Kein Engel so rein
neunzehnhundertachtzig im Queen of Angels. Rechnen Sie noch drei Monate dazu, und wir sind praktisch genau da, wo wir hin müssen – laut Aussagen seiner Schwester verschwand Arthur Delacroix am vierten Mai. Die Sache ist also folgende: Arthur Delacroix war bereits vier Jahre tot, als Nicholas Trent in die Wonderland zog. Ich würde sagen, damit dürfte seine Unschuld ziemlich klar erwiesen sein.«
Billets nickte widerstrebend. »Irvings Büro und die Pressestelle machen mir deswegen schon den ganzen Tag die Hölle heiß. Sie werden nicht gerade begeistert sein, wenn ich Ihnen das erzähle.«
»So Leid es mir tut«, sagte Bosch, »aber so sieht es nun mal aus.«
»Okay, dann hat Trent also neunzehnhundertachtzig noch nicht in der Wonderland gewohnt. Wissen wir schon etwas darüber, wo er zu diesem Zeitpunkt war?«
Bosch schüttelte schnaubend den Kopf. »Sie wollen dieser Spur also immer noch nachgehen? Wir sollten uns aber auf den Jungen konzentrieren.«
»Darauf dringe ich nur, weil sie es wollen. Irving hat mich heute Morgen persönlich angerufen. Er hat mir seinen Standpunkt sehr deutlich klar gemacht, ohne es in Worte fassen zu müssen. Wenn sich herausstellt, dass ein Unschuldiger Selbstmord begangen hat, weil ein Cop Informationen an die Medien weitergegeben hat, die ihn vor aller Welt bloßgestellt haben, bedeutet das ein weiteres blaues Auge für die Polizei. Sind wir in den letzten zehn Jahren nicht genug gedemütigt worden?«
Bosch lächelte ohne den leisesten Anflug von Humor.
»Sie hören sich schon genau wie er an, Lieutenant. Wirklich großartig.«
Es war falsch gewesen, das zu sagen. Er konnte sehen, dass es sie traf.
»Ja, kann schon sein, dass ich mich anhöre wie er, weil ich ausnahmsweise mal einer Meinung mit ihm bin. Die Polizei wurde von einem Skandal nach dem anderen gebeutelt. Wie die meisten anständigen Cops hier habe ich davon langsam die Nase voll.«
»Sicher. Ich auch. Aber die Lösung kann doch nicht sein, die Tatsachen so zu verdrehen, dass sie uns in den Kram passen. Das ist ein Mordfall.«
»Das weiß ich, Harry. Ich sage ja auch nicht, dass sie irgendwas hinbiegen sollen. Ich sage nur, wir müssen ganz sicher sein.«
»Wir sind ganz sicher. Ich bin ganz sicher.«
Darauf sagten sie lange nichts, und jeder wich dem Blick des anderen aus.
»Was ist mit Kiz?«, fragte Edgar schließlich.
Bosch grinste spöttisch.
»Irving wird Kiz kein Haar krümmen«, sagte er. »Er weiß genau, dass er noch schlechter dasteht, wenn er ihr was tut. Außerdem ist sie wahrscheinlich der beste Cop, den sie unten in der zweiten Etage haben.«
»Sie sind sich immer so sicher, Harry«, sagte Billets. »Das muss schön sein.«
»Also, was das angeht, bin ich mir sicher.«
Er stand auf.
»Und ich würde mich gern wieder an die Arbeit machen. Es tut sich nämlich Verschiedenes.«
»Darüber weiß ich bereits Bescheid. Jerry hat es mir gerade erzählt. Aber setzen Sie sich erst mal wieder, damit wir ganz kurz noch einmal darauf zurückkommen können, ja?«
Bosch setzte sich.
»Leider kann ich mit Irving nicht so reden, wie ich Sie mit mir reden lasse«, begann Billets. »Deshalb werde ich Folgendes machen. Ich werde ihn über die Identifizierung und alles Weitere in Kenntnis setzen und ihm sagen, dass Sie die Sache entsprechend weiterverfolgen werden. Dann werde ich ihm vorschlagen, die Dienstaufsicht auf die Untersuchung von Trents Vergangenheit anzusetzen. Anders ausgedrückt, wenn er sich durch die Umstände der Identifizierung nicht überzeugen lässt, kann er die Dienstaufsicht, oder wen er sonst dafür auftreiben kann, damit beauftragen, Trents Vergangenheit aufzuklären und festzustellen, wo er neunzehnhundertachtzig war.«
Bosch sah sie bloß an. Er ließ sich nicht anmerken, was er von ihrem Plan hielt.
»Können wir jetzt gehen?«
»Ja, Sie können gehen.«
Als sie an ihrem Tisch zurück waren und sich gesetzt hatten, fragte Edgar Bosch, warum er Billets gegenüber seine Theorie nicht erwähnt hätte, dass Trent in die Wonderland Avenue gezogen sein könnte, weil er wusste, die Knochen waren oben auf dem Hügel.
»Weil deine Theorie so weit hergeholt ist, dass sie vorerst lieber unter uns bleiben sollte. Wenn das bis zu Irving durchdringt, kannst du Gift drauf nehmen, dass es in der nächsten Presseerklärung steht und der neue offizielle Standpunkt wird. Aber hast du jetzt im Computer was gefunden oder nicht?«
»Ja, sogar einiges.«
»Was?«
»Zuallererst, Samuel
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