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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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Tür zu einem Allerheiligsten.
    »Halt!«, rief Franklin plötzlich, als die Lücke halb geöffnet war. »Pass auf!«
    An der inneren Türfüllung entdeckten sie den grauenhaft gekreuzigten Studenten Oscar Stapleton, der leblos, mit hängendem Kopf und blutgetränkten Kleidern dort hing. Der Anführer des Klubs der Schreiber hatte drei Einschusslöcher im Brustkorb.
    Wieder stürzte Frank zu Mary, um die Schreie des Mädchens zu ersticken, das zu Boden glitt.
    »Ich will nicht dort hineingehen …«, jammerte sie. »Ich will nicht mehr … was ist hier los?«
    »Du musst mich führen, Mary. Steh auf. Ohne dich kann ich nichts machen. Wir müssen handeln, ich bitte dich! Er kann noch andere töten. Bring mich in die unterirdischen Gänge.«
    Schließlich stand das Mädchen mehr automatisch als mit Absicht wieder auf. Sie erbrach sich beinahe, als sie Stapletons Leiche streifte.
    Franklin berührte mit Melanchthons Waffe in der Hand das Blut des jungen Mannes. Es war lauwarm.
    Dann war es stockfinster. Mary tastete mit der Hand an der Wand entlang und fand einen Schalter. Glühbirnen gingen an. Nackt an einem Draht. Durch die geöffnete Tür wehte ein starker Luftzug. Die Lichtquellen begannen zu schwanken.
    Frank und Mary stiegen etwa dreißig Stufen hinab. Sie waren außer Atem, ihre Hemden schweißnass. Sie gelangten in einen Raum, der mit Wandteppichen mit indischen Mustern ausgekleidet war.
    Andere Nischen im englischen Kolonialstil oder sogar mittelalterlich dekoriert folgten. Dann nahmen die Feuchtigkeit und die Dunkelheit zu. Die moosbewachsenen alten Steine gewannen wieder die Oberhand. Und überall schaukelten kleine nackte Glühbirnen wie Gehängte unter dem Gewölbe.
    An manchen Stellen gab es in den Wänden natürliche Nischen, die durch lange zurückliegende Erdrutsche entstanden waren. In einer dieser Nischen fand Franklin den eingerollten Leichnam von Liebermann. Mit einer Kugel in der rechten Schläfe. Wie ein zusammengeknüllter Lumpen in dem engen Raum. Der arme Junge glich einem Fötus.
    Plötzlich wurde Frank bewusst, welche absolute Katastrophe sich hier abspielte. Durrisdeer, die Studenten, die Eltern, der Skandal, die plötzliche Wendung gegen das FBI …
    »Soweit haben wir Boz kommen lassen …«, dachte er bei sich. »Letzten Endes haben wir ihm alles auf einem Silbertablett präsentiert …«
    Noch nie hatte Frank sein Herz so heftig klopfen spüren. Die Waffe in seiner Hand zitterte. Es waren seine Schüler, die er der Reihe nach entdeckte, seine ermordeten Schüler.
    Nun entdeckte auch Mary Liebermann. Dieses Mal kippte ihr Oberkörper nach vorne und sie erbrach sich.
    »Gehen wir weiter, ich bitte dich«, flehte Frank. »Uns bleibt noch eine Chance, zwei von ihnen zu retten.«
    An einer Tunnelkreuzung zeigte sie auf eine halb geöffnete Eisentür.
    »Das war Iacobs Tresor«, flüsterte sie. »Nach seinem Tod fand man mehr als fünfhunderttausend damalige Dollar darin. Golddollar. Ein Vermögen.«
    Franklin legte den Eingang frei. Auf dem Boden in dem Betontresor: ein frisch gebackenes Mitglied des Klubs der Schreiber, Macaulay Hornbill. Auch er so kalt wie seine Gefährten.
    Marys Herz raste. Sie bekam kaum noch Luft.
    »Ich kann nicht mehr«, stöhnte sie.
    Sie glitt mit dem Rücken an der Wand entlang zu Boden.
    »Ich gehe keinen Schritt mehr weiter.«
    Sie zeigte auf den rechten Weg.
    »Das ist der Weg. Es ist nicht mehr weit. Ich kehre um. Ich kehre um, verzeih …«
    Sie rappelte sich wieder auf die Beine und lief in entgegengesetzter Richtung davon. Sie bewegte sich wie eine Betrunkene, am Ende ihrer Kräfte prallte sie gegen die Wände des Tunnels.
    »Pass auf!«
    Franklin rief die Worte in schrecklicher Angst. Durfte er sie allein lassen? Ohne zu wissen, wo Boz sich herumtrieb?
    Er beschloss zu rennen. Geradeaus ins Dunkel. Die Glühbirnen wurden immer seltener. Am Ende verschwanden sie vollkommen. An ihre Stelle traten kleine Öffnungen in der Decke, durch die ein wenig Luft und das Blau des Himmels drangen.
    Im Lichtschein einer dieser Öffnungen fand Franklin einen Overall. Einen Männeroverall aus schwarzem PVC. Er war durchtränkt. Mit Blut. Ebenfalls noch lauwarm.
    Weiter weg lag ein Fleischermesser. Voller Blut. Und dann eine Hand. Sauber abgetrennt. Obwohl Franklin mit ganzer Kraft die Luft einsog, hatte auch er das Gefühl zu ersticken …
    Sein Fuß traf auf Jonathan Marlowes Kopf. Enthauptet. Der Rest des Körpers war in den Tunnel hineingeschleudert worden.
    In der

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