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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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Texas erworben hatte. Das alles filmte er, schrieb es nieder und machte sich diese wahren Details zu eigen, um sie anschließend stolz in seine Romane einfließen zu lassen. Alles, was er veröffentlicht hat, hat er eigenhändig ausprobiert.«
    Der Ton ihrer Stimme wurde mit jeder von Boz begangenen Horrortat härter.
    »Was die vierundzwanzig Toten angeht, die Sie in der Nähe von Concord entdeckt haben, so scheint es, als wären sie die Letzten gewesen, die ihm noch blieben. Aus einem Grund, den wir noch nicht kennen, hat er beschlossen, sie loszuwerden. Boz bricht alle Brücken hinter sich ab. Aber auch das auf eine Weise, die sich noch zu einem Roman verarbeiten ließ. Verkleidet als Sektenopfer oder Kollektivselbstmord … Stoff für den Kreis der Selbstmörder !«
    Das war’s. Die Messe war gelesen. Boz war wirklich Boz. Ein langes Schweigen senkte sich auf den Raum herab. Wirklich ein Meisterwerk seiner Art.
    Die zwei Janitscharen standen weiter steif, ohne jede Regung hinter der Frau, während sie halb auf dem Tischrand saß. Ihr Vortrag fand schnell einen Weg in Sheridans und Franklins Gehirn. Sie waren sprachlos. Dass Boz sich als Mörder entpuppte, nun gut. Das war bereits ihre Vermutung gewesen. Aber vor der Nase der mächtigsten Behörde des Landes, und das seit Jahren!
    »Und man kann wirklich gar nichts machen ?«, murmelte Franklin schüchtern.
    Die Frau lächelte.
    »Willkommen in meinem Leben, Professor.« Die Agentin steckte die Fotos in die Mappe zurück und reichte sie Colby.
    »Jetzt, meine Herren, habe ich alles ausgepackt. Nun können Sie meine erste Frage beantworten: Was hatten Sie in Dovington zu suchen?«
    Die Frau ließ Gläser mit Wasser bringen. Die beiden Männer tranken ausgiebig. Franklin erhielt auf seine Bitte hin außerdem ein Schmerzmittel und eine entzündungshemmende Salbe.
    Sheridan erklärte: »Ich hatte ungefähr erraten, was Sie uns über Ben O. Boz gesagt haben.«
    »Ich weiß«, antwortete Patricia.
    Sie betätigte den Wiedergabeknopf des Tonbandgeräts auf dem Tisch. Die Stimme des Colonels ertönte: »Nimmt man das als Ausgangspunkt, dann habe ich es nicht mehr mit einem schlichten Krimiautor zu tun, der von ein paar Opfern gelesen wurde, sondern mit einem obskuren, mysteriösen Typ, der sich seltsam gut auskennt mit Entführungen, Folter und Gewalt an Menschen!«
    Es war sein Gespräch mit Franklin, das von Wanzen in seinem Büro aufgenommen worden sein musste. Man hörte die Stimme des Professors, die protestierte: »Warten Sie! Er ist immerhin Kriminalschriftsteller. Es ist seine Aufgabe, solche Dinge zu wissen.«
    Die zwei Männer blickten sich an. Sheridan schluckte die Kröte. Er hätte den gleichen Übergriff für seine Ermittlungen begangen. In ruhigem Ton nahm er den Faden wieder auf.
    »Mir war auch klar, dass ich als Cop mich Boz nicht nähern konnte. Also habe ich nach einer passenden Person gesucht. Dabei bin ich auf Frank Franklin gestoßen.«
    Melanchthon nickte zustimmend und sah den jungen Mann dabei an.
    »Raffiniert«, gab sie zu. »Ein Professor. Ein Autor.«
    Aber damit endete ihr Billigung.
    »Es wird nicht funktionieren. Wir haben diese Strategie bereits ausgeschöpft: falsche Journalisten, Frauen, die wir in sein Bett bugsiert haben, begeisterte Leser, das ganze Spektrum möglicher Fallen! Er hat nie angebissen. Er ist misstrauisch. Boz lebt allein und abgeschottet, er hat sehr wenige Bekanntschaften oder Freunde. Er ist ein menschlicher Bunker.«
    Sheridan gab nicht auf.
    »Vielleicht waren Ihre Maulwürfe nicht so überzeugend wie Franklin? Heute Morgen in Dovington hat er einen Umschlag mit einem Exemplar seines Buchs und der Bitte um eine Unterredung in den Briefkasten geworfen. Das war seine Idee. Frank schreibt ihm, er wolle für sein neues Buch ein Kapitel über ihn verfassen. Das ist unser Köder.«
    Melanchthon wirkte nicht beeindruckt und stieß nur ein barsches »Klappt nicht« aus.
    Die Männer wirkten enttäuscht.
    »Was wir im Augenblick wollen, ist, dass Sie sich aus der Geschichte verabschieden. Vollständig. Sheridan, Sie haben reichlich aufgeschobene Fälle auf Ihrem Schreibtisch, kehren Sie dorthin zurück. Franklin, fahren Sie zu Ihren Schülern zurück und verlassen Sie sie nicht mehr. Ich habe Sie beide in Einzelheiten dieser Ermittlungen eingeweiht, weil ich weiß, dass Sheridan nach zwei Monaten Verfolgungsjagd einen solchen Brocken nicht auf eine bloße Drohung meinerseits hin fallen lässt. Jetzt wissen Sie beide, worum

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