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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Delacroix’ alte Adresse im Manchester Trailer Park stimmt noch. Er ist also dort, wenn wir ihn besuchen wollen. Er wurde in den letzten zehn Jahren zweimal wegen Alkohol am Steuer verurteilt. Im Moment hat er eine eingeschränkte Fahrerlaubnis. Ich habe seine Sozialversicherungsnummer überprüft und einen Volltreffer gelandet – er ist bei der Stadt angestellt.«
    Bosch war seine Überraschung deutlich anzusehen.
    »Als was?«
    »Er arbeitet auf der Driving Range des städtischen Golfplatzes direkt neben der Wohnwagensiedlung. Teilzeit. Ich habe bei der städtischen Parkverwaltung angerufen – diskret natürlich. Delacroix fährt den Traktor, der die Bälle einsammelt. Du weißt schon, auf der Range. Der Typ, den alle zu treffen versuchen, wenn er da draußen rumgurkt. Ich schätze, er kommt von der Wohnwagensiedlung rüber und macht das ein paar Mal am Tag.«
    »Okay.«
    »Dann, Christine Dorsett Delacroix, der Name der Mutter auf Sheilas Geburtsurkunde. Ich habe ihre Sozialversicherungsnummer in den Computer eingegeben. Sie läuft inzwischen unter Christine Dorsett Waters, mit einer Adresse in Palm Springs. Muss dort ein völlig neues Leben angefangen haben. Neuer Name, neuer Ehemann und wahrscheinlich sonst noch so einiges.« Bosch nickte.
    »Hast du die Scheidungsurkunde gefunden?«
    »Ja. Sie hat dreiundsiebzig die Scheidung eingereicht. Damals war der Junge fünf. Als Grund hat sie seelische und körperliche Grausamkeit angegeben. Wie man sich diese Grausamkeit vorzustellen hat, ging aus den Unterlagen nicht hervor. Da es nicht zu einem Prozess kam, wurden keine näheren Einzelheiten bekannt.«
    »Und er hat das widerspruchslos hingenommen?«
    »Sieht so aus, als hätten sie sich auf einen Handel geeinigt. Er bekam das Sorgerecht für die zwei Kinder und hat dafür die Scheidung nicht angefochten. Eine saubere Sache. Die Akte umfasst ganze zwölf Seiten. Ich habe welche gesehen, die waren doppelt und dreimal so viele Zentimeter dick. Meine eigene zum Beispiel.«
    »Wenn Arthur damals fünf war … einige Verletzungen hat der Anthropologe zeitlich deutlich früher angesiedelt.« Edgar schüttelte den Kopf.
    »Im Aktenauszug steht, die Eltern haben schon drei Jahre vor der Scheidung getrennt gelebt. Wie es also aussieht, hat sich die Mutter abgesetzt, als der Junge etwa zwei war – genau, wie Sheila Delacroix gesagt hat. Harry, normalerweise nennst du das Opfer nie mit seinem Namen.«
    »Aha. Und?«
    »Ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen.«
    »Danke. Sonst noch irgendwas in der Akte?«
    »Das war’s eigentlich. Ich habe Kopien, wenn du sie haben willst.«
    »Okay, und was ist mit dem Skateboard-Freund?«
    »Den habe ich auch. Lebt noch und nach wie vor hier in der Gegend. Da ist nur ein kleines Problem. Ich habe in allen üblichen Datenbanken nachgesehen und bin in L. A. auf drei John Stokes gestoßen, die vom Alter her passen würden. Zwei sind im Valley, beide mit sauberer Weste. Nur der Dritte hat Dreck am Stecken. Mehrere Festnahmen wegen Diebstahl, Einbruch, Autodiebstahl und Besitz, außerdem eine ganze Latte Jugendstrafen. Vor fünf Jahren war schließlich Schluss mit lustig. Er wurde in Corcoran eingelocht. Hat zweieinhalb Jahre gesessen, bevor er auf Bewährung frei kam.«
    »Hast du mit seinem Bewährungshelfer gesprochen? Läuft Stokes’ Bewährung noch?«
    »Mit seinem Bewährungshelfer habe ich gesprochen, ja. Aber Stokes’ Bewährung ist abgelaufen. Vor zwei Monaten. Sein Bewährungshelfer weiß nicht, wo er ist.«
    »Mist.«
    »Ja, aber ich habe mir mal seinen Lebenslauf zeigen lassen. Und demzufolge ist Stokes hauptsächlich am Mid-Wilshire aufgewachsen. Ständig wechselnde Pflegeeltern. Ständig neue Scherereien. Er muss unser Mann sein.«
    »Meint der Bewährungshelfer, er ist immer noch in L. A.?«
    »Ja, meint er. Wir müssen ihn bloß finden. Ich habe schon eine Streife zu seiner letzten bekannten Adresse geschickt – dort ist er ausgezogen, sobald seine Bewährung abgelaufen ist.«
    »Dann treibt er sich also irgendwo rum. Klasse.«
    Edgar nickte.
    »Wir müssen ihn auf die Fahndungsliste setzen«, sagte Bosch. »Fangen wir –«
    »Hab ich bereits gemacht«, sagte Edgar. »Außerdem habe ich eine Appell-Benachrichtigung getippt und Mankiewicz gegeben. Er hat mir versprochen, dafür zu sorgen, dass sie bei jedem Appell verlesen wird. Einen Packen Blendenfotos habe ich ebenfalls machen lassen.«
    »Sehr gut.«
    Bosch war beeindruckt. Fotos von Stokes machen zu lassen, die

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