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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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einem Baseballschläger ist aber ein ziemlich weiter Weg.«
    »Ich muss sagen, Harry, so langsam halte ich immer größere Stücke auf deinen Riecher.«
    »Wenn es mir nur auch so ginge.«
    Er nahm den Hörer ab und wählte die Nummer von Trents Anwalt, Edward Morton. Er wurde zum Handy des Anwalts durchgestellt, der gerade auf dem Weg zum Mittagessen war.
    »Hallo?«
    »Hier Detective Bosch.«
    »Bosch, ja, ich möchte wissen, wo er ist.«
    »Wer?«
    »Lassen Sie den Quatsch, Detective. Ich habe in jedem Untersuchungsgefängnis des County angerufen. Ich möchte mit meinem Mandanten sprechen. Sofort.«
    »Ich gehe mal davon aus, Sie meinen Nicholas Trent. Haben Sie es schon an seinem Arbeitsplatz versucht?«
    »Weder in seiner Wohnung noch an seinem Arbeitsplatz geht jemand ans Telefon. Mit seinem Pager ist es das Gleiche. Falls Sie ihn haben, hat er ein Recht auf einen Anwalt. Und ich habe ein Recht darauf, seinen Aufenthaltsort zu erfahren. Ich mache Sie hiermit darauf aufmerksam, wenn Sie mir in dieser Sache dumm kommen wollen, wende ich mich auf der Stelle an einen Richter. Und an die Medien.«
    »Wir haben Ihren Mandanten nicht, Herr Anwalt. Ich habe ihn seit gestern Abend nicht mehr gesehen.«
    »Ja, er hat mich angerufen, nachdem Sie gegangen sind. Dann noch einmal, nachdem er die Nachrichten gesehen hatte. Sie haben ihn übel reingelegt – Sie sollten sich schämen.«
    Boschs Gesicht brannte von dem Vorwurf, aber er nahm nicht Stellung dazu. Auch wenn er persönlich ihn nicht verdient hatte, so doch die Polizei als Ganzes. Vorerst würde er diese Suppe auslöffeln.
    »Glauben Sie, er hat sich aus dem Staub gemacht, Mr. Morton?«
    »Warum sollte er das, wenn er unschuldig ist?«
    »Keine Ahnung. Fragen Sie das mal O. J.«
    Plötzlich kam Bosch ein schrecklicher Gedanke. Das Telefon immer noch an seinem Ohr, stand er auf.
    »Wo sind Sie gerade, Mr. Morton?«
    »Ich fahre auf dem Sunset in Richtung Westen. In der Nähe von Book Soup.«
    »Kehren Sie sofort um. Wir treffen uns vor Trents Haus.«
    »Ich bin zum Mittagessen verabredet. Ich werde nicht –«
    »Kommen Sie zu Trents Haus. Ich fahre jetzt los.« Er legte das Telefon in die Feststation und sagte Edgar, sie müssten los. Er würde ihm unterwegs alles erklären.

18
    Auf der Straße vor Nicholas Trents Haus war es zu einem kleinen Auflauf von Fernsehreportern gekommen. Bosch hielt hinter einem Channel-2-Kombi, und er und Edgar stiegen aus. Bosch wusste zwar nicht, wie Edward Morton aussah, aber er sah niemanden in der Gruppe, der wie ein Anwalt wirkte. Nach mehr als fünfundzwanzig Jahren Polizeidienst hatte er ein untrügliches Gespür dafür, wer Anwalt und wer Journalist war. Über das Wagendach hinweg sagte Bosch zu Edgar: »Wenn wir ins Haus müssen, tun wir das von hinten – ohne Publikum.«
    »Alles klar.«
    Sie gingen auf die Einfahrt zu und wurden sofort von den Fernsehteams belagert, die ihre Kameras einschalteten und die zwei Detectives mit Fragen bombardierten, die unbeantwortet blieben. Bosch stellte fest, dass Judy Surtain von Channel 4 nicht unter den Reportern war.
    »Sind Sie hier, um Trent zu verhaften?«
    »Können Sie uns etwas über den Jungen aus New Orleans sagen?«
    »Was ist eigentlich mit dieser Pressekonferenz? Die Pressestelle weiß nichts von einer Pressekonferenz.«
    »Gilt Trent nun als Verdächtiger oder nicht?«
    Sobald Bosch sich durch die Menge gezwängt hatte und in Trents Einfahrt stand, drehte er sich abrupt um und blickte in die Kameras. Er zögerte einen Moment, als wollte er seine Gedanken sammeln. In Wirklichkeit ließ er ihnen jedoch nur etwas Zeit, die Kameras scharf zu stellen und sich fertig zu machen. Er wollte nicht, dass jemand etwas verpasste.
    »Es ist keine Pressekonferenz angesetzt worden«, sagte Bosch. »Die Knochen wurden bisher noch nicht identifiziert. Der Mann, der in diesem Haus wohnt, wurde gestern Abend lediglich wie alle anderen Anwohner in dieser Angelegenheit befragt. Er wurde von den für diesen Fall zuständigen Ermittlern nie als Verdächtiger bezeichnet. Die Informationen, die jemand, der nicht an den Ermittlungen beteiligt ist, an die Medien weitergeleitet hat, die sie verbreitet haben, ohne sie bei den zuständigen Ermittlern auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, sind vollkommen falsch und in hohem Maß nachteilig für das laufende Verfahren. Das war’s. Das ist alles, was ich sagen werde. Wenn es echte und richtige Neuigkeiten zu berichten gibt, lassen wir sie Ihnen durch die

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