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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Arbeitsplatte in der Küche«, sagte Delacroix.
    Bosch ging wieder nach drinnen und steckte die Schlüssel ein. Dann begann er der Reihe nach die Küchenschränke zu öffnen, bis er die Schachtel mit Katzenfutter fand. Er öffnete sie und leerte ihren Inhalt auf den Pappteller unter dem Tisch. Es war nicht sehr viel. Bosch wusste, er würde später etwas wegen des Tiers unternehmen müssen.
    Als Bosch aus dem Wohnwagen kam, hatte Edgar Delacroix bereits auf dem Rücksitz des Slickback verstaut. Er sah, wie sie ein Nachbar aus der offenen Tür eines Wohnwagens in der Nähe beobachtete. Er drehte sich um und schloss Delacroix’ Tür ab.

36
    Bosch steckte den Kopf durch die Tür von Lt. Billets’ Büro. Sie saß zur Seite gedreht an ihrem Schreibtisch und arbeitete an ihrem Anstelltisch am Computer. Ihr Schreibtisch war bereits aufgeräumt. Sie würde bald Feierabend machen.
    »Ja?« Sie blickte nicht auf, um zu sehen, wer es war.
    »Sieht ganz so aus, als hätten wir Glück gehabt«, sagte Bosch.
    Sie wandte sich vom Computer ab und sah, dass es Bosch war.
    »Lassen Sie mich raten. Delacroix bittet sie rein, setzt sich und gesteht alles.«
    Bosch nickte.
    »So in etwa.«
    Sie machte vor Überraschung große Augen.
    »Sie nehmen mich doch auf den Arm.«
    »Er sagt, er war’s. Wir mussten ihn bitten, nicht weiterzureden, um ihn erst mal hierher zu bringen und alles auf Band aufzunehmen. Es war, als hätte er richtig darauf gewartet, dass wir bei ihm auftauchen.«
    Billets stellte ein paar weitere Fragen, und schließlich schilderte ihr Bosch den Ablauf ihres Besuchs im Wohnwagen, einschließlich des Problems, dass sie kein funktionierendes Tonbandgerät dabei gehabt hatten, um Delacroix’ Geständnis aufzunehmen. Billets wurde besorgt und ärgerlich, zum einen auf Bosch und Edgar, weil sie nicht vorbereitet gewesen waren, zum anderen auf Bradley von der Dienstaufsicht, weil sie Boschs Tonbandgerät nicht zurückgegeben hatte.
    »Ich kann nur hoffen, dass das nicht zum Haar in der Suppe wird, Harry«, sagte sie in Anspielung auf die Möglichkeit, dass Delacroix’ Geständnis, nur weil seine ersten Äußerungen nicht auf Band aufgezeichnet worden waren, juristisch angefochten wurde. »Wenn wir diesen Prozess wegen eines Versäumnisses unsererseits verlieren …«
    Sie sprach den Satz nicht zu Ende, aber das war auch nicht nötig.
    »Also, ich glaube, wir haben nichts zu befürchten. Edgar hat alles, was Delacroix gesagt hat, wörtlich mitgeschrieben. Sobald wir genügend hatten, um ihn mitzunehmen, haben wir sofort Schluss gemacht, und jetzt halten wir alles auf Tonband und Video fest.«
    Billets schien nicht annäherungsweise besänftigt.
    »Und was ist mit Miranda? Sie sind sicher, wir kriegen keine Miranda-Situation.« Letzteres war keine Frage, sondern ein Befehl.
    »Ich sehe da keine Probleme. Er fing an zu quatschen, bevor wir überhaupt eine Gelegenheit hatten, ihn auf seine Rechte aufmerksam zu machen. Und danach hat er einfach weitergeredet. Manchmal ist es eben so. Man will gerade mit dem Rammbock die Tür aufbrechen, und dann machen sie einem von selbst auf. Der Kerl, den er als Anwalt kriegt, bekommt wahrscheinlich einen Anfall und veranstaltet deswegen ein Mordsgeschrei, aber es wird nichts dabei herauskommen. Wir haben nichts zu befürchten, Lieutenant.«
    Billets nickte, ein Zeichen, dass Bosch sie allmählich überzeugte.
    »Wenn es einem nur alle so einfach machen würden«, sagte sie. »Was ist mit der Staatsanwaltschaft?«
    »Die rufe ich als Nächstes an.«
    »Okay, welches Zimmer, falls ich ihn mir mal ansehen will?«
    »Drei.«
    »Okay, Harry, dann bringen Sie die Sache zu Ende.«
    Sie wandte sich wieder ihrem Computer zu. Bosch salutierte und wollte sich gerade verdrücken, blieb aber noch einmal stehen. Sie spürte, dass er noch nicht gegangen war und drehte sich wieder zu ihm um.
    »Was ist?«
    Bosch zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht. Ich musste nur die ganze Fahrt hierher denken, was wir uns hätten ersparen können, wenn wir gleich zu ihm gegangen wären, anstatt erst groß rumzumachen und Material zu sammeln.«
    »Harry, ich weiß, was in Ihnen vorgeht, aber Sie konnten unmöglich wissen, dass dieser Typ – nach mehr als zwanzig Jahren – bloß darauf warten würde, dass Sie bei ihm klopfen. Sie haben vollkommen richtig gehandelt, und wenn Sie es noch mal machen müssten, würden Sie wieder genauso vorgehen. Man kreist die Beute ein. Was Officer Brasher passiert ist, hat

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