Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
hätte ich davon? Solange du glücklich bist, bin auch ich es. Es ist natürlich eine merkwürdige Situation und ich bin mir sicher, dass ich bei deinem Vater etwas mehr Überzeugungskraft brauchen werde. Ich bin mir aber sicher, dass auch er es früher oder später verstehen wird. Außerdem scheint Tom mir doch ein attraktiver, netter, junger Mann zu sein."
Ich schmunzelte.
„Du bist nicht sauer?", fragte Dan ungläubig, fast so, als ob er über die Reaktion seiner Mutter enttäuscht war.
„So ein Unsinn, Dan! Komm mal her!"
Sie ging auf ihren Sohn zu und schloss ihn in ihre Arme, während sie ihm etwas ins Ohr zu flüsterte, was ich nicht verstehen konnte. Kurz darauf nickte Dan grinsend und drückte sich noch fester an sie heran.
Ich war dankbar, dass seine Mutter wie gehofft reagiert hatte. Nach einer Weile trennten die beiden sich wieder voneinander. Ich blickte bei dem Gedanken daran, eine intime Familienszene gestört zu haben, beschämt zu Boden.
„Und du redest dann mit Dad?", fragte Dan unsicher an seine Mutter gewandt.
„Ja, mach' dir da mal keine Sorgen!", erwiderte sie. „Ich lasse euch beide jetzt mal wieder allein."
Sie zwinkerte noch einmal und verließ schließlich das Zimmer. Dan blieb noch einen Moment regungslos stehen, bevor er die Tür zuschob und sie wortlos abschloss.
Erwartungsvoll grinste ich ihn an und wartete darauf, dass er meinen Blick erwiderte. Doch er beachtete mich nicht, sondern schritt an mir vorbei und legte sich zurück in das Bett. Dann kuschelte er sich in seine Decke, legte sich auf seinen Rücken und schloss die Augen. Verständnislos blickte ich in seine Richtung.
„Was ist denn jetzt schon wieder los?", fragte ich irritiert, woraufhin Dan kurz zusammen zuckte.
„Ich hab' da wirklich keine Lust mehr zu", fuhr ich fort. „Ständig änderst du deinen Charakter. Mal bist du ganz schüchtern und tust so, als wärest du hilflos und unschuldig, und im nächsten Moment hältst du vor tausenden von Leuten eine Rede, brüllst deine Mutter an oder tust ganz lässig und cool. Oder du bist so wie jetzt gerade, sagst gar nichts mehr und bist total gefühlskalt. Was - verdammt noch mal - ist los mit dir? So kenn' ich dich nicht. Und so bist du auch nicht der Dan, in den ich mich eigentlich verliebt habe."
Erst jetzt öffnete er seine Augen und starrte gen Zimmerdecke. Ich wollte weiterreden, bis ich sah, dass seine Augen glänzten. Ich runzelte meine Stirn und erkannte erst dann, dass ihm eine einsame Träne über die Wange rann. Augenblicklich nahm ich meine Hände, die ich angespannt zu Fäusten geballt hatte, herunter und blickte hilflos in seine Richtung. Mich überkam ein schlechtes Gewissen und mir wurde bewusst, dass ich Dan zu gern hatte, als ihn noch weiter in die Enge zu treiben. Vermutlich hatte er zurzeit genug andere Sorgen. Sein ganzes Leben änderte sich mit einem Mal so plötzlich, dass er kaum Zeit zum Nachdenken mehr hatte,
„Oh, Mann", verfluchte ich mich flüstern selbst, während ich mich zu ihm auf das Bett setzte und ihn mitfühlend betrachtete.
„Was ist denn bloß los mit dir?", fragte ich dann ruhig. „Du kannst es mir ruhig erzählen. Ich werd' schon nicht lachen oder sauer sein."
Dan neigte seinen Kopf zur Seite und blickte zur gegenüber liegenden Wand. Er tat dies vermutlich, weil er meinem Blick nicht länger standhalten konnte. Gespannt wartete ich auf eine Antwort, eine Reaktion oder ein Zeichen seinerseits. Einfach auf irgendetwas, das mir erklärte, was mit Dan los war.
XI
Zweifel
Ich beugte mich zu ihm herab, strich vorsichtig mit der Rückseite meines Zeigefingers über seine Wange und sprach leiser und liebevoller als das vorige Mal: „Versuch' doch jedenfalls mit mir darüber zu reden! Bitte!"
Es kam mir vor, als wartete ich eine halbe Ewigkeit. Doch schwieg Dan weiterhin. Ich warf einen Blick auf die Digitaluhr seines DVD-Players. Es war kurz nach zwei Uhr nachts.
Dan lag starr in seinem Bett. Auch mir fielen die Augen langsam zu, weshalb ich aufstand, um mich wieder aus der Alltagskleidung zu befreien. Daraufhin legte ich mich zurück neben Dan in das Bett und knipste das Licht aus.
Kurz darauf kuschelte ich mich seitlich an Dan und legte vorsichtig einen Arm um ihn. Daraufhin schloss ich meine Augen, um wieder einschlafen zu können. Mit einem Mal begann Dan jedoch zu reden. Ich musste mich konzentrieren, um ihn überhaupt verstehen zu können, denn er sprach sehr leise.
„Es ist nicht so, dass du
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