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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Ärgern. Eine Zeit lang hatte auch Emma das gegessen, was in der Schule angeboten wurde, aber vor kurzem hatte irgendetwas ihren Ekel erregt. Irgendein Geruch, der Geschmack des Essens in der Cafeteria, bereitete ihr Übelkeit. Seither nahm sie ihre eigene Lunchbox mit.
    »Emma!«
    »Bin schon da.«
    Emma trug ihren üblichen Jogginganzug: braune Turnshorts, blaues Top der Converse All-stars und ein Sweatshirt der New Jersey Nets. Ein Affront gegen jeden Sinn für Mode, was vermutlich Absicht war. Emma trug nichts, was auch nur annähernd als weiblich bezeichnet werden konnte. Wollte Grace, dass sie ein Kleid anzog, erforderte dies ein Verhandlungsgeschick wie bei Nahost-Friedensverhandlungen und endete nicht selten mit einem ähnlichen Ausbruch von Gewalttätigkeit.
    »Was möchtest du zum Lunch?«, fragte Grace.
    »Erdnussbutter und Wackelpeter.«
    Grace starrte sie nur schweigend an.
    »Schon gut.« Emma zuckte die Schultern.
    »Du weißt, dass Erdnussbutter in deiner Schule nicht erlaubt
ist, weil Kinder davon Allergien bekommen können. Also lass den Unsinn.«
    Grace sah auf die Uhr. Sie hatte einige vorgefertigte Sandwichpakete im Kühlschrank für den Notfall. Die Kinder liebten sie.
    Sie setzten sich zum Frühstück.
    »Mom?«
    Das war Emma. »Ja?«
    »Als du und Dad geheiratet habt …« Sie verstummte.
    »Was soll da gewesen sein?«
    Emma fing von vorn an. »Als du und Dad geheiratet habt – am Schluss, wenn der Mann sagt, Sie dürfen die Braut küssen …«
    »Ja. Und?«
    »Also …« Emma neigte den Kopf zur Seite und kniff ein Auge zu. »… muss man das dann tun?«
    »Küssen?«
    »Hm, ja.«
    »Müssen? Nein, schätze nicht. Ich wollte es.«
    »Aber muss man es tun?«, beharrte Emma. »Ich meine, kann man sich stattdessen nicht einfach abklatschen?«
    »Statt küssen? Möglich. Wenn du es so willst.«
    »Ja, das will ich«, erklärte Emma mit Nachdruck.
    Grace brachte die beiden zur Bushaltestelle. Diesmal folgte sie dem Bus nicht bis zur Schule. Sie blieb stehen und biss sich auf die Unterlippe. Die Maske der Gelassenheit begann zu bröckeln. Jetzt, da Max und Emma fort waren, gestattete sie sich diese Schwäche.
    Als sie ins Haus zurückkam, war Cora wach und saß stöhnend am Computer.
    »Was kann ich dir bringen?«, fragte Grace.
    »Den Anästhesisten«, sagte Cora. »Wäre die erste Wahl, muss aber nicht sein.«
    »Ich dachte eher an so was wie Kaffee.«
    »Noch besser.« Coras Finger tanzten über die Tastatur. Ihre
Augen wurden schmal. Sie runzelte die Stirn. »Da stimmt doch was nicht.«
    »Du meinst mit der E-Mail auf unsere Spam-Post, was?«
    »Wir kriegen überhaupt keine Antworten.«
    »Ist mir auch schon aufgefallen.«
    Cora lehnte sich zurück. Grace trat zu ihr und kaute auf einem Fingernagel. Nach einigen Sekunden beugte sich Cora wieder vor. »Warte. Ich versuch mal was.« Sie öffnete die E-Mail-Seite, tippte etwas ein und verschickte die Nachricht.
    »Was war das denn?«
    »Ich habe gerade eine E-Mail an unsere Spam-Adresse verschickt. Mal sehen, ob sie ankommt.«
    Sie warteten. Es kam keine E-Mail.
    »Hmm.« Cora lehnte sich zurück. »Entweder es stimmt was mit dem Mail-System nicht …«
    »Oder?«
    »Oder Gus ist noch sauer wegen der Bemerkung über seine Männlichkeit.«
    »Wie wollen wir rauskriegen, was von beidem der Grund ist?«
    Cora starrte unverwandt auf den Bildschirm. »Mit wem hast du vorhin telefoniert?«
    »Mit Bob Dodds Pflegeheim. Ich besuche ihn heute Vormittag.«
    »Gut.« Coras Blick hing noch immer am Monitor.
    »Was ist los?«
    »Ich will was überprüfen«, antwortete sie.
    »Was denn?«
    »Hat vermutlich nichts zu bedeuten. Betrifft nur die Telefonrechnungen.« Cora begann zu tippen. »Ich ruf dich, sobald ich was weiß.«

    Perlmutter ließ Charlaine Swain mit dem Polizeizeichner von Bergen County allein. Er hatte ihr die Wahrheit praktisch abgerungen
und ein etwas unappetitliches Geheimnis zutage gefördert, das besser begraben geblieben wäre. Charlaine hatte Recht damit gehabt, es ihm zu verschweigen. Zumal es in keinerlei Weise hilfreich war. Diese Enthüllung war bestenfalls eine abgeschmackte und peinliche Begleiterscheinung.
    Er setzte sich mit einem Notizblock an seinen Schreibtisch, schrieb das Wort »Windstar« darauf und verbrachte die nächste Viertelstunde damit, dieses einzukreisen.
    Ein Ford Windstar.
    Kasselton war keine verschlafene Kleinstadt. Hier standen achtunddreißig Cops in Lohn und Brot. Sie bearbeiteten Raubüberfälle. Sie

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