Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
letztendlich erreichen wollte. Während ich schließlich versuchte, wirklich einzuschlafen, musste ich ständig an Dan denken. Wo würde er wohl sein und was tat er gerade? War er bei Sam oder war er allein? Hatte unsere Beziehung überhaupt eine Chance nach alledem, was in kurzer Zeit passiert war?
Sämtliche Fragen durchquerten meinen Kopf. Ich weigerte mich jedoch, Antworten auf meine Fragen zu finden. Doch begannen plötzlich sämtliche schönen Momente, die ich mit Dan erlebt hatte, meinen Kopf zu füllen. Diese Gedanken hielten mich vom Schlaf ab. Ich erinnerte mich daran, wie Dan und ich das erste Mal beim Essen in der Frühstückspause am Set nebeneinander gesessen hatten. Ich hatte versehentlich mein Glas umgekippt und es ihm über seine Drehkleidung gegossen. Es war mir so peinlich gewesen, doch hatte Dan nur gelacht und war keineswegs böse geworden. Ich dachte daran, wie wir daraufhin jede freie Minute während der Drehpausen zusammen verbracht und sie damit gefüllt hatten, anderen Streiche zu spielen oder einfach nur zu relaxen und über unsere Träume zu reden. Ich erinnerte mich daran, wie ich ihn in den Ferien abgeholt und seine merkwürdige Tante kennen gelernt hatte, wie er beim Anblick meines Hauses zu Staunen begonnen hatte und wir am nächsten Morgen zusammen gefrühstückt hatten, wie wir in der Stadt gewesen, dort gegessen und uns gestritten hatten, er mir aber kurz darauf eine weiße Rose gekauft hatte, wie ich seine Lippen beim Nachtfischen das erste Mal auf den meinen gespürt und ihn in meinen Armen gehalten hatte, wie ich ihm auf Marcs Hochzeit den ersten, leidenschaftlichen Kuss geschenkt hatte, wie wir uns zum Drehbeginn im Hotel wieder getroffen und er meinen Ring als Kette getragen hatte, wie er sich vor der gesamten Menge geoutet und sich dann im Kinosaal auf mich gestürzt hatte und wie wir das erste Mal Sex miteinander gehabt hatten.
Erschrocken öffnete ich meine Augen und starrte in die Dunkelheit. Ich spürte heiße Tränen auf meinen Wangen.
Was hatte ich Dan nur angetan? Er hatte mir nie etwas Böses gewollt oder mich verletzt. Nur seine Unsicherheit, die verständlich war, hatte mich manchmal etwas wahnsinnig gemacht.
Ich musste der größte und dümmste Idiot auf Erden sein. Ich begann mich vor mir selbst zu ekeln, während ich mit Chris in dem Bett lag, mit dem Dan mich nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus überrascht hatte. Chris war doch derjenige, der mir einst ungeheuren Schmerz zugefügt hatte. Ich lag einfach so in diesem Bett, während ich den liebevollsten Menschen, der mir je begegnet war, verletzte. Gerade ich sollte doch wissen, wie sich dieser Schmerz und diese Leere anfühlten.
„Verzeih' mir, Dan!", flüsterte ich leise und versuchte meine Tränen zurückzuhalten. „Bitte verzeih' mir!"
IX
Dan
Begegnung in der Nacht
Mir war unglaublich kalt. Ich hatte es nicht gewagt, an einem der Zimmertüren der Leute vom Set zu klopfen, hatte aber auch nicht mehr die Kraft gehabt, mir ein Taxi zu rufen oder draußen spazieren zu gehen. Nun saß ich schon über eine Stunde auf dem mit nur dünnem Teppich belegten Fußboden des Hotelflures und lehnte mit dem Rücken an der Tür von meinem und Toms Zimmer. Das Personal war bereits einige Male gekommen und hatte unbequeme Fragen gestellt, mich auch gebeten aufzustehen. Als ich jedoch sehr schroff auf diese Aufforderung reagiert hatte, hatten sie mich letztendlich in Ruhe gelassen. Vermutlich wollten sie sich nicht mit einem Star wie mir anlegen. Ich hätte nach Hause gehen können, doch hätte ich die vielen Fragen meiner Eltern nicht lange ertragen. Außerdem traute ich Chris nicht über den Weg und hatte das dringende Bedürfnis, auf Tom aufzupassen - egal, wie mies er mich behandelte. Ich hatte Chris' widerlichen Blick und gleichzeitig den nach Hilfe suchenden Tom gesehen. Auch wenn ich Toms Handeln nicht verstand, machte ich mir Sorgen.
Ich war mir sicher, dass es für sein Verhalten einen Grund geben musste. Vielleicht redete ich es mir nur ein, doch konnte ich nicht glauben, dass Tom nichts mehr für mich empfand. Er würde kein zweites Mal mit Chris ins Bett gehen. Er spielte irgendein gemeines Spiel, dessen Regeln ich noch nicht kannte.
Doch ich wollte da sein, falls irgendetwas passierte, falls Chris irgendetwas machen würde, was Tom nicht wollte.
Mit der Zeit fiel es mir schwer, meine Augen noch offen zu halten, doch musste ich es tun. Ich hatte Angst, einfach einzuschlafen,
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