Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Assistentin in Sheila Delacroix’ Büro erfuhren Bosch und Edgar, dass sie in einem provisorischen Produktionsbüro in der Westside war, wo sie einen TV-Pilotfilm mit dem Titel The Closers besetzte.
    Bosch und Edgar parkten auf einem Parkplatz voller Jaguars und BMWs und gingen in ein Backsteinlagerhaus, das in zwei Büroetagen unterteilt worden war. An der Wand waren mit Klebstreifen Papierschilder mit Pfeilen und der Aufschrift CASTING befestigt. Sie gingen einen langen Flur entlang und dann eine Treppe hinauf.
    Im Obergeschoss kamen sie in einen weiteren langen Flur, in dem lauter Männer in altmodischen zerknitterten Anzügen herumstanden. Einige trugen Regenmäntel und Hüte. Einige gingen gestikulierend auf und ab und redeten leise vor sich hin.
    Bosch und Edgar folgten den Pfeilen in einen großen Raum. Auf den Stühlen, die an den Wände aufgestellt waren, saßen weitere Männer in schlechten Anzügen. Sie sahen alle auf, als die zwei Detectives auf einen Schreibtisch im hinteren Ende des Raumes zugingen, an dem eine junge Frau saß, die auf ein Klemmbrett mit einer Namensliste blickte . Auf dem Schreibtisch lagen mehrere Stöße 18x24-Vergrößerungen und Drehbuchseiten. Durch die geschlossene Tür hinter der Frau konnte Bosch erregte Stimmen hören.
    Er wartete, bis die Frau von ihrem Klemmbrett aufsah.
    Dann sagte er: »Wir müssen dringend Sheila Delacroix sprechen.«
    »Und Sie heißen?«
    »Detective Bosch und Detective Edgar.«
    Als die Frau zu lächeln begann, holte Bosch seine Dienstmarke heraus und zeigte sie ihr.
    »Sie sind ja echt gut«, sagte sie. »Haben Sie schon Ihren Text gekriegt?«
    »Wie bitte?«
    »Ihren Text. Und wo sind Ihre Bewerbungsfotos?«
    Jetzt begriff Bosch.
    »Wir sind keine Schauspieler. Wir sind echte Cops. Würden Sie ihr bitte sagen, dass wir Sie sofort sprechen müssen?«
    Die Frau lächelte weiter.
    »Ist der echt, dieser Kratzer auf Ihrer Wange?«, fragte sie. »Sieht irgendwie echt aus.«
    Bosch sah Edgar an und deutete mit dem Kopf auf die Tür. Dann gingen sie gleichzeitig links und rechts um den Schreibtisch herum und steuerten auf die Tür zu.
    »Hey! Sie hält gerade eine Leseprobe ab! Sie können da nicht einfach so –«
    Bosch öffnete die Tür und betrat ein kleines Zimmer. Sheila Delacroix saß an einem Schreibtisch und beobachtete einen Mann, der mitten im Raum auf einem Klappstuhl saß. Er las von einer Drehbuchseite ab. In einer Ecke stand hinter einer Videokamera, die auf einem Stativ aufgebaut war, eine junge Frau. In einer anderen Ecke saßen zwei Männer auf Klappstühlen und verfolgten die Leseprobe.
    Der Mann, der aus dem Drehbuch las, machte nicht Schluss, als Bosch und Edgar hereinkamen.
    »Der Beweis ist in deinem Pudding, du Trottel!«, sagte er. »Du hast deine DNS über den ganzen Raum verteilt. Jetzt steh schon auf und stell dich –«
    »Okay, okay«, sagte Delacroix. »Machen Sie hier mal Schluss, Frank.«
    Sie blickte zu Bosch und Edgar auf.
    »Was soll das?«
    Die Frau aus dem Vorzimmer zwängte sich an Bosch vorbei in den Raum.
    »Entschuldigen Sie bitte, Sheila, aber diese zwei hier haben sich eben reingedrängt, als ob sie echte Cops wären oder so.«
    »Wir müssen mit Ihnen reden, Sheila«, sagte Bosch. »Sofort.«
    »Ich bin gerade mitten in einer Leseprobe. Sehen Sie denn nicht, dass ich –«
    »Wir sind gerade mitten in den Ermittlungen zu einem Mordfall. Erinnern Sie sich?«
    Sie warf ihren Stift auf den Schreibtisch und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Sie wandte sich der Frau in der Ecke zu, die die Videokamera inzwischen auf Bosch und Edgar gerichtet hatte.
    »Okay, Jennifer, machen Sie die Kamera aus«, sagte sie zu ihr und dann, an die anderen gewandt: »Ich muss Sie leider bitten, ein paar Minuten zu warten. Frank, es tut mir wirklich leid. Sie waren sehr gut. Können Sie noch bleiben und ein paar Minuten warten? Ich verspreche Ihnen, Sie als Ersten dranzunehmen, sobald ich hier fertig bin.«
    Frank stand auf und lächelte strahlend.
    »Aber klar, Sheila. Ich warte draußen.«
    Alle verdrückten sich aus dem Zimmer und ließen Bosch und Edgar allein mit Sheila Delacroix zurück.
    »Eins muss man Ihnen lassen«, sagte sie, sobald die Tür zu war. »Nach so einem Auftritt sollten Sie wirklich Schauspieler werden.«
    Sie versuchte zu lächeln, aber es klappte nicht. Bosch kam zum Schreibtisch. Er blieb stehen. Edgar lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. Sie hatten auf der Fahrt hierher beschlossen, dass Bosch das

Weitere Kostenlose Bücher