Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
so, dann tut es mir leid, dass ich dich geweckt habe. Aber ich das alles ja nicht wissen. Du hättest jedenfalls mal einen Zettel hinterlegen können!", erwiderte seine Mutter. „Und außerdem frage ich mich, warum ihr eure Texte schon habt? Ihr habt die Drehbücher doch noch überhaupt nicht bekommen."
„Wir ... ja. Nein!", stammelte Dan und kratze sich nun an der Stirn.
Ich überlegte, ob ich mich einmischen sollte. Aber eigentlich hatte ich eine ganz andere Absicht. Ich wusste, dass Dan sich nur vor seinem Outing drückte. Wenn er seine Mutter schon jetzt anlog, würde er ihr vermutlich auch am morgigen Tag nicht die Wahrheit sagen. Wahrscheinlich würde er sich dann eine neue Ausrede einfallen lassen. Über kurz oder lang würden seine Eltern es also nicht von ihm, sondern aus der Presse erfahren. Ich wollte ihm helfen, aber auch nichts Unüberlegtes tun oder ihn bloßstellen.
„Und Tom schläft jetzt?", hörte ich seine Mutter fragen.
Bevor ich Dans Antwort abwartete, stand ich auf, stellte mich neben Dan und begrüßte seine Mutter knapp und mischte mich schließlich in das Gespräch ein.
„Nein, er ist wach", beantwortete ich die gestellte Frage. Ich blickte kurz in Dans Richtung, welcher hilflos und ängstlich wirkte.
„Oh, hab' ich dich etwa auch geweckt?", fragte seine Mutter besorgt.
„Nein, ich war eigentlich die ganze Zeit wach", gab ich etwas kleinlaut zu.
„Aber Dan sagte ..." begann sie und sah zu ihrem Sohn, der beschämt zu Boden blickte. „Dan?", fragte sie dann etwas lauter und wirkte dabei zunehmend irritiert.
Es tat mir etwas leid, dass ich Dan in eine Zwickmühle gedrängt hatte, doch wollte ich einfach nicht, dass unsere Beziehung mit einer Lüge begann.
„Mom", flüsterte Dan schließlich und ließ den Kopf hängen. „Das ist Tom."
„Ich weiß, dass das Tom ist", gab seine Mutter ungeduldig zurück, doch ließ Dan sich nicht unterbrechen und sprach weiter, indem er die letzten Worte noch einmal wiederholte.
„Das, Mom, ist Tom. Mein Freund", beendete er seinen Satz und ich sah, wie er seine Augen für einen Moment schloss, bevor er wieder aufsah und somit in die fragenden Augen seiner Mom blickte.
„Freund", betonte er daraufhin noch einmal, „mein fester Freund."
Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Dan das Geständnis wirklich durchziehen würde. Ich fühlte mich plötzlich fehl am Platz und bereute meine voreilige Entscheidung, die Wahrheit um diese Uhrzeit und mitten in der Nacht aufgedeckt zu haben.
„Dein was?", fragte seine Mutter ungläubig.
„Mom, Tom und ich sind zusammen", wiederholte Dan sich etwas deutlicher und senkte erneut seinen Kopf.
Er schien auf eine weitere Reaktion zu warten.
„Willst du damit sagen, dass du ... dass ihr schwul seid?", fragte sie daraufhin irritiert. Sie klang zwar relativ ruhig, aber auch sichtlich erstaunt. Dan blickte auf und sah seine Mutter mit funkelnden Augen an.
Ich öffnete meinen Mund, um zu antworten, als Dan mir diese Aufgabe bereits abnahm.
„Wir sind zusammen und ja, damit bin ich wohl oder übel schwul. Und beton' es nicht so, als wäre es eine Krankheit. Wenn du oder besser ihr, Dad und du, damit nicht klarkommt, dann ist das euer Problem und nicht meines. Ich verstelle mich garantiert nicht, nur weil andere nicht mit meinen Gefühlen klarkommen", verteidigte er sich, ohne dass seine Mutter überhaupt irgendetwas gesagt hatte.
Er schien sich grundlos persönlich angegriffen zu fühlen.
Seine Mutter sah ihn fragend an, bevor sie zu mir blickte, kurz ungläubig lachend den Kopf schüttelte und fragte: „Sag mal, habe ich irgendetwas Derartiges gesagt?"
„Du verstehst nichts", fuhr Dan wütend fort, doch stockte er, als er begriff, was seine Mutter soeben gesagt hatte.
„Was hast du gerade gesagt?", fragte er schließlich ruhig zurück.
„Dan, du bist mein Sohn und ich liebe dich so, wie du bist. Aber du hättest ruhig früher mit mir darüber reden können und nicht so zwischen Tür und Angel. Trotz allem schmeichelt es mir, dass du mir vertraust und es mir erzählst. Das ist sicher nicht leicht für dich. Und um ganz ehrlich zu sein, habe ich so etwas sowieso schon lange vermutet. Du hast dich nie für Mädchen interessiert", erklärte sie.
Dan konnte seinen Ohren offenbar nicht trauen. Er blinzelte irritiert und hielt seinen Mund leicht geöffnet.
„Ich bin zwar etwas verwirrt und muss mich noch daran gewöhnen, aber wie kommst du darauf, dass ich das nicht akzeptieren würde? Was
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