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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Computerzimmer.
    Als Erstes überprüfte Grace die Eingänge unter der E-Mail-Adresse, die Cora und sie für die Antworten ihrer Spam-Post mit dem Foto benutzten. Was sie erwartete, war eine Überraschung.
    Keine Antwort.
    Keine einzige.
    Wie konnte das sein? Es war denkbar, dass niemand die Frau auf dem Foto erkannt hatte. Darauf war sie vorbereitet gewesen. Aber mittlerweile hatten sie hunderttausend E-Mails verschickt. Selbst bei Spam-Blocks und dergleichen müsste doch zumindest irgendjemand mit unflätigen Beschimpfungen reagiert haben, jemand, der alle Zeit der Welt hatte, jemand, der die Nase voll hatte von dieser Spam-Schwemme und seinem Ärger Luft machen musste.
    Irgendjemand!
    Und keine einzige Antwort.

    Was sollte sie davon halten?
    Im Haus war es still. Emma und Max schliefen noch. Genau wie Cora. Cora lag schnarchend auf dem Rücken, den Mund leicht geöffnet.
    Sie mussten die Taktik ändern.
    Sie wusste, dass Bob Dodd, der ermordete Reporter, inzwischen ihre beste, wenn nicht sogar einzige, aber zugegebenermaßen äußerst vage Spur war. Sie besaß von ihm weder eine Telefonnummer, noch kannte sie seine Angehörigen oder seine Adresse. Immerhin war Dodd Mitarbeiter einer größeren Zeitung, der New Hampshire Post gewesen. Sie beschloss, dort anzufangen.
    Zeitungsredaktionen sind rund um die Uhr besetzt. Zumindest ging Grace davon aus. Schließlich musste jemand für den Fall, dass die große Story ins Haus flatterte, in der Telefonzentrale sein. Davon abgesehen hoffte sie, dass um fünf Uhr morgens ein Reporter schon aus Langeweile mit ihr reden würde. Sie griff nach dem Telefonhörer.
    Grace wusste nicht recht, wie sie anfangen sollte. Sie überlegte sich mehrere Vorgehensweisen. Zum Beispiel konnte sie sich als eine Reporterin ausgeben, die an einer Story arbeitete, und um kollegiale Unterstützung bitten. Allerdings war sie nicht sicher, den unter Journalisten üblichen Ton treffen zu können.
    Schließlich entschied sie sich dafür, so weit wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben.
    Sie drückte die Taste, mit der sie ihre Rufnummer beim Empfänger unterdrücken konnte. Die Zeitung hatte eine kostenlose Servicenummer. Grace nutzte sie nicht. Bei diesen Nummern konnte man die eigene Nummer nicht unterdrücken. Eine weitere scheinbar unnütze Information, die sie sich wie die über Daryl Hannah in Splash und Esparanza Diaz Pseudonym Little Pocahontas irgendwann einmal gemerkt hatte und die sie in Jacks Worten zur »Hohen Priesterin nutzloser Fakten« machte.
    Die ersten beiden Anrufe bei der Zeitung waren erfolglos. Der
Reporter der Nachrichtenabteilung hatte keine Zeit und außerdem Bob Dodd kaum gekannt. Die Frau von der Lokalredaktion klang sehr jung, gestand, Berufsanfängerin zu sein und Bob Dodd ebenfalls nicht gekannt zu haben.
    Grace prüfte noch einmal die E-Mail-Eingänge. Immer noch nichts.
    »Mommy!«
    Es war Max.
    »Mommy, komm schnell!«
    Grace hastete die Treppe hinauf.
    »Was gibt’s, Liebling?«
    Max saß in seinem Bett und deutete auf seinen Fuß. »Mein Zeh wächst viel zu schnell.«
    »Dein Zeh?«
    »Ja, schau doch!«
    Sie trat ans Bett und setzte sich.
    »Siehst du?«
    »Was soll ich sehen, Liebling?«
    »Mein zweiter Zeh«, begann er. »Er ist länger als der große Zeh. Er wächst zu schnell.«
    Grace lächelte. »Das ist normal, mein Liebling.«
    »Wirklich?«
    »Bei vielen Menschen ist der zweite Zeh länger als der große Zeh. Zum Beispiel bei deinem Daddy.«
    »Glaube ich nicht.«
    »Musst du aber. Sein zweiter Zeh ist länger als der große.«
    Das schien ihn zu beruhigen. Grace fühlte einen Stich in der Herzgegend. »Möchtest du die Wiggles ansehen?«, fragte sie.
    »Das ist doch eine Sendung für Babys.«
    »Dann schauen wir mal, was es im Disneyclub gibt, einverstanden ?«
    Es gab Rolie Polie Olie, und Max machte es sich auf der Couch bequem. Er liebte es, die Polster als Decke zu benutzen, und richtete
damit stets ein Chaos an. Grace war das jetzt gleichgültig. Sie rief erneut bei der New Hampshire Post an. Diesmal ließ sie sich mit dem Feuilleton verbinden.
    Es meldete sich ein Mann mit einer Stimme wie Sandpapier. »Was gibt’s?«
    »Guten Morgen«, sagte Grace übertrieben fröhlich und grinste dämlich in den Hörer.
    Der Mann knurrte ungehalten.
    »Ich versuche Informationen über Bob Dodd zu bekommen.«
    »Mit wem spreche ich?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    »Machen Sie Witze? Hör mal, Schätzchen, ich leg jetzt gleich auf …«
    »Warten

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