Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
Eistüten in der Hand zurückkehrte, die mir kurz darauf hinunter fielen, sah ich Chris und Josh küssend im Wasser. Chris hatte mir sofort zu erklären versucht, dass nicht mehr passiert und das Ganze ein Versehen gewesen ist. Doch mir hatte es einen tiefen Stich versetzt, meine erste große Liebe mit jemand anderen zu sehen. Zwischen mir und Chris war es ähnlich gewesen wie bei mir und Dan. Chris und ich hatten viel zusammen durchgestanden: uns zu outen, unseren Familien von uns zu erzählen und nicht zuletzt unser erstes Mal miteinander zu teilen. Ich hatte damals niemals geglaubt, dass solch eine Kleinigkeit uns voneinander trennen konnte. Ich war mir zuvor immer sicher gewesen, dass Chris mich mindestens genau so liebte wie ich ihn. Wenige Tage darauf hatte ich ihm tatsächlich verziehen. Er wollte daraufhin in England bleiben und versprach mir, nicht mit nach Irland zu ziehen.
Alles ging gut, bis ich aus Neugier an seinem Handy spielte und dort etliche Kurznachrichten fand mit Worten wie ‚Ich vermisse dich auch', ‚ Ich träume von dir' oder ‚Du bist mein ein und alles '.
Ich hatte auf das Sendedatum geachtet und herausgefunden, dass diese Schreiberei bereits vor dem Vorfall am Strand und auch noch weiterhin danach stattgefunden hatte. Bei dieser Erkenntnis hatte ich den schlimmsten Schmerz meines Lebens gespürt, der sich in mir wie eine Pest ausgebreitet hatte und mein Herz zusammenschrumpfen ließ. Der Vorfall am Strand war nur also kein Zufall gewesen. Während ich Chris immer in jeder Hinsicht beigestanden hatte, hatte er mich hintergangen, belogen und benutzt.
Ich hatte in den letzten Monaten nie wirklich verinnerlicht, was Chris mir angetan hat, weshalb es auch zu dem Vorfall auf der Hochzeit meines Bruders gekommen war. Ich hatte Chris' Intrigen verdrängt und mir selbst nie die Zeit gegeben, die Vergangenheit zu verarbeiten. Unmittelbar nachdem Chris und ich uns getrennt hatten, hatte ich ein paar Tage kaum noch etwas gegessen, mich nach der Stille und teilweise sogar nach dem Tod gesehnt. Mir hatten Wärme und Nähe gefehlt. All das, was Chris mir immer gegeben hatte, auch wenn es nur eine Illusion gewesen war. Ich hatte nie daran geglaubt, jemals wieder jemandem vertrauen oder lieben zu können. Erst als mir Dan, mit dem ich bereits lange Zeit zusammen arbeitete, plötzlich in einer anderen Art und Weise auffiel, hatte sich mein Weltbild wieder verändert. Ich hatte mir nicht die kleinste Chance bei ihm ausgemalt. Denn Dan hatte nicht wie jemand gewirkt, der auf Männer stand. Außerdem waren wir viel zu gut befreundet, als dass ein Versuch, dies herauszufinden, die Freundschaft kaputt machen sollte. Ich hatte die Nähe zu ihm, die zufälligen Berührungen und seine Blicke, die bis in mein Herz vorgedrungen waren, immer heimlich genossen. Dennoch hatte ich mir geschworen, diesem Menschen niemals zu nahe zu kommen - aus Angst, ihn zu verletzen oder unsere Freundschaft zu zerstören. Dieses Versprechen hatte ich letztendlich nicht mehr halten können und so begann mit einem Mal alles außer Kontrolle zu geraten.
Und nun hatte ich endlich das, wonach ich mich so lange gesehnt hatte: eine glückliche Beziehung. Doch Dans Flirten mit Samantha machte mir Angst. Ich wollte kein weiteres Mal zulassen, dass mich jemand so sehr verletzte, wie Chris es mit Josh getan hatte. Ich wollte mich wehren und zurückgeben, was Dan mir absichtlich antat. Ein passender Moment dafür würde mein Geburtstag sein, der in drei Tagen anstand.
Mit diesem letzten Gedanken holte ich mein Handy hervor. Als ich noch einmal gen Himmel blickte, sah ich, dass sich dunkle Wolken vor die Sonne geschoben hatten. Die letzten Tränen in meinem Gesicht trockneten. Entschlossen wählte ich Chris' Nummer.
VII
Dan
Unverständnis
Den ganzen Tag über machte ich mir Sorgen um Tom. War ich zu weit gegangen? Er konnte doch nicht einfach vor seinem Problem davon laufen - was auch immer für Probleme es waren. Jeder, der mich am restlichen Nachmittag versuchte anzusprechen, beließ es bei dem einmaligen Versuch, da ich sofort ärgerlich und genervt reagierte. Auch in der Limousine redete ich weder mit Amy noch mit Sean. Ich war sauer auf Tom. Er schien aus nicht vorhandenen Problemen welche zu machen. Schon bald kamen wir im Hotel an und die Empfangsdame teilte mir mit, dass Mr. Robbins bereits auf dem Zimmer war. Wütend stapfte ich die Treppen hinauf und polterte in das gemeinsame Zimmer. Allerdings
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