahm. Wieder war es nicht Jack. Es war Cora. Grace drückte auf die entsprechende Taste und sagte: »Hallo!«
    »Schwierig zu sagen, ob die Nachricht gut oder schlecht ist. Ich drück’s mal so aus. Möchtest du zuerst die merkwürdige Nachricht hören oder lieber die verrückte?«
    »Die merkwürdige.«
    »Ich kann Gus mit der unterentwickelten Männlichkeit nicht erreichen. Der Kerl geht nicht ans Telefon. Kriege immer nur seinen Anrufbeantworter.«
    Auf der Coldplay- CD ertönte die Stimme des Leadsängers. Passenderweise lautete der Song-Titel »Shiver«. Grace ließ beide
Hände in vorschriftsmäßiger Haltung am Steuer. Sie blieb auf der mittleren Spur und fuhr exakt die vorgeschriebene Geschwindigkeit. Rechts und links von ihr rasten die Autos vorbei.
    »Was ist mit der verrückten Nachricht?«
    »Erinnerst du dich, dass wir versucht haben, die Anrufliste von vorgestern Nacht hochzuholen? Ich meine die Liste von den Anrufen, die Jack getätigt haben könnte?«
    »Ja, sicher.«
    »Ich habe den Handy-Anbieter angerufen. Und so getan, als wäre ich du. Dachte, du hast nichts dagegen.«
    »Habe ich auch nicht.«
    »Gut. War sowieso egal. In den vergangenen drei Tagen hat Jack nur eine Nummer von seinem Handy aus angerufen. Deine. Gestern.«
    »Der Anruf, den ich auf dem Polizeirevier erhalten habe.«
    »So ist es.«
    »Was ist daran denn verrückt?«
    »Nichts. Komisch ist nur, was dein Anrufprotokoll zu Hause ergeben hat.«
    Schweigen. Grace blieb auf dem Merritt Parkway, beide Hände in vorbildlicher Haltung am Steuer.
    »Was ist damit?«
    »Du weißt doch von Jacks Anruf in der Kanzlei seiner Schwester ?«, fragte Cora.
    »Ja. Ich habe die Wahlwiederholung gedrückt.«
    »Und seine Schwester – wie heißt sie doch gleich?«
    »Sandra Koval.«
    »Sandra Koval, richtig. Sie hat dir gesagt, sie wäre gar nicht in der Kanzlei gewesen. Sie hätte nicht mit ihm gesprochen.«
    »Stimmt.«
    »Der Anruf hat aber neun Minuten gedauert.«
    Grace lief es kalt über den Rücken. Sie zwang sich, die Hände am Steuer zu lassen. »Also hat sie gelogen.«

    »Sieht ganz so aus.«
    »Die Frage ist, was Jack ihr so ausführlich zu erzählen hatte.«
    »Und was sie geantwortet hat.«
    »Und warum sie deswegen gelogen hat.«
    »Tut mir Leid, dass ich dir das sagen musste«, seufzte Cora.
    »Nein, ist doch gut.«
    »Inwiefern?«
    »Ist doch immerhin eine Spur. Bisher schien Sandra eine Sackgasse zu sein. Jetzt wissen wir, dass sie da mit drinsteckt.«
    »Und was willst du in ihrem Fall machen?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Grace. »Sie zur Rede stellen, schätze ich.«
    Sie verabschiedeten sich, und Grace legte auf. Bei der Weiterfahrt versuchte sie, verschiedene Szenarien durchzuspielen. Aus dem CD-Player tönte »Trouble«. Sie bog in eine Exxon-Tankstelle ein. In New Jersey gab es keine Selbstbedienung an Tankstellen. Grace saß in ihrem Wagen, und es dauerte einige Momente, bis sie begriff, dass sie hier selbst tanken musste.
    Sie kaufte eine Flasche Wasser aus dem Kühlregal des Minimarkts und warf das Wechselgeld in die Sammelbüchse einer Wohltätigkeitsorganisation. Sie hatte das Bedürfnis, weiter nachzudenken, vor allem über diese Verbindung zu Jacks Schwester, aber für

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