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Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sollte. Im letzteren Falle mußten ja auf der Oberfläche der Erdkugel, in dem Augenblicke, wo jene Achsenveränderung durch die Maßregeln Barbicane’s & Cie. herbeigeführt wurde, die entsetzlichsten Verwüstungen befürchtet werden.
    Das war ein Thema, mit dem sich die Gelehrten und Ungelehrten beider Welten lebhaft beschäftigten. Ein Stoß bleibt doch immer ein Stoß, und es gehört niemals zu den Annehmlichkeiten, ihm mittelbar oder unmittelbar ausgesetzt zu sein. Es schien beinahe, als ob die Veranstalter dieses Unternehmens bei den ihnen vor Augen schwebenden Vortheilen desselben die Umwälzungen gar nicht bedacht hätten, welche ihr Werk auf unserer unglücklichen Erdkugel hervorbringen könnte. In ihrer gereizten Stimmung wegen der erlittenen Niederlage und entschlossen, diese drohenden Ereignisse zum Schaden der Sache zu verwerthen, begannen die europäischen Abgesandten, nicht ohne Geschick, die öffentliche Meinung gegen den Präsidenten des Gun-Club aufzuwiegeln.
    Dem Leser ist es noch gegenwärtig, daß Frankreich, welches keinerlei Anspruch auf jene den Pol umlagernden Gebiete erhoben, nicht zu den Mächten gehörte, die sich an der denkwürdigen Auction betheiligten. Wurde es auch nicht officiell von dieser Angelegenheit berührt, so hatte doch ein Franzose den Einfall gehabt, sich nach Baltimore zu begeben, um dort auf eigene Rechnung und mehr zum Vergnügen die verschiedenen Entwicklungsstufen dieses Riesenunternehmens zu verfolgen.
    Es war das ein Bergingenieur, der höchstens fünfunddreißig Sommer zählte. Als Primus in die Polytechnische Schule eingetreten und als Primus von derselben abgegangen, haben wir ihn als einen Mathematiker ersten Ranges vorzustellen, der vielleicht sogar J. T. Maston überlegen war, denn wenn dieser letztere ein ausgezeichneter Rechner war, so blieb er doch immer nur ein Rechner – etwa wie ein Le Verrier gegenüber einem Laplace oder einem Newton.
    Dieser Ingenieur war – doch das schadete ja nichts – ein Mann von Geist, ein Phantast, ein Original, wie man einem solchen zuweilen unter den Brückenconstructeuren, aber selten unter Bergbaubeflissenen begegnet. Er besaß eine eigene und ganz besonders anziehende Art und Weise, über alle Dinge zu sprechen. Wenn er mit seinen Freunden, selbst über wissenschaftliche Gegenstände plauderte, so that er das stets mit der Ungezwungenheit des Pariser Straßenjungen. Er liebte die Worte dieser volksthümlichen Sprache, deren Ausdrucksweisen die Mode so schnell Bürgerrecht verliehen hat. Man hätte behaupten können, daß sich seine Sprechweise, wenn er sich gehen ließ, sehr wenig den akademischen Formen anpaßte, doch verzichtete er auf diese nur, wenn er nicht die Feder zur Hand nahm. Gleichzeitig war er ein emsiger Arbeiter, der gleich zehn Stunden lang vor dem Schreibtisch sitzen konnte und seine Seiten mit algebraïschen Zeichen ebenso leicht bedeckte, wie andere etwa einen Brief schreiben. Seine liebste Erholung nach den Arbeiten in höherer Mathematik, denen er sich täglich widmete, war ein Robber Whist, den er trotz ihm so geläufiger Berechnung aller Möglichkeiten doch nur mittelmäßig spielte. Und wenn er »den Strohmann hatte«, hätte man ihn nur in seinem Küchenlatein sollen ausrufen hören: »
Cadaveri pussandum est!
«
    Diese eigenthümliche Persönlichkeit nannte sich Pierdeux (Alcide), und in beliebter Abkürzung – der übrigens alle seine Kameraden huldigten – zeichnete er sich gewöhnlich
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und selbst
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1 , ohne je einen Punkt auf das
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zu setzen. Er war so beißend und scharf in seinen Discussionen, daß man ihm den Beinamen »Schwefelsäure« gegeben hatte. Dabei war er nicht allein groß, sondern erschien auch »hoch«. Seine Kameraden sagten, er messe den fünfmillionsten Theil eines Erdquadranten, also etwa zwei Meter, und damit gingen sie nicht viel fehl. Zwar mochte sein Kopf für die mächtige Büste und die breiten Schultern etwas klein erscheinen, dafür bewegte er ihn mit kraftvoller Würde, und aus den blauen Augen zuckten Blitze durch die Gläser seines Klemmers. Was ihn charakterisirte, war ein gleichzeitig heiteres und doch ernstes Gesicht, trotz eines etwas blank durchscheinenden Schädeldaches, das er vorzeitig durch den übermäßigen Gebrauch algebraïscher Zahlen unter dem Strahlenscheine der »Rosto-Gläser«, mit anderen Worten unter den Gasflammentellern der Studiensäle, erworben hatte. Dabei war er der beste Kerl, dessen sich irgend Jemand von der Schulzeit her

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