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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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möchte nicht, dass irgendein Anwalt das Geschenk noch mal aufmacht, nachdem ich es verpackt habe. Mein Mann riecht nach Ancient Age, aber ich glaube, er ist zurechnungsfähig. Trotzdem hätte ich das gern offiziell bestätigt.«
    »Geht es um den Knochenfall?«
    »Ja.«
    »Bringen Sie ihn runter, dann mache ich es Ihnen. Ich hab eine Zulassung.«
    »Danke, Mank.«
    Er legte auf und sah Edgar an.
    »Bringen wir ihn runter in die Höhle – sehen, was er bläst. Nur um ganz sicherzugehen.«
    »Gute Idee.«
    Sie nahmen ihren Kaffee ins Verhörzimmer 3 mit, wo sie Delacroix zuvor am Ring in der Mitte des Tisches festgekettet hatten. Sie nahmen ihm die Handschellen ab und gaben ihm etwas Kaffee zu trinken, bevor sie ihn nach hinten in das kleine Gefängnis der Station führten. Das Gefängnis bestand im Wesentlichen aus zwei großen Arrestzellen für Betrunkene und Prostituierte. Inhaftierte schwereren Kalibers wurden in der Regel ins Stadt- oder Bezirksgefängnis gebracht. Daneben gab es eine kleine dritte Zelle, die sogenannte Fledermaus- oder Bat-Höhle, von Blut-Alkohol-Test.
    Sie trafen sich mit Mankiewicz auf dem Flur und folgten ihm in die Höhle. Nachdem er das Promillemessgerät angestellt hatte, forderte er Delacroix auf, in eine an dem Gerät angebrachte durchsichtige Plastikröhre zu pusten. Bosch stellte fest, dass Mankiewicz wegen Brasher über seinem Abzeichen eine schwarze Trauerschleife angebracht hatte.
    Wenige Minuten später hatten sie das Ergebnis. Delacroix hatte 0,3 Promille gepustet und lag damit noch weit unter der für Autofahrer erlaubten Menge. Für das Ablegen eines Mordgeständnisses war kein Standardwert festgelegt.
    Als sie Delacroix aus dem Zellenblock führten, spürte Bosch, wie ihm Mankiewicz von hinten an den Arm tippte. Er drehte sich zu ihm um, während Edgar mit Delacroix weiter den Flur hinunterging.
    Mankiewicz nickte.
    »Harry, ich wollte Ihnen nur mein Beileid ausdrücken. Sie wissen schon, wegen dieser Sache gestern.«
    Bosch wusste, er meinte Brasher. Er nickte.
    »Ja, danke. Das war ganz schön hart.«
    »Ich musste sie zu dem Einsatz schicken, wissen Sie. Mir war klar, dass sie noch unerfahren war, aber –«
    »Hey, Mank, was Sie gemacht haben, war vollkommen richtig. Machen Sie sich jetzt bloß keine Vorwürfe.«
    Mankiewicz nickte.
    »Ich muss jetzt weiter«, sagte Bosch.
    Während Delacroix von Edgar an seinen Platz im Verhörzimmer zurückgebracht wurde, ging Bosch ins Beobachtungszimmer, richtete die Videokamera auf den Einwegspiegel, holte eine neue Kassette aus dem Vorratsschrank und legte sie ein. Dann schaltete er sowohl die Kamera wie das zusätzliche Audio-Aufnahmegerät ein. Es konnte losgehen. Er ging ins Verhörzimmer zurück, um die Sache zu Ende zu bringen.

37
    Bosch nannte die drei im Verhörzimmer anwesenden Personen sowie Uhrzeit und Datum, obwohl letztere beide Daten am unteren Rand der Videoaufnahme, die von dem Verhör gemacht wurde, eingeblendet waren. Er legte ein Miranda-Formular auf den Tisch und sagte Delacroix, er wolle ihn noch einmal auf seine Rechte hinweisen. Als er damit fertig war, bat er Delacroix, das Formular zu unterzeichnen, und schob es dann auf die Seite des Tisches. Er nahm einen Schluck Kaffee und begann.
    »Mr. Delacroix, Sie haben mir gegenüber zu einem früheren Zeitpunkt des heutigen Tages den Wunsch geäußert, über das zu sprechen, was neunzehnhundertachtzig mit Ihrem Sohn Arthur geschehen ist. Möchten Sie darüber immer noch mit uns sprechen?«
    »Ja.«
    »Fangen wir also zunächst mit den grundsätzlichen Fragen an; dann können wir weiter zurückgehen und alles andere klären. Haben Sie den Tod Ihres Sohnes Arthur Delacroix verursacht?«
    »Ja, das habe ich.«
    Er sagte es ohne Zögern und Emotion.
    »Haben Sie ihn getötet?«
    »Ja, das habe ich. Ich wollte es nicht, aber ich habe es getan. Ja.«
    »Wann ist das passiert?«
    »Es war, glaube ich, im Mai neunzehnhundertachtzig. Ich glaube, es war zu dieser Zeit. Wahrscheinlich wissen Sie sowieso mehr darüber als ich.«
    »Bitte gehen Sie nicht davon aus. Bitte beantworten Sie jede Frage nach bestem Wissen und Gewissen.«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Wo wurde Ihr Sohn getötet?«
    »In dem Haus, in dem wir damals wohnten. In seinem Zimmer.«
    »Wie wurde er getötet? Haben Sie ihn geschlagen?«
    »Äh, ja. Ich …«
    Die geschäftsmäßige Art, mit der Delacroix an das Verhör heranging, bröckelte plötzlich von ihm ab, und sein Gesicht schien in sich

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