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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wäre.«
    Bosch spürte, wie ihm etwas Wind aus den Segeln genommen wurde. Er hatte gedacht, das Opfer vielleicht schon identifiziert zu haben.
    »Ist das eine bestimmte Person, von der Sie da sprechen?«, fragte Golliher.
    »Ja, wir haben gerade einen Hinweis erhalten.«
    »Irgendwelche Röntgenbilder, OP-Unterlagen?«
    »Darum kümmere ich mich gerade.«
    »Ich würde sie mir jedenfalls gern zu Vergleichszwecken ansehen.«
    »Sie kriegen alles, sobald ich es habe. Was ist mit den anderen Verletzungen? Könnten sie vom Skateboarden stammen?«
    »Ein paar könnten natürlich davon kommen. Aber alle auf keinen Fall, würde ich sagen. Die Rippen, die Drehbrüche – und dann sind da noch die Verletzungen aus seiner frühesten Kindheit, Detective. Es gibt nicht allzu viele Dreijährige, die schon Skateboard fahren können, würde ich meinen.«
    Bosch nickte und überlegte, ob er sonst noch etwas fragen sollte.
    »Detective, wissen Sie eigentlich, dass bei Kindesmissbrauch die angegebene Verletzungsursache und die wahre Ursache häufig nicht dieselbe sind?«
    »Schon klar. Wer den Jungen ins Krankenhaus gebracht hat, hat den Ärzten wohl kaum erzählt, dass er ihn mit einer Taschenlampe oder sonst was geschlagen hat.«
    »Genau. Er hat sich eine andere Erklärung zurechtgelegt. Und das Kind hat sich an sie gehalten.«
    »Ein Skateboard-Unfall.«
    »Möglich ist es.«
    »Okay, Doc, ich muss jetzt Schluss machen. Ich schicke Ihnen die Röntgenaufnahmen, sobald ich sie kriege. Danke.«
    Er drückte auf den Knopf für Leitung zwei.
    »Kiz?«
    »Harry, hallo, wie geht’s?«
    »Viel Arbeit. Was gibt’s?«
    »Ich glaube, ich habe Scheiße gebaut, Harry. Es ist mir furchtbar peinlich.«
    Bosch ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken. Dass sie es wäre, hätte er nie gedacht.
    »Channel Four?«
    »Ja. Ich, äh … gestern, nachdem du gegangen bist und mein Partner aufgehört hat, sich das Footballmatch anzusehen, wollte er wissen, was passiert wäre, dass du hier aufgetaucht bist. Also habe ich es ihm erzählt. Ich versuche immer noch, eine persönliche Beziehung mit ihm aufzubauen, weißt du, Harry? Ich habe ihm erzählt, dass ich die Namen für dich überprüft habe und dass wir dabei auf einen Nachbarn gestoßen sind, der wegen Kindesmissbrauch vorbestraft ist. Das ist alles, was ich ihm erzählt habe, Harry. Ich schwör’s dir.«
    Bosch atmete schwer aus. Er fühlte sich sofort besser. Hatte er sich also doch nicht in Ryder getäuscht. Sie war nicht die undichte Stelle. Sie hatte bloß jemandem vertraut, dem zu vertrauen sie alles Recht gehabt hatte.
    »Kiz, die Dienstaufsicht ist bereits hier und will mich wegen dieser Geschichte sprechen. Woher weißt du, dass es Thornton an Channel Four weitergegeben hat?«
    »Ich habe den Bericht heute morgen, bevor ich zum Dienst gefahren bin, in den Nachrichten gesehen. Ich weiß, Thornton kennt diese Reporterin. Surtain. Vor ein paar Monaten hatten Thornton und ich einen Fall – einen Versicherungsmord in der Westside. Die Medien haben sich ein bisschen für die Sache interessiert, und er hat ihr hintenrum Verschiedenes gesteckt. Ich habe sie zusammen gesehen. Und dann gestern, als ich ihm von unserem Treffer bei der Computersuche erzählte, sagte er, er müsste mal aufs Klo. Er schnappte sich den Sportteil und ging raus. Aber er ging nichts aufs Klo. Wir wurden nämlich zu einem Einsatz gerufen, und ich ging hin und klopfte an die Tür, um ihm zu sagen, dass wir los müssten. Er hat nicht geantwortet. Erst dachte ich mir nichts dabei – bis ich heute morgen die Nachrichten sah. Ich glaube, er war deshalb nicht auf der Toilette, weil er in ein anderes Büro oder ins Foyer gegangen ist, um sie anzurufen.«
    »Das erklärt einiges.«
    »Es tut mir furchtbar Leid, Harry. Dieser Fernsehbericht hat dich in ein völlig falsches Licht gerückt. Ich werde mit der Dienstaufsicht reden.«
    »Lass das mal lieber, Kiz. Zumindest vorerst. Ich sage dir Bescheid, wenn ich möchte, dass du mit der Dienstaufsicht redest. Aber was willst du jetzt machen?«
    »Mir einen neuen Partner suchen. Mit diesem Kerl kann ich nicht arbeiten.«
    »Pass bloß auf. Wenn du mal anfängst, die Partner zu wechseln, stehst du verdammt schnell allein da.«
    »Lieber arbeite ich allein, als mit einem Arschloch, dem ich nicht trauen kann.«
    »Da hast du natürlich auch wieder Recht.«
    »Was ist mit dir? Steht dein Angebot noch?«
    »Was, bin ich etwa ein Arschloch, dem du trauen kannst?«
    »Du weißt genau, was ich

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