Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
mal!", sagte ich und lächelte höflich.
„Das mach' ich!", sagte sie unter einem leicht rosafarbenen Schimmer ihrer Wangen.
„Ich muss jetzt ...", ich deutete auf das Männer-WC.
„Ja, bis dann!", verabschiedete sie sich.
Ich nickte, warf einen letzten Blick Richtung Tom und verschwand schließlich im Badezimmer. Dort wusch ich mein Gesicht mit kaltem Wasser. Obwohl ich längst sauber war, klatschte ich mir das kühle Wasser weiterhin ins Gesicht. Das Make-up verlief zwischen meinen Fingern und erst nach ganzen Weile blickte ich wieder auf. Ich sah in den Spiegel und fragte mich, wer aus dem Spiegel zu mir zurückblickte? Warum verabredete ich mich mit Samantha? Ich wusste, dass es Tom nur umso mehr verletzen würde. Außerdem empfand ich nichts für sie. Sie war sehr nett, aber dabei mehr wie eine kleine Schwester. Soeben hatte ich wieder einmal gemerkt, dass Frauen mich nicht interessierten. Doch genau diese Tatsache sollte auch Tom bewusst werden. Dennoch wusste ich, dass ich nicht das Richtige getan hatte. Diesen Gedanken leugnete ich jedoch vor mir selbst, trocknete mein Gesicht und meine Hände ab und verließ das Bad wieder. Ich war gespannt auf Toms Reaktion.
Als die Badezimmertür hinter mir ins Schloss fiel, strich ich mir noch einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, bevor ich Richtung Toms Platz blickte. Doch Tom saß nicht mehr in seinem Sessel. Er war verschwunden.
VI
Tom
Die Vergangenheit
Bedrückt blickte ich auf die Themse. Einzelne Sonnenstrahlen wurden von dem blauen Wasser reflektiert. Ich versuchte das Chaos in meinem Kopf zu bewältigen, während mir mit einem Mal sehr vieles bewusst wurde und ich die vergangenen Wochen gedanklich Revue passieren ließ.
Ich hatte Dan verletzt, als ich ihn mit Chris betrogen hatte, und nun schien er all das auf mich zu übertragen Eine merkwürdige Metapher bildete sich in meinem Kopf. Eigentlich war ich warm und hell wie die Sonne und wollte nur Gutes. Doch war ich auch gefährlich und erreichte oft ungewollt das Gegenteil. Ich war eifersüchtig auf die Sterne, die mir die Show stahlen, und auf den Mond, der von mir ablenkte. In solchen Momenten befand ich mich woanders oder wurde von Wolken verdeckt. Ich konnte einfach nicht mehr scheinen, sondern gab nur noch Kälte ab. Doch sobald ich wieder in den Mittelpunkt trat, erhellte ich wieder und kaum jemand konnte sich noch vorstellen, dass ich einst solche Kälte verbreitet hatte. Kann man denn etwas dafür, wenn dunkle Zeiten und graue Wolken an einem vorbeiziehen? Hinter den düsteren Vorhängen konnte es doch nur wieder heller werden.
Was war nur mit mir los? Ich erkannte mich selbst kaum wieder. Als hätte mein Ich Einklang mit der Unendlichkeit gefunden, spürte ich warme Tränen auf meinen Wangen, während kalter Herbstregen auf mich hinabrieselte.
Mir wurde klar, dass ich in diesem Moment und an diesem Ort niemals eine Antwort finden würde. Reflexartig wischte ich mir mit meinem Jackenärmel über die Wange, wodurch die an meiner Jacke hängenden, kalten Tropfen mit den warmen meiner Wangen vermischt wurden. War das die Antwort? Musste ich mich meinen Gefühlen einfach hingeben? Bestand ich aus Kälte und Wärme? Doch warum konnte ich nie beeinflussen, wann ich schien und wann mich dunkle Wolken verdeckten?
Langsam hörte der Regen auf und stattdessen schien die etwas zu grelle Sonne zwischen den dunkelgrauen Wolken hindurch. Ich blickte zu ihr hinauf und musste meine Augen leicht zusammenpressen, um nicht zu sehr geblendet zu werden.
Ich wollte doch nur mit Dan zusammen sein, ihn und mich glücklich sehen. Ich ließ mich auf einer Bank auf der Brücke nieder und ignorierte die Nässe, die durch den dünnen Stoff meiner Hose drang. Ich kannte dieses brennende Gefühl, das Gefühl der Eifersucht, das sich in mein Herz fraß. Damals, als ich noch mit Chris zusammen war, hatte dieser die Chance gehabt, hier zu bleiben und nicht mit nach Irland zu ziehen. Es war jedoch nicht nur der Umzug, der uns letztendlich voneinander getrennt hatte. Er hatte oft mit Josh, einem seiner Kumpels, herumgealbert. Sie hatten sich häufig getroffen. Auch zu dritt hatten wir manchmal etwas unternommen und ich hatte ihn als guten Freund in mein Herz geschlossen. Im Sommer waren wir oft am Strand gewesen. An einem besonders warmen Tag hatte ich Eis holen wollen und die beiden im kühlen Wasser zurück gelassen. Es war sehr heiß und die Sonne strotzte vor Kraft. Doch als ich schließlich mit drei
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