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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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lassen?«
    Jan öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Ich wollte ein weiteres Mal nachhaken, was in aller Welt passiert war, gelangte jedoch zu dem Schluss, dass ich nur unsere Zeit verschwendete.
    In diesem Augenblick kam mir etwas ganz anderes in den Sinn – jene Schauermärchen, wie man sie immer wieder im Fernsehen sieht.
    »Ich habe das vom Freund eines Freundes gehört«, fingen diese Berichte immer an. »Ein Ehepaar aus Promise Falls ist nach Florida in Urlaub geflogen. Und in einem der großen Vergnügungsparks in Orlando ist auf einmal ihr kleiner Sohn verschwunden – vielleicht war es auch ein kleines Mädchen, ich erinnere mich nicht genau. Die Entführer haben den Kleinen in den nächsten Waschraum mitgenommen, ihm die Haare geschnitten, etwas anderes angezogen und ihn anschließend aus dem Park geschmuggelt. Aber in den Medien ist nie darüber berichtet worden, weil die Betreiber des Parks um jeden Preis schlechte Publicity verhindern wollen.«
    Unsinn. An solchen Ammenmärchen war nichts dran.
    Aber jetzt …
    »Geh zurück zum Eingang«, befahl ich Jan so ruhig wie möglich. »Falls tatsächlich jemand versucht, Ethan zu entführen, muss er da durch. Außerdem stehen dort garantiert Wachleute. Sag ihnen, was passiert ist.« Ich warf einen Blick auf das Eis in meiner Hand und warf es weg.
    »Und was machst du?«, fragte sie.
    »Ich gehe in diese Richtung«, sagte ich und deutete auf den Weg jenseits des Eisstands. Weiter hinten befanden sich Toiletten. Vielleicht hatte jemand unseren Sohn in einen der Waschräume verschleppt.
    Jan lief los, warf einen Blick über die Schulter und bedeutete mir mit einer Geste, sie sofort auf dem Handy anzurufen, wenn ich etwas herausgefunden hatte. Ich nickte und lief in die entgegengesetzte Richtung.
    Ich ließ den Blick über die Parkbesucher schweifen, während ich zur Herrentoilette rannte. Die Stimmen von Kindern und Erwachsenen hallten von den gefliesten Wänden wider, vermischten sich mit dem surrenden Gebläse eines Händetrockners. Ein Mann hielt einen etwa dreijährigen Jungen über eines der Pissoirs. Ein älterer Herr wusch sich die Hände an einem der Waschbecken. Ein Teenager hielt seine Hände in den warmen Luftstrahl des Trockners.
    Ich stürmte an ihnen vorbei zu den Toiletten. Es waren sechs Kabinen, die bis auf die vierte allesamt offen standen. Ich klopfte an die Tür.
    »Mal langsam!«, rief eine Männerstimme. »Ich brauche noch ’ne Minute!«
    »Was treiben Sie da drin?«
    »Was geht Sie das an?«
    Ich spähte durch den Spalt zwischen Tür und Boden und erblickte einen beleibten Mann, der auf dem Klo saß. Allein, daran bestand nicht der geringste Zweifel.
    »Verpiss dich!«, bellte der Mann.
    Um ein Haar glitt ich auf den nassen Fliesen aus, als ich wieder nach draußen lief. Die gleißende Sonne blendete mich. Ein Gefühl der Mutlosigkeit erfasste mich beim Anblick all der Menschen, die an mir vorbeiströmten.
    Ethan konnte überall sein.
    Ich hatte keine Ahnung, in welcher Richtung ich suchen sollte, aber egal – alles war besser, als nichts zu tun. Ich lief zur nächstgelegenen Achterbahn, dem Humdinger, vor dem sich etwa hundert Leute für die nächste Fahrt angestellt hatten. Ich ließ den Blick über die Wartenden schweifen, hielt Ausschau nach unserem Buggy, nach Ethan.
    Nichts. Weiter vorn befand sich Kidland Adventure, der Teil des Parks mit den Karussells für die kleinen Kinder. Aber die Vorstellung war völlig idiotisch – warum sollte jemand Ethan entführen, um anschließend mit ihm Karussell fahren zu gehen? Es sei denn, jemand hatte sich den Buggy geschnappt und war schnurstracks weitermarschiert, ohne einen Blick in den Kinderwagen zu werfen. Einmal, im Einkaufszentrum, war es mir beinahe selbst passiert. Diese dämlichen Buggys glichen einander wie ein Ei dem anderen.
    Einige Meter vor mir erspähte ich eine pummelige Frau mit einem Buggy, der unserem zum Verwechseln ähnlich sah. Ich hetzte los, holte sie ein und warf einen Blick in den Kinderwagen.
    Es war ein etwa dreijähriges Mädchen in einem rosaroten Kleid, deren Gesicht mit roten und grünen Punkten bemalt war.
    »Haben Sie irgendwelche Probleme, Mister?«, fragte die Frau.
    »Entschuldigung«, sagte ich und lief weiter, während ich unablässig Ausschau nach Ethan und unserem Buggy hielt.
    Dann fiel mir der nächste ins Auge. Ein blauer Kinderwagen, in dessen Korb eine kleine Leinentasche lag.
    Der Buggy stand herrenlos auf dem Weg. Ob sich ein

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